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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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bis dahin werdet ihr zusammen gehn. Das wenigstens war ehrlich. Aber ihr
seid jetzt in ihren Händen, ohne es zu wissen; die Majorität des Reichstags, die
Ruhe in Böhmen habt ihr abhängig gemacht von dem guten Willen Palacky's und
seiner Freunde, seht zu wie lange euch der bleibt. Und wenn die unbilligen For¬
derungen der Czechen euch endlich nahe rücken --und ich versichre euch, sie werden
kommen, welche Künste habt ihr dann noch übrig, sie im Zaume zu halten? das
Recht? ihr habt seinen Gang in Prag gehemmt Gewalt? Ihr HM den Cze-
chen gezeigt , daß ihr nicht stark seid und wie man eure Feldherrn discreditiren
kann. Geht mir, ihr Höflinge, euer schwarzgelb ist die Farbe der Schwäche,
der Intrigue, des Verraths.

Wenn es möglich wäre, daß die verständigen guten Gestaltungen einer Zeit
zwischen den Parteien grade herausschießen könnten, wie der Blüthenstengel aus
den entgegenstehenden Blättern, dann wäre Hoffnung für mein Baterland. Aber
die Parteien, welche jetzt bei uns einander gegenüberstehen, sind beide nicht fä¬
hig, Lebendiges schaffen zu helfen , eine neue treibende Kraft muß uns kommen,
neue Männer, neue Prinzipien. Woher? woher? -- Käme aber diese Partei,
sie würde aus dem gebrochenen Schein unserer bunten Farben heraustreten in klare
Besonnenheit, in das weiße Licht der Vernünftigen, und der Wahlspruch dieser
K. neuen Demokratie wäre: Organisation des Volkes.




Die Krofefforenversammlttng zu Jena,
vom 2>> bis 24. September.



Man versammelte sich am 21. Morgens " Uhr. Der Prorector von Jena
sprach einleitende Worte; die Präsenzliste wurde verlesen, darunter interessante
Namen: Thiersch, Vangerow, v. Ringseis u. a.

Außer den Abgeordneten war eine Zahl von Universitätslehrern anwesend,
die ihrem eigenen Rufe folgte,", die meisten natürlich aus Jena. Als man die
Universitäten durchging, welche der Jenaischen Einladung Folge geleistet, vermißte
man zunächst Brunn, welches gnr keine Antwort gegeben, bis ein östreichischer
Deputirter mit der Auskunft auftrat, in Brünn sei gar keine Universität. Berlin
und die ordentlichen Professoren von Halle hatten abgelehnt, mit der Bemerkung,
die Versammlung trage einen repräsentativen Charakter (soll wohl heißen: sie be¬
anspruche Autonomie), wolle Anträge stellen an die Centralgewalt mit Uebergehung
der einheimischen Behörden:c. Diese Selbstausschließung eines Theils der preußi¬
schen Universitätslehrer, vomUnterrichtsministerverwescr Anfangs gut geheißen, war sehr


Sttiizbottn. IV. 2

bis dahin werdet ihr zusammen gehn. Das wenigstens war ehrlich. Aber ihr
seid jetzt in ihren Händen, ohne es zu wissen; die Majorität des Reichstags, die
Ruhe in Böhmen habt ihr abhängig gemacht von dem guten Willen Palacky's und
seiner Freunde, seht zu wie lange euch der bleibt. Und wenn die unbilligen For¬
derungen der Czechen euch endlich nahe rücken —und ich versichre euch, sie werden
kommen, welche Künste habt ihr dann noch übrig, sie im Zaume zu halten? das
Recht? ihr habt seinen Gang in Prag gehemmt Gewalt? Ihr HM den Cze-
chen gezeigt , daß ihr nicht stark seid und wie man eure Feldherrn discreditiren
kann. Geht mir, ihr Höflinge, euer schwarzgelb ist die Farbe der Schwäche,
der Intrigue, des Verraths.

Wenn es möglich wäre, daß die verständigen guten Gestaltungen einer Zeit
zwischen den Parteien grade herausschießen könnten, wie der Blüthenstengel aus
den entgegenstehenden Blättern, dann wäre Hoffnung für mein Baterland. Aber
die Parteien, welche jetzt bei uns einander gegenüberstehen, sind beide nicht fä¬
hig, Lebendiges schaffen zu helfen , eine neue treibende Kraft muß uns kommen,
neue Männer, neue Prinzipien. Woher? woher? — Käme aber diese Partei,
sie würde aus dem gebrochenen Schein unserer bunten Farben heraustreten in klare
Besonnenheit, in das weiße Licht der Vernünftigen, und der Wahlspruch dieser
K. neuen Demokratie wäre: Organisation des Volkes.




Die Krofefforenversammlttng zu Jena,
vom 2>> bis 24. September.



Man versammelte sich am 21. Morgens » Uhr. Der Prorector von Jena
sprach einleitende Worte; die Präsenzliste wurde verlesen, darunter interessante
Namen: Thiersch, Vangerow, v. Ringseis u. a.

Außer den Abgeordneten war eine Zahl von Universitätslehrern anwesend,
die ihrem eigenen Rufe folgte,», die meisten natürlich aus Jena. Als man die
Universitäten durchging, welche der Jenaischen Einladung Folge geleistet, vermißte
man zunächst Brunn, welches gnr keine Antwort gegeben, bis ein östreichischer
Deputirter mit der Auskunft auftrat, in Brünn sei gar keine Universität. Berlin
und die ordentlichen Professoren von Halle hatten abgelehnt, mit der Bemerkung,
die Versammlung trage einen repräsentativen Charakter (soll wohl heißen: sie be¬
anspruche Autonomie), wolle Anträge stellen an die Centralgewalt mit Uebergehung
der einheimischen Behörden:c. Diese Selbstausschließung eines Theils der preußi¬
schen Universitätslehrer, vomUnterrichtsministerverwescr Anfangs gut geheißen, war sehr


Sttiizbottn. IV. 2
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/17>, abgerufen am 25.12.2024.