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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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spanischer Papiere bekümmernd in Brückenan's herrlichen! Bade Ruhe und
Erholung suchen. Hier wird ihnen das Getümmel der Menge, die nur se¬
hen und gesehen werden will, nicht lästig, sie finden bald einen Kreis von
Freunden, und die Umgebungen des Bades bieten ihnen Gelegenheit zu
Spaziergängen, wie sie dieselben nur selten finden werden.

Wir wollen auch einen kleinen Gang durch Brückenau's Umgebung
machen. Wir verfolgen die englischen Wege des Pfnndsberges und ge¬
langen zu dem Theresienplatze, einer von 80 bis 100 Fuß hohen Bu¬
chen umgebene", geebneten Fläche, von der mau eine der schönsten Aussichten
auf das Thal und das Bad vor sich hat. Hier unter den alten schatten¬
reichen Bäumen hat sie oft geweilt die edle königliche Frau, Baierns
treffliche Landesmutter, in dem freundlichen Kreise ihrer Kinder, da sprangen
muntere Knaben um sie herum, ihr Waldblumen suchend und Beeren, es
waren die jungen Prinzen des bairischen Königshauses, und besonders der
Zweitgeborene, König Otto von Griechenland. Jetzt weilt er einsam in seiner
Königsburg an den Ufern des Ilissus, er mag wohl oft sich seiner unge¬
trübten Jugendzeit erinnern, und dann sehnsüchtig nach Salamis hinüber-
blickcn, ob sich ans seiner Höhe nicht die Rauchwolken des Dampfbootes
zeigen, das ihm Briefe bringt von seiner theuren Mutter, der er eine so
treffliche Erziehung verdankt, und die seinetwillen so viele Thränen schon
vergossen hat. Ach, diese edle Fran hat die Leiden des Lebens gekostet
wie kaum ein anderes Weib.

Doch, eilen wir von diesem Platze, der bittere Erinnerungen in un¬
serer Seele hervorruft, weg, und steigen die Höhe hinan, wo die Grenz¬
steine Baiern und Kurhessen, Nord- und Süddeutschland scheiden, und lagern
uns unter dem alten Birnbäume, die Blicke auf der herrlichen Landschaft ru¬
hen lassend, die sich vor uns ausbreitet. Ziehen wir an einem andern Tage
dnrch den Harthwald, den labynuthische Wege durchschneiden, bis zu
dem Ruhepunkte, welcher, in einem schönen Eichwäldchen gelegen, den Na¬
men des Prinzen Luitpold führt. Da sehen wir vor uus das Dorf Vol¬
kers, über dein sich auf isolirten Bergkegel das friedliche Kloster Vvlkersberg
erhebt, von dem an Sonntagen der Mönch im Bnßgewande herabsteigt, um
in der Kapelle des Kurortes das Opfer der Erlösung zu feiern. Wir wen¬
den uus durch das schattige Dunkel des nahen Bündels wieder abwärts,
und kommen an den Stallban und das Gewächshaus, das vor den könig¬
lichen Hofgarten liegt. In diesen schönen Gärten, welche terrassenförmig
sich erheben, steht ein einfaches Landhaus, die Wohnung Sr. Maj., Kö¬
nig Ludwigs von Baiern, der fast jedes Jahr das Bad Brückemu besucht,


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spanischer Papiere bekümmernd in Brückenan's herrlichen! Bade Ruhe und
Erholung suchen. Hier wird ihnen das Getümmel der Menge, die nur se¬
hen und gesehen werden will, nicht lästig, sie finden bald einen Kreis von
Freunden, und die Umgebungen des Bades bieten ihnen Gelegenheit zu
Spaziergängen, wie sie dieselben nur selten finden werden.

Wir wollen auch einen kleinen Gang durch Brückenau's Umgebung
machen. Wir verfolgen die englischen Wege des Pfnndsberges und ge¬
langen zu dem Theresienplatze, einer von 80 bis 100 Fuß hohen Bu¬
chen umgebene», geebneten Fläche, von der mau eine der schönsten Aussichten
auf das Thal und das Bad vor sich hat. Hier unter den alten schatten¬
reichen Bäumen hat sie oft geweilt die edle königliche Frau, Baierns
treffliche Landesmutter, in dem freundlichen Kreise ihrer Kinder, da sprangen
muntere Knaben um sie herum, ihr Waldblumen suchend und Beeren, es
waren die jungen Prinzen des bairischen Königshauses, und besonders der
Zweitgeborene, König Otto von Griechenland. Jetzt weilt er einsam in seiner
Königsburg an den Ufern des Ilissus, er mag wohl oft sich seiner unge¬
trübten Jugendzeit erinnern, und dann sehnsüchtig nach Salamis hinüber-
blickcn, ob sich ans seiner Höhe nicht die Rauchwolken des Dampfbootes
zeigen, das ihm Briefe bringt von seiner theuren Mutter, der er eine so
treffliche Erziehung verdankt, und die seinetwillen so viele Thränen schon
vergossen hat. Ach, diese edle Fran hat die Leiden des Lebens gekostet
wie kaum ein anderes Weib.

Doch, eilen wir von diesem Platze, der bittere Erinnerungen in un¬
serer Seele hervorruft, weg, und steigen die Höhe hinan, wo die Grenz¬
steine Baiern und Kurhessen, Nord- und Süddeutschland scheiden, und lagern
uns unter dem alten Birnbäume, die Blicke auf der herrlichen Landschaft ru¬
hen lassend, die sich vor uns ausbreitet. Ziehen wir an einem andern Tage
dnrch den Harthwald, den labynuthische Wege durchschneiden, bis zu
dem Ruhepunkte, welcher, in einem schönen Eichwäldchen gelegen, den Na¬
men des Prinzen Luitpold führt. Da sehen wir vor uus das Dorf Vol¬
kers, über dein sich auf isolirten Bergkegel das friedliche Kloster Vvlkersberg
erhebt, von dem an Sonntagen der Mönch im Bnßgewande herabsteigt, um
in der Kapelle des Kurortes das Opfer der Erlösung zu feiern. Wir wen¬
den uus durch das schattige Dunkel des nahen Bündels wieder abwärts,
und kommen an den Stallban und das Gewächshaus, das vor den könig¬
lichen Hofgarten liegt. In diesen schönen Gärten, welche terrassenförmig
sich erheben, steht ein einfaches Landhaus, die Wohnung Sr. Maj., Kö¬
nig Ludwigs von Baiern, der fast jedes Jahr das Bad Brückemu besucht,


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[0237] spanischer Papiere bekümmernd in Brückenan's herrlichen! Bade Ruhe und Erholung suchen. Hier wird ihnen das Getümmel der Menge, die nur se¬ hen und gesehen werden will, nicht lästig, sie finden bald einen Kreis von Freunden, und die Umgebungen des Bades bieten ihnen Gelegenheit zu Spaziergängen, wie sie dieselben nur selten finden werden. Wir wollen auch einen kleinen Gang durch Brückenau's Umgebung machen. Wir verfolgen die englischen Wege des Pfnndsberges und ge¬ langen zu dem Theresienplatze, einer von 80 bis 100 Fuß hohen Bu¬ chen umgebene», geebneten Fläche, von der mau eine der schönsten Aussichten auf das Thal und das Bad vor sich hat. Hier unter den alten schatten¬ reichen Bäumen hat sie oft geweilt die edle königliche Frau, Baierns treffliche Landesmutter, in dem freundlichen Kreise ihrer Kinder, da sprangen muntere Knaben um sie herum, ihr Waldblumen suchend und Beeren, es waren die jungen Prinzen des bairischen Königshauses, und besonders der Zweitgeborene, König Otto von Griechenland. Jetzt weilt er einsam in seiner Königsburg an den Ufern des Ilissus, er mag wohl oft sich seiner unge¬ trübten Jugendzeit erinnern, und dann sehnsüchtig nach Salamis hinüber- blickcn, ob sich ans seiner Höhe nicht die Rauchwolken des Dampfbootes zeigen, das ihm Briefe bringt von seiner theuren Mutter, der er eine so treffliche Erziehung verdankt, und die seinetwillen so viele Thränen schon vergossen hat. Ach, diese edle Fran hat die Leiden des Lebens gekostet wie kaum ein anderes Weib. Doch, eilen wir von diesem Platze, der bittere Erinnerungen in un¬ serer Seele hervorruft, weg, und steigen die Höhe hinan, wo die Grenz¬ steine Baiern und Kurhessen, Nord- und Süddeutschland scheiden, und lagern uns unter dem alten Birnbäume, die Blicke auf der herrlichen Landschaft ru¬ hen lassend, die sich vor uns ausbreitet. Ziehen wir an einem andern Tage dnrch den Harthwald, den labynuthische Wege durchschneiden, bis zu dem Ruhepunkte, welcher, in einem schönen Eichwäldchen gelegen, den Na¬ men des Prinzen Luitpold führt. Da sehen wir vor uus das Dorf Vol¬ kers, über dein sich auf isolirten Bergkegel das friedliche Kloster Vvlkersberg erhebt, von dem an Sonntagen der Mönch im Bnßgewande herabsteigt, um in der Kapelle des Kurortes das Opfer der Erlösung zu feiern. Wir wen¬ den uus durch das schattige Dunkel des nahen Bündels wieder abwärts, und kommen an den Stallban und das Gewächshaus, das vor den könig¬ lichen Hofgarten liegt. In diesen schönen Gärten, welche terrassenförmig sich erheben, steht ein einfaches Landhaus, die Wohnung Sr. Maj., Kö¬ nig Ludwigs von Baiern, der fast jedes Jahr das Bad Brückemu besucht, 31*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/237>, abgerufen am 01.09.2024.