Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

selben erwachsen dürften. Wenn es nämlich nicht geleugnet werden kann,
daß es Aufgabe der Schule ist, nicht blos den Unterricht zu besorgen, son¬
dern auch lud vorzugsweise der häuslichen Erziehung als Haupt¬
stütze zu dienen, ihre Mängel zu ersetzen und ihren Gebrechen entgegen
zu wirken, so ist es wohl ebenfalls unzweifelhaft, daß dem so wichtigen
Lehrfache nicht mit Individuen gedient sein könne, denen es an wahrem
Berufe, an religiös-moralischer Durchbildung und gediegenem Charakter
gebricht. Wie schwer es aber ist, in gegenwärtiger alles verflachender, einer
festen Charakterbildung so feindlichen Zeit und mit den höchst unzureichenden
Mitteln eines dreimonatlichen Präparandencnrses Lehrer von solchen Eigen¬
schaften heranzubilden, ihren Beruf gehörig zu prüfen oder ihre etwaige
Untauglichkeit noch zu rechter Zeit zu erkennen, wie schwer es ferner ist,
gegen die oft später erst sich zeigenden Gebrechen Abhülfe zu finden oder
ihren verderblichen Folgen zu steuern, lehren fortan die bedauerlichsten Er¬
fahrungen. Solche und ähnliche Uebelstände dürften aber bei der Ver¬
wendung christlicher Schulbrüder zum Volksunterrichte völlig wegfallen, da
das Institut derselben außer ihrer intellectuellen Befähigung auch ihre re¬
ligiös-moralische Durchbildung zu seiner Aufgabe und für die gehörige Prü¬
fung ihres Berufs Zeit und Gelegenheit hätte. Ein solches Institut würde
der lchramtlichen Wirksamkeit die so nothwendige religiöse Unterlage geben
können, welche nicht mehr gestattete, den Schulunterricht lediglich als Mittel
des Broterwerbes anzusehen und sofort auch handwerksmäßig zu betreiben,
sondern ihn vielmehr als religiöse Lebensaufgabe für den Lehrer und als
ein verdienstliches Liebeswerk erkennen ließe. Welch' wohlthätigen Einfluß
eine solche Auffassungs- und Behandlungsweise aus deu Schulunterricht üben
müßte, liegt wohl am Tage. Bei allenfalls sich ergebenden Umständen würde
die Versetzung oder Zurücknahme eines minder entsprechenden Subjects in
das Jnstitutshaus auch keiner Schwierigkeit unterliegen."

"Dazu kommt, daß die zumeist verbundenen Schul-, Meßner- und
Organistendienste, von denen oft der eine oder der andere, wo nicht alle
drei, unter den überhandnehmenden Familiensorgen eines Lehrindividuums
zu leiden haben, durch die gleichzeitige Verwendung von wenigstens zwei
Schnlbrüdern nur gewinnen könnten, so wie eben dadurch für eventuelle
Aushülfe oder Suppliruug vorgesorgt wäre."

"Auch auf den übrigen weltlichen Lehrpersonalstand dürfte die Einfüh¬
rung des Schulbrüderinstituts eine erwünschte Rückwirkung üben, insofern
durch dasselbe nicht nur eine heilsame Aemulation hervorgerufen, sondern
.auch die Ordinariate in den Stand gesetzt würden, bei der Aufnahme der


selben erwachsen dürften. Wenn es nämlich nicht geleugnet werden kann,
daß es Aufgabe der Schule ist, nicht blos den Unterricht zu besorgen, son¬
dern auch lud vorzugsweise der häuslichen Erziehung als Haupt¬
stütze zu dienen, ihre Mängel zu ersetzen und ihren Gebrechen entgegen
zu wirken, so ist es wohl ebenfalls unzweifelhaft, daß dem so wichtigen
Lehrfache nicht mit Individuen gedient sein könne, denen es an wahrem
Berufe, an religiös-moralischer Durchbildung und gediegenem Charakter
gebricht. Wie schwer es aber ist, in gegenwärtiger alles verflachender, einer
festen Charakterbildung so feindlichen Zeit und mit den höchst unzureichenden
Mitteln eines dreimonatlichen Präparandencnrses Lehrer von solchen Eigen¬
schaften heranzubilden, ihren Beruf gehörig zu prüfen oder ihre etwaige
Untauglichkeit noch zu rechter Zeit zu erkennen, wie schwer es ferner ist,
gegen die oft später erst sich zeigenden Gebrechen Abhülfe zu finden oder
ihren verderblichen Folgen zu steuern, lehren fortan die bedauerlichsten Er¬
fahrungen. Solche und ähnliche Uebelstände dürften aber bei der Ver¬
wendung christlicher Schulbrüder zum Volksunterrichte völlig wegfallen, da
das Institut derselben außer ihrer intellectuellen Befähigung auch ihre re¬
ligiös-moralische Durchbildung zu seiner Aufgabe und für die gehörige Prü¬
fung ihres Berufs Zeit und Gelegenheit hätte. Ein solches Institut würde
der lchramtlichen Wirksamkeit die so nothwendige religiöse Unterlage geben
können, welche nicht mehr gestattete, den Schulunterricht lediglich als Mittel
des Broterwerbes anzusehen und sofort auch handwerksmäßig zu betreiben,
sondern ihn vielmehr als religiöse Lebensaufgabe für den Lehrer und als
ein verdienstliches Liebeswerk erkennen ließe. Welch' wohlthätigen Einfluß
eine solche Auffassungs- und Behandlungsweise aus deu Schulunterricht üben
müßte, liegt wohl am Tage. Bei allenfalls sich ergebenden Umständen würde
die Versetzung oder Zurücknahme eines minder entsprechenden Subjects in
das Jnstitutshaus auch keiner Schwierigkeit unterliegen."

„Dazu kommt, daß die zumeist verbundenen Schul-, Meßner- und
Organistendienste, von denen oft der eine oder der andere, wo nicht alle
drei, unter den überhandnehmenden Familiensorgen eines Lehrindividuums
zu leiden haben, durch die gleichzeitige Verwendung von wenigstens zwei
Schnlbrüdern nur gewinnen könnten, so wie eben dadurch für eventuelle
Aushülfe oder Suppliruug vorgesorgt wäre."

„Auch auf den übrigen weltlichen Lehrpersonalstand dürfte die Einfüh¬
rung des Schulbrüderinstituts eine erwünschte Rückwirkung üben, insofern
durch dasselbe nicht nur eine heilsame Aemulation hervorgerufen, sondern
.auch die Ordinariate in den Stand gesetzt würden, bei der Aufnahme der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184360"/>
          <p xml:id="ID_657" prev="#ID_656"> selben erwachsen dürften. Wenn es nämlich nicht geleugnet werden kann,<lb/>
daß es Aufgabe der Schule ist, nicht blos den Unterricht zu besorgen, son¬<lb/>
dern auch lud vorzugsweise der häuslichen Erziehung als Haupt¬<lb/>
stütze zu dienen, ihre Mängel zu ersetzen und ihren Gebrechen entgegen<lb/>
zu wirken, so ist es wohl ebenfalls unzweifelhaft, daß dem so wichtigen<lb/>
Lehrfache nicht mit Individuen gedient sein könne, denen es an wahrem<lb/>
Berufe, an religiös-moralischer Durchbildung und gediegenem Charakter<lb/>
gebricht. Wie schwer es aber ist, in gegenwärtiger alles verflachender, einer<lb/>
festen Charakterbildung so feindlichen Zeit und mit den höchst unzureichenden<lb/>
Mitteln eines dreimonatlichen Präparandencnrses Lehrer von solchen Eigen¬<lb/>
schaften heranzubilden, ihren Beruf gehörig zu prüfen oder ihre etwaige<lb/>
Untauglichkeit noch zu rechter Zeit zu erkennen, wie schwer es ferner ist,<lb/>
gegen die oft später erst sich zeigenden Gebrechen Abhülfe zu finden oder<lb/>
ihren verderblichen Folgen zu steuern, lehren fortan die bedauerlichsten Er¬<lb/>
fahrungen. Solche und ähnliche Uebelstände dürften aber bei der Ver¬<lb/>
wendung christlicher Schulbrüder zum Volksunterrichte völlig wegfallen, da<lb/>
das Institut derselben außer ihrer intellectuellen Befähigung auch ihre re¬<lb/>
ligiös-moralische Durchbildung zu seiner Aufgabe und für die gehörige Prü¬<lb/>
fung ihres Berufs Zeit und Gelegenheit hätte. Ein solches Institut würde<lb/>
der lchramtlichen Wirksamkeit die so nothwendige religiöse Unterlage geben<lb/>
können, welche nicht mehr gestattete, den Schulunterricht lediglich als Mittel<lb/>
des Broterwerbes anzusehen und sofort auch handwerksmäßig zu betreiben,<lb/>
sondern ihn vielmehr als religiöse Lebensaufgabe für den Lehrer und als<lb/>
ein verdienstliches Liebeswerk erkennen ließe. Welch' wohlthätigen Einfluß<lb/>
eine solche Auffassungs- und Behandlungsweise aus deu Schulunterricht üben<lb/>
müßte, liegt wohl am Tage. Bei allenfalls sich ergebenden Umständen würde<lb/>
die Versetzung oder Zurücknahme eines minder entsprechenden Subjects in<lb/>
das Jnstitutshaus auch keiner Schwierigkeit unterliegen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_658"> &#x201E;Dazu kommt, daß die zumeist verbundenen Schul-, Meßner- und<lb/>
Organistendienste, von denen oft der eine oder der andere, wo nicht alle<lb/>
drei, unter den überhandnehmenden Familiensorgen eines Lehrindividuums<lb/>
zu leiden haben, durch die gleichzeitige Verwendung von wenigstens zwei<lb/>
Schnlbrüdern nur gewinnen könnten, so wie eben dadurch für eventuelle<lb/>
Aushülfe oder Suppliruug vorgesorgt wäre."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_659" next="#ID_660"> &#x201E;Auch auf den übrigen weltlichen Lehrpersonalstand dürfte die Einfüh¬<lb/>
rung des Schulbrüderinstituts eine erwünschte Rückwirkung üben, insofern<lb/>
durch dasselbe nicht nur eine heilsame Aemulation hervorgerufen, sondern<lb/>
.auch die Ordinariate in den Stand gesetzt würden, bei der Aufnahme der</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0200] selben erwachsen dürften. Wenn es nämlich nicht geleugnet werden kann, daß es Aufgabe der Schule ist, nicht blos den Unterricht zu besorgen, son¬ dern auch lud vorzugsweise der häuslichen Erziehung als Haupt¬ stütze zu dienen, ihre Mängel zu ersetzen und ihren Gebrechen entgegen zu wirken, so ist es wohl ebenfalls unzweifelhaft, daß dem so wichtigen Lehrfache nicht mit Individuen gedient sein könne, denen es an wahrem Berufe, an religiös-moralischer Durchbildung und gediegenem Charakter gebricht. Wie schwer es aber ist, in gegenwärtiger alles verflachender, einer festen Charakterbildung so feindlichen Zeit und mit den höchst unzureichenden Mitteln eines dreimonatlichen Präparandencnrses Lehrer von solchen Eigen¬ schaften heranzubilden, ihren Beruf gehörig zu prüfen oder ihre etwaige Untauglichkeit noch zu rechter Zeit zu erkennen, wie schwer es ferner ist, gegen die oft später erst sich zeigenden Gebrechen Abhülfe zu finden oder ihren verderblichen Folgen zu steuern, lehren fortan die bedauerlichsten Er¬ fahrungen. Solche und ähnliche Uebelstände dürften aber bei der Ver¬ wendung christlicher Schulbrüder zum Volksunterrichte völlig wegfallen, da das Institut derselben außer ihrer intellectuellen Befähigung auch ihre re¬ ligiös-moralische Durchbildung zu seiner Aufgabe und für die gehörige Prü¬ fung ihres Berufs Zeit und Gelegenheit hätte. Ein solches Institut würde der lchramtlichen Wirksamkeit die so nothwendige religiöse Unterlage geben können, welche nicht mehr gestattete, den Schulunterricht lediglich als Mittel des Broterwerbes anzusehen und sofort auch handwerksmäßig zu betreiben, sondern ihn vielmehr als religiöse Lebensaufgabe für den Lehrer und als ein verdienstliches Liebeswerk erkennen ließe. Welch' wohlthätigen Einfluß eine solche Auffassungs- und Behandlungsweise aus deu Schulunterricht üben müßte, liegt wohl am Tage. Bei allenfalls sich ergebenden Umständen würde die Versetzung oder Zurücknahme eines minder entsprechenden Subjects in das Jnstitutshaus auch keiner Schwierigkeit unterliegen." „Dazu kommt, daß die zumeist verbundenen Schul-, Meßner- und Organistendienste, von denen oft der eine oder der andere, wo nicht alle drei, unter den überhandnehmenden Familiensorgen eines Lehrindividuums zu leiden haben, durch die gleichzeitige Verwendung von wenigstens zwei Schnlbrüdern nur gewinnen könnten, so wie eben dadurch für eventuelle Aushülfe oder Suppliruug vorgesorgt wäre." „Auch auf den übrigen weltlichen Lehrpersonalstand dürfte die Einfüh¬ rung des Schulbrüderinstituts eine erwünschte Rückwirkung üben, insofern durch dasselbe nicht nur eine heilsame Aemulation hervorgerufen, sondern .auch die Ordinariate in den Stand gesetzt würden, bei der Aufnahme der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/200
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/200>, abgerufen am 01.09.2024.