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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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schönes in die Hand drückt, sie von seinem Werthe zu überzeugen; Baron
Goldsmith versucht sein Glück mit Beverley in Uorshire und sein ältester
Sohn mit Uarmonth. Alle Welt ist auf den Ausgang gespannt. -- Unter¬
dessen hat Ihre Majestät die Comödie in Cambridge gespielt, worüber ganz
England noch lange lachen wird, und der Herzog von Wellington behauptet,
es sei seiner Ehre zuwider, von seinem Piedestal auf <Zr"vesnor (Z"to her¬
untergenommen zu werden --- eine Idee, die das Gespötte aller Blätter ist.
Er sieht sehr kümmerlich aus und ist vielleicht schon ein wenig kindisch. Das
Gerücht von seiner bevorstehenden Heirath kann nur Spaß sein. Eben so
kann der Herzog von Braunschweig es uicht ernstlich meinen, wenn er von
einer bevorstehenden Verbindung spricht. Es ist nur Drohung; denn er ist
hier auf vielfache Art gebunden. Seine Zeitung ist in Hamburg verboten.
Man ist doch ebeu nicht sehr frei oder freisinnig in freien Städten. Seine
Korrespondenten aus der Schweiz haben die Nachricht verbreitet, Kombst
sei noch am Leben und werde irgendwo als politischer Gefangener heimlich
in Haft gehalten. Um so eher sollte er den Nachlaß desselben herausgege¬
ben haben, besonders noch, da derselbe auch viel Persönliches enthält, was
der Herzog doch sehr liebt, wie z. B. das Privatleben des Grafen Reichen-
bach während seines Aufenthaltes in Paris ?c. Die Frau von Kombst,
eine Deutsche, die er in Paris geheirathet, befindet sich im Irrenhause in
Edinburgh; sein Vater ist ein höchst bejahrter Mann, dem es kümmerlich
ergeht.

Buckingham Palace wird jetzt bedeutend vergrößert. Man reißt eine
ganze Straße nieder. Trotz Irlands Noth und den vielen königlichen Gä¬
sten, ist doch dazu uoch Geld genug übrig. Die Londoner Zeitung enthält
eine Liste der Ausgaben, die England für die hohen Fremden gehabt, wäh¬
rend die Königin sich die Wirthin nennt. Der Herzog von Braunschweig
hat nicht unter die Zahl der Gäste gehört, sonst hätte er sich vielleicht nach¬
sichtiger bewiesen. -- Zu den großen National-Unternehmungen gehört der
Plan einer Eisenbahn dnrch Wales nach Anglesea bis Holyhead, um so die
Verbindung zwischen Irland und England zu erleichtern, weil die See dort
im Winter sehr unruhig und vielen Stürmen ausgesetzt ist und die Fahrt
so um die Hälfte verkürzt wird. Die beiden Inseln sollen durch eine Brücke
ohne Pfeiler verbunden werden, deren Länge alles bis jetzt in der Art ge¬
sehene übersteigt. Man hat, Versuche anzustellen, ein Modell von 60 Fuß
Länge gemacht, auf das man alle Art Lasten geworfen, und das Resultat
ist befriedigend. -- Lieutenant Waghorn hat den Papst eine Eisenbahn


schönes in die Hand drückt, sie von seinem Werthe zu überzeugen; Baron
Goldsmith versucht sein Glück mit Beverley in Uorshire und sein ältester
Sohn mit Uarmonth. Alle Welt ist auf den Ausgang gespannt. — Unter¬
dessen hat Ihre Majestät die Comödie in Cambridge gespielt, worüber ganz
England noch lange lachen wird, und der Herzog von Wellington behauptet,
es sei seiner Ehre zuwider, von seinem Piedestal auf <Zr«vesnor (Z»to her¬
untergenommen zu werden -— eine Idee, die das Gespötte aller Blätter ist.
Er sieht sehr kümmerlich aus und ist vielleicht schon ein wenig kindisch. Das
Gerücht von seiner bevorstehenden Heirath kann nur Spaß sein. Eben so
kann der Herzog von Braunschweig es uicht ernstlich meinen, wenn er von
einer bevorstehenden Verbindung spricht. Es ist nur Drohung; denn er ist
hier auf vielfache Art gebunden. Seine Zeitung ist in Hamburg verboten.
Man ist doch ebeu nicht sehr frei oder freisinnig in freien Städten. Seine
Korrespondenten aus der Schweiz haben die Nachricht verbreitet, Kombst
sei noch am Leben und werde irgendwo als politischer Gefangener heimlich
in Haft gehalten. Um so eher sollte er den Nachlaß desselben herausgege¬
ben haben, besonders noch, da derselbe auch viel Persönliches enthält, was
der Herzog doch sehr liebt, wie z. B. das Privatleben des Grafen Reichen-
bach während seines Aufenthaltes in Paris ?c. Die Frau von Kombst,
eine Deutsche, die er in Paris geheirathet, befindet sich im Irrenhause in
Edinburgh; sein Vater ist ein höchst bejahrter Mann, dem es kümmerlich
ergeht.

Buckingham Palace wird jetzt bedeutend vergrößert. Man reißt eine
ganze Straße nieder. Trotz Irlands Noth und den vielen königlichen Gä¬
sten, ist doch dazu uoch Geld genug übrig. Die Londoner Zeitung enthält
eine Liste der Ausgaben, die England für die hohen Fremden gehabt, wäh¬
rend die Königin sich die Wirthin nennt. Der Herzog von Braunschweig
hat nicht unter die Zahl der Gäste gehört, sonst hätte er sich vielleicht nach¬
sichtiger bewiesen. — Zu den großen National-Unternehmungen gehört der
Plan einer Eisenbahn dnrch Wales nach Anglesea bis Holyhead, um so die
Verbindung zwischen Irland und England zu erleichtern, weil die See dort
im Winter sehr unruhig und vielen Stürmen ausgesetzt ist und die Fahrt
so um die Hälfte verkürzt wird. Die beiden Inseln sollen durch eine Brücke
ohne Pfeiler verbunden werden, deren Länge alles bis jetzt in der Art ge¬
sehene übersteigt. Man hat, Versuche anzustellen, ein Modell von 60 Fuß
Länge gemacht, auf das man alle Art Lasten geworfen, und das Resultat
ist befriedigend. — Lieutenant Waghorn hat den Papst eine Eisenbahn


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[0196] schönes in die Hand drückt, sie von seinem Werthe zu überzeugen; Baron Goldsmith versucht sein Glück mit Beverley in Uorshire und sein ältester Sohn mit Uarmonth. Alle Welt ist auf den Ausgang gespannt. — Unter¬ dessen hat Ihre Majestät die Comödie in Cambridge gespielt, worüber ganz England noch lange lachen wird, und der Herzog von Wellington behauptet, es sei seiner Ehre zuwider, von seinem Piedestal auf <Zr«vesnor (Z»to her¬ untergenommen zu werden -— eine Idee, die das Gespötte aller Blätter ist. Er sieht sehr kümmerlich aus und ist vielleicht schon ein wenig kindisch. Das Gerücht von seiner bevorstehenden Heirath kann nur Spaß sein. Eben so kann der Herzog von Braunschweig es uicht ernstlich meinen, wenn er von einer bevorstehenden Verbindung spricht. Es ist nur Drohung; denn er ist hier auf vielfache Art gebunden. Seine Zeitung ist in Hamburg verboten. Man ist doch ebeu nicht sehr frei oder freisinnig in freien Städten. Seine Korrespondenten aus der Schweiz haben die Nachricht verbreitet, Kombst sei noch am Leben und werde irgendwo als politischer Gefangener heimlich in Haft gehalten. Um so eher sollte er den Nachlaß desselben herausgege¬ ben haben, besonders noch, da derselbe auch viel Persönliches enthält, was der Herzog doch sehr liebt, wie z. B. das Privatleben des Grafen Reichen- bach während seines Aufenthaltes in Paris ?c. Die Frau von Kombst, eine Deutsche, die er in Paris geheirathet, befindet sich im Irrenhause in Edinburgh; sein Vater ist ein höchst bejahrter Mann, dem es kümmerlich ergeht. Buckingham Palace wird jetzt bedeutend vergrößert. Man reißt eine ganze Straße nieder. Trotz Irlands Noth und den vielen königlichen Gä¬ sten, ist doch dazu uoch Geld genug übrig. Die Londoner Zeitung enthält eine Liste der Ausgaben, die England für die hohen Fremden gehabt, wäh¬ rend die Königin sich die Wirthin nennt. Der Herzog von Braunschweig hat nicht unter die Zahl der Gäste gehört, sonst hätte er sich vielleicht nach¬ sichtiger bewiesen. — Zu den großen National-Unternehmungen gehört der Plan einer Eisenbahn dnrch Wales nach Anglesea bis Holyhead, um so die Verbindung zwischen Irland und England zu erleichtern, weil die See dort im Winter sehr unruhig und vielen Stürmen ausgesetzt ist und die Fahrt so um die Hälfte verkürzt wird. Die beiden Inseln sollen durch eine Brücke ohne Pfeiler verbunden werden, deren Länge alles bis jetzt in der Art ge¬ sehene übersteigt. Man hat, Versuche anzustellen, ein Modell von 60 Fuß Länge gemacht, auf das man alle Art Lasten geworfen, und das Resultat ist befriedigend. — Lieutenant Waghorn hat den Papst eine Eisenbahn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/196>, abgerufen am 01.09.2024.