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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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russischen Gesandten in Frankfurt, worin dieser beauftragt ist, dem Bundestag die
völlige Uebereinstimmung seines Hofes mit den von Preußen und Oesterreich der
Versammlung mitgetheilten Ansichten*) in Betreff Krakau'S und des Völkerrechts
nach den Verträgen von 1815, zu erklären. Der Kaiser habe das Bedürfniß
gefühlt >Je coustAter um- uns mnnii'e Station oliieiellv Rentier"
solidiliitv <ini 1^,'nun ir Kes lieux ^Ilios ^Ilemainls, t-me hin-cette que-
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Ueber die hohe Bedeutung dieser Demonstration, welche unmittelbar nach
dem Schlüsse der preußischen Ständeversammlung und unmittelbar
vor Eröffnung der schweizerischen Tagsatzung die Solidarität der drei
östlichen Großmächte und des deutschen Bundes für das Bestehen der Verträge
von 1815 verkündet, behalte ich mir vor, später einige Andeutungen zu geben.


IV.

Postverbindung mit London. -- Ein altes Ghasel. -- Festungswerke. --
Eisenbahnunfälle.

Die Sendung des Hosraths Esch von der k. k. allgemeinen Hofkammcr nach
Berlin, wegen Anknüpfung von Unterhandlungen zur Erleichterung der gegensei¬
tigen Verhältnisse zwischen Oesterreich und den Staaten des Zollvereins haben in
Bezug auf das Postwesen schon zu einigen guten Resultaten geführt, die ohne
umfassendere Erfolge abzuwarten, auch sogleich in Wirksamkeit traten. Dahin
gehört die Kundmachung der Obcrpostverwaltuug, wornach hinfort Briefe nach
England entweder über Frankreich oder Preußen gesendet werden können; der
letztere Weg ist mit einer Zeitersparnis? von 24 bis 48 Stunden verknüpft
(fünf Tage in der Woche 24, zwei Tage aber 48 Stunden) und alle nicht
frankirten Briefe nehmen diese Richtung, anch wenn dieselbe nicht auf der Adresse
bemerkt ist.

In einem Hause der Vorstadt Spitclberg hat man an der Wand eines bis-
jetzt als Rumpelkammer benutzten Gemaches ein arabisches Gedicht entdeckt, das
unfehlbar ans der Zeit der letzten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre
1K83 herstammt und vielleicht einen Schöngeist unter den Janitscharen zum Ver¬
fasser hatte. Die Vorstadt Spitclberg ist eine der ältesten der Hauptstadt und
ihre Lage im Angesicht des jetzigen Burgthors, wo damals die Löwelbastei war,
die von den Muselmännern am grimmigsten gestürmt wurde, erklärt am Besten
den Ursprung jener Ghaselc, deren Erhaltung im Laufe voller 164 Jahre am
meisten befremden muß. Auch 180!" war es die Löwclbastu, die von den
Franzosen am heftigsten beschossen ward, da sie in den gegenüberstehenden



*) Die betreffenden Aktenstücke waren dem Petersburger Kabinet vorher mitgetheilt
worden.

russischen Gesandten in Frankfurt, worin dieser beauftragt ist, dem Bundestag die
völlige Uebereinstimmung seines Hofes mit den von Preußen und Oesterreich der
Versammlung mitgetheilten Ansichten*) in Betreff Krakau'S und des Völkerrechts
nach den Verträgen von 1815, zu erklären. Der Kaiser habe das Bedürfniß
gefühlt >Je coustAter um- uns mnnii'e Station oliieiellv Rentier«
solidiliitv <ini 1^,'nun ir Kes lieux ^Ilios ^Ilemainls, t-me hin-cette que-
stion s^ecinle, ,^ne 8ur tmitvs «x-IIes ijno so metre!>ent lui mnintien do
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Ueber die hohe Bedeutung dieser Demonstration, welche unmittelbar nach
dem Schlüsse der preußischen Ständeversammlung und unmittelbar
vor Eröffnung der schweizerischen Tagsatzung die Solidarität der drei
östlichen Großmächte und des deutschen Bundes für das Bestehen der Verträge
von 1815 verkündet, behalte ich mir vor, später einige Andeutungen zu geben.


IV.

Postverbindung mit London. — Ein altes Ghasel. — Festungswerke. —
Eisenbahnunfälle.

Die Sendung des Hosraths Esch von der k. k. allgemeinen Hofkammcr nach
Berlin, wegen Anknüpfung von Unterhandlungen zur Erleichterung der gegensei¬
tigen Verhältnisse zwischen Oesterreich und den Staaten des Zollvereins haben in
Bezug auf das Postwesen schon zu einigen guten Resultaten geführt, die ohne
umfassendere Erfolge abzuwarten, auch sogleich in Wirksamkeit traten. Dahin
gehört die Kundmachung der Obcrpostverwaltuug, wornach hinfort Briefe nach
England entweder über Frankreich oder Preußen gesendet werden können; der
letztere Weg ist mit einer Zeitersparnis? von 24 bis 48 Stunden verknüpft
(fünf Tage in der Woche 24, zwei Tage aber 48 Stunden) und alle nicht
frankirten Briefe nehmen diese Richtung, anch wenn dieselbe nicht auf der Adresse
bemerkt ist.

In einem Hause der Vorstadt Spitclberg hat man an der Wand eines bis-
jetzt als Rumpelkammer benutzten Gemaches ein arabisches Gedicht entdeckt, das
unfehlbar ans der Zeit der letzten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre
1K83 herstammt und vielleicht einen Schöngeist unter den Janitscharen zum Ver¬
fasser hatte. Die Vorstadt Spitclberg ist eine der ältesten der Hauptstadt und
ihre Lage im Angesicht des jetzigen Burgthors, wo damals die Löwelbastei war,
die von den Muselmännern am grimmigsten gestürmt wurde, erklärt am Besten
den Ursprung jener Ghaselc, deren Erhaltung im Laufe voller 164 Jahre am
meisten befremden muß. Auch 180!» war es die Löwclbastu, die von den
Franzosen am heftigsten beschossen ward, da sie in den gegenüberstehenden



*) Die betreffenden Aktenstücke waren dem Petersburger Kabinet vorher mitgetheilt
worden.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/93>, abgerufen am 28.07.2024.