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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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außer seinen Quellen besitzt dieses nicht das Mindeste. Dazu liegt es ganz ver¬
schlossen in einem Seitenthale des Schwarzwaldes und hat sogar keine" Durch,
gangsverkehr, den Heidelberg, ein mehreren großen Straßen gelegen, ziemlich be¬
deutend besitzt. Da nun auch letzterer Ort besonders in jüngster Zeit wie gesagt
viel von Fremden besucht wird, so ist eine viel größere Lebhaftigkeit und Verkehr
auf deu Straßen daselbst, als in Baden während der glänzendsten Zeit der
Saison im Allgemeinen herrscht. Freilich so belebte Plätze wie der vor dem Con-
versatioushause zu Bade", wo an schönen Sommerabenden sich oft Tausende zu¬
sammendrängen, oder auch nur wie die Lichtenthaler Allee von 6 bis 7 Uhr bei
heiterem Wetter ist, har Heidelberg nicht auszuweisen.

Was die Hotels betrifft, so hat Heidelberg bereu zwar viel weniger vom ersten
Rang wie Baden, und die es hat siud auch nicht so groß wie daselbst, sonst aber
eben so elegant eingerichtet nud den verwöhntesten Anforderungen genügend. Der
"Prinz Carl" und der "Badische und Holländische Hof" daselbst können es mit
jedem Badener Gasthause aufnehmen. Die Preise sind überall so ziemlich gleich,
vielleicht ein wenig höher noch in Baden, obgleich dasselbe sonst als Bad gerade
nicht so sehr theuer ist, ja gewissermaßen sogar wohlfeil genannt werden kann.

Es ist schon viel über die Lage und Umgebung beider Städte gesprochen und
gestritten worden, und besonders behauptet jede selbst sehr eifersüchtig hierin, einen
großen Vorzug vor der audern zu besitzen. Es ist dies aber uicht der Fall, denn
es hängt sehr vom Geschmack ab, und ist mit einiger Unparteilichkeit im Allge¬
meinen gar nicht zu entscheiden, ob Baden oder Heidelberg schöner gelegen sei.
Jede hat ihre eigenen Reize, ihre besonderen Eigenthümlichkeiten, übertrifft in ein¬
zelnen Sachen die Nebenbuhlerin, wird aber in der anderen minder von ihr be¬
siegt. Darin nur komme" Beide überein, daß sie überaus lieblich gelegen und
daß ihre nahe wie ferne Umgebung so reich vou der Natur mit Vorzügen aller
Art geschmückt sind, wie nur wenige andere Städte Deutschlands sich deren rüh¬
men können. Sowohl Heidelberg wie Baden liegen am Anfang eines Thales,
was sich von der Rheinebene aus tiefer in das Gebirge zu hinein zieht und sind
auch beide ziemlich gleich ungefähr zwei Meilen vom Rhein, halb diesem Fürsten
der deutschen Flüsse entfernt. Der "Odenwald" ist das Gebirge was Heidelberg,
der "Schwarzwald", das was Baden umschließt. Beide Orte haben ferner auch
das miteinander gemein, daß sie lang und schmal zwischen Fluß und Berg gebet¬
tet, ja sich mit einem Theile ihrer Straßen an Letzterem hinaufziehen und so von
bergiger Bauart siud. Doch ist dies bei Baden, wo der Haupttheil der Stadt
Mit Markt und Kirche auf dem Berge liegt, mehr als bei Heidelberg der Fall,
Was nur unbedeutende Seitengassen bergauf steigend hat, mit seineu Hauptplätzen
und Straßen aber ganz in der Ebene liegt. Ueberhaupt ist das Thal bei Heidel¬
berg viel breiter, als bei Baden, wo es theilweise nur sehr enge, gleich unmittel¬
bar an beiden Seiten des Ortes sich beträchtlich erweitert. Was den Fluß nahe-


außer seinen Quellen besitzt dieses nicht das Mindeste. Dazu liegt es ganz ver¬
schlossen in einem Seitenthale des Schwarzwaldes und hat sogar keine» Durch,
gangsverkehr, den Heidelberg, ein mehreren großen Straßen gelegen, ziemlich be¬
deutend besitzt. Da nun auch letzterer Ort besonders in jüngster Zeit wie gesagt
viel von Fremden besucht wird, so ist eine viel größere Lebhaftigkeit und Verkehr
auf deu Straßen daselbst, als in Baden während der glänzendsten Zeit der
Saison im Allgemeinen herrscht. Freilich so belebte Plätze wie der vor dem Con-
versatioushause zu Bade», wo an schönen Sommerabenden sich oft Tausende zu¬
sammendrängen, oder auch nur wie die Lichtenthaler Allee von 6 bis 7 Uhr bei
heiterem Wetter ist, har Heidelberg nicht auszuweisen.

Was die Hotels betrifft, so hat Heidelberg bereu zwar viel weniger vom ersten
Rang wie Baden, und die es hat siud auch nicht so groß wie daselbst, sonst aber
eben so elegant eingerichtet nud den verwöhntesten Anforderungen genügend. Der
„Prinz Carl" und der „Badische und Holländische Hof" daselbst können es mit
jedem Badener Gasthause aufnehmen. Die Preise sind überall so ziemlich gleich,
vielleicht ein wenig höher noch in Baden, obgleich dasselbe sonst als Bad gerade
nicht so sehr theuer ist, ja gewissermaßen sogar wohlfeil genannt werden kann.

Es ist schon viel über die Lage und Umgebung beider Städte gesprochen und
gestritten worden, und besonders behauptet jede selbst sehr eifersüchtig hierin, einen
großen Vorzug vor der audern zu besitzen. Es ist dies aber uicht der Fall, denn
es hängt sehr vom Geschmack ab, und ist mit einiger Unparteilichkeit im Allge¬
meinen gar nicht zu entscheiden, ob Baden oder Heidelberg schöner gelegen sei.
Jede hat ihre eigenen Reize, ihre besonderen Eigenthümlichkeiten, übertrifft in ein¬
zelnen Sachen die Nebenbuhlerin, wird aber in der anderen minder von ihr be¬
siegt. Darin nur komme» Beide überein, daß sie überaus lieblich gelegen und
daß ihre nahe wie ferne Umgebung so reich vou der Natur mit Vorzügen aller
Art geschmückt sind, wie nur wenige andere Städte Deutschlands sich deren rüh¬
men können. Sowohl Heidelberg wie Baden liegen am Anfang eines Thales,
was sich von der Rheinebene aus tiefer in das Gebirge zu hinein zieht und sind
auch beide ziemlich gleich ungefähr zwei Meilen vom Rhein, halb diesem Fürsten
der deutschen Flüsse entfernt. Der „Odenwald" ist das Gebirge was Heidelberg,
der „Schwarzwald", das was Baden umschließt. Beide Orte haben ferner auch
das miteinander gemein, daß sie lang und schmal zwischen Fluß und Berg gebet¬
tet, ja sich mit einem Theile ihrer Straßen an Letzterem hinaufziehen und so von
bergiger Bauart siud. Doch ist dies bei Baden, wo der Haupttheil der Stadt
Mit Markt und Kirche auf dem Berge liegt, mehr als bei Heidelberg der Fall,
Was nur unbedeutende Seitengassen bergauf steigend hat, mit seineu Hauptplätzen
und Straßen aber ganz in der Ebene liegt. Ueberhaupt ist das Thal bei Heidel¬
berg viel breiter, als bei Baden, wo es theilweise nur sehr enge, gleich unmittel¬
bar an beiden Seiten des Ortes sich beträchtlich erweitert. Was den Fluß nahe-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/481>, abgerufen am 28.07.2024.