Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

bestimmte Träger jener Institutionen, die der Sozialismus bekämpft, der
Staat ist. Z. B. die Kirche hat viele Einrichtungen, welche eine humane
Gesinnung anders haben möchte. Hat aber die Kirche Macht, was sie be¬
ansprucht, factisch zu vertheidigen? Nein, es ist der Staat, der sie trägt;
uur in so fern der Staat den Willen der Kirche sanctionirt, hat dieser Wille
Geltung. Ferner: die Herstellung eines bessern Systems der Arbeit und
des Lohnes ist uur durch Association möglich; können nun die Sozialisten
eine solche herbeiführen? Nein, der Staat wehrt es ihnen. Wollen sie Ver-
änderungen im Institut der Ehe? Der Staat ist es wieder, dessen Wille
auch hier entscheidet.

Es ist einmal so, der Staat hat alle wesentlichen Lebensthätigkeiten in
sich absorbirt, und weit entfernt, darüber zu grollen, müssen wir das als
ein Heil anerkennen, denn nun haben wir ein bestimmtes Object, tu welchem
alle Tendenzen der Freiheit sich berühren.

Hebt die Unfreiheit des politischen Lebens auf, so ist damit freilich
noch nicht alles gethan, noch das Glück der Menschheit nicht hergestellt;
aber der wichtigste Schritt ist geschehen: es ist dann Freiheit da, die weitern
Wünsche, Ansprüche und Rechte aller Klassen des Volks auf ordnungsmäßige
Weise ihrem Ziel näher zu bringen.




37"

bestimmte Träger jener Institutionen, die der Sozialismus bekämpft, der
Staat ist. Z. B. die Kirche hat viele Einrichtungen, welche eine humane
Gesinnung anders haben möchte. Hat aber die Kirche Macht, was sie be¬
ansprucht, factisch zu vertheidigen? Nein, es ist der Staat, der sie trägt;
uur in so fern der Staat den Willen der Kirche sanctionirt, hat dieser Wille
Geltung. Ferner: die Herstellung eines bessern Systems der Arbeit und
des Lohnes ist uur durch Association möglich; können nun die Sozialisten
eine solche herbeiführen? Nein, der Staat wehrt es ihnen. Wollen sie Ver-
änderungen im Institut der Ehe? Der Staat ist es wieder, dessen Wille
auch hier entscheidet.

Es ist einmal so, der Staat hat alle wesentlichen Lebensthätigkeiten in
sich absorbirt, und weit entfernt, darüber zu grollen, müssen wir das als
ein Heil anerkennen, denn nun haben wir ein bestimmtes Object, tu welchem
alle Tendenzen der Freiheit sich berühren.

Hebt die Unfreiheit des politischen Lebens auf, so ist damit freilich
noch nicht alles gethan, noch das Glück der Menschheit nicht hergestellt;
aber der wichtigste Schritt ist geschehen: es ist dann Freiheit da, die weitern
Wünsche, Ansprüche und Rechte aller Klassen des Volks auf ordnungsmäßige
Weise ihrem Ziel näher zu bringen.




37"
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184445"/>
          <p xml:id="ID_926" prev="#ID_925"> bestimmte Träger jener Institutionen, die der Sozialismus bekämpft, der<lb/>
Staat ist. Z. B. die Kirche hat viele Einrichtungen, welche eine humane<lb/>
Gesinnung anders haben möchte. Hat aber die Kirche Macht, was sie be¬<lb/>
ansprucht, factisch zu vertheidigen? Nein, es ist der Staat, der sie trägt;<lb/>
uur in so fern der Staat den Willen der Kirche sanctionirt, hat dieser Wille<lb/>
Geltung. Ferner: die Herstellung eines bessern Systems der Arbeit und<lb/>
des Lohnes ist uur durch Association möglich; können nun die Sozialisten<lb/>
eine solche herbeiführen? Nein, der Staat wehrt es ihnen. Wollen sie Ver-<lb/>
änderungen im Institut der Ehe? Der Staat ist es wieder, dessen Wille<lb/>
auch hier entscheidet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_927"> Es ist einmal so, der Staat hat alle wesentlichen Lebensthätigkeiten in<lb/>
sich absorbirt, und weit entfernt, darüber zu grollen, müssen wir das als<lb/>
ein Heil anerkennen, denn nun haben wir ein bestimmtes Object, tu welchem<lb/>
alle Tendenzen der Freiheit sich berühren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_928"> Hebt die Unfreiheit des politischen Lebens auf, so ist damit freilich<lb/>
noch nicht alles gethan, noch das Glück der Menschheit nicht hergestellt;<lb/>
aber der wichtigste Schritt ist geschehen: es ist dann Freiheit da, die weitern<lb/>
Wünsche, Ansprüche und Rechte aller Klassen des Volks auf ordnungsmäßige<lb/>
Weise ihrem Ziel näher zu bringen.</p><lb/>
          <note type="byline"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 37"</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0285] bestimmte Träger jener Institutionen, die der Sozialismus bekämpft, der Staat ist. Z. B. die Kirche hat viele Einrichtungen, welche eine humane Gesinnung anders haben möchte. Hat aber die Kirche Macht, was sie be¬ ansprucht, factisch zu vertheidigen? Nein, es ist der Staat, der sie trägt; uur in so fern der Staat den Willen der Kirche sanctionirt, hat dieser Wille Geltung. Ferner: die Herstellung eines bessern Systems der Arbeit und des Lohnes ist uur durch Association möglich; können nun die Sozialisten eine solche herbeiführen? Nein, der Staat wehrt es ihnen. Wollen sie Ver- änderungen im Institut der Ehe? Der Staat ist es wieder, dessen Wille auch hier entscheidet. Es ist einmal so, der Staat hat alle wesentlichen Lebensthätigkeiten in sich absorbirt, und weit entfernt, darüber zu grollen, müssen wir das als ein Heil anerkennen, denn nun haben wir ein bestimmtes Object, tu welchem alle Tendenzen der Freiheit sich berühren. Hebt die Unfreiheit des politischen Lebens auf, so ist damit freilich noch nicht alles gethan, noch das Glück der Menschheit nicht hergestellt; aber der wichtigste Schritt ist geschehen: es ist dann Freiheit da, die weitern Wünsche, Ansprüche und Rechte aller Klassen des Volks auf ordnungsmäßige Weise ihrem Ziel näher zu bringen. 37"

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/285
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/285>, abgerufen am 01.09.2024.