Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Compagnie übersetzen zu lassen und da bei den Gebirgslenten, die meist eine Karl fragte, sich sammelnd: "Was wollt Ihr?" -- "Wir werden kein Compagnie übersetzen zu lassen und da bei den Gebirgslenten, die meist eine Karl fragte, sich sammelnd: „Was wollt Ihr?" — „Wir werden kein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184277"/> <p xml:id="ID_346" prev="#ID_345"> Compagnie übersetzen zu lassen und da bei den Gebirgslenten, die meist eine<lb/> große Zahl Kinder haben, die Familienbande ziemlich leicht locker werden,<lb/> so wäre es ihr am Ende recht gewesen, die Tochter los zu sein. Ihr lag<lb/> mehr an dem bösen Gerede im Dorf, aber dem Hampel that sein Herz weh,<lb/> um die Tochter, die sein Stolz gewesen war, und für deren Schönheit und<lb/> gutes Herz er mehr Sinn hatte, als sein gleichgültiges Weib. Er ging<lb/> nachdenklich zur Stadt hinaus. Der Commissair halte ihn eingeschüchtert,<lb/> er sah, daß er, der verrufene Pascher, durchaus keine Hoffnung habe, auf<lb/> diesem Wege zum Ziele zu kommen. Es blieb nur noch einer übrig, den<lb/> aber trat der Hampel ohne weiteres an. In ein Paar Stunden war er<lb/> über das Gebirge in's Bad gegangen, und klopfte an die Thüre der Caserne.<lb/> Karl war allein in der Stube, er putzte seinen Säbel. Wie der Paschhampel<lb/> hereintrat, ging es Karl'n wie loses Feuer über das Gesicht — der Vater<lb/> seiner Geliebten war ihm eine längst gefürchtete, aber nun doch überraschende<lb/> Erscheinung.</p><lb/> <p xml:id="ID_347" next="#ID_348"> Karl fragte, sich sammelnd: „Was wollt Ihr?" — „Wir werden kein<lb/> langes Orgelspiel miteinander machen, Herr Böhm," antwortete Hampel —<lb/> „ich komm' wegen der Pepi. Es ist ein Mal so und so und da nutzt alles<lb/> Reden nichts mehr. Es ist halt ein böses Ding mit Euch zweien. Ich<lb/> hab' mit dem Herrn Commissair geredt, und der sagt, daß Ihr Euch uicht<lb/> heirathen könnt'. Wissen Sie was, Herr Böhm, Sie sind ein geschickter<lb/> Mensch in Schreibsachen, gehen Sie von der Grenzwache weg und heirathen<lb/> Sie die Pepi. Ich will das Möglichste thun, und werde meinem Weibe<lb/> nichts davon sagen, daß die Pepi nicht zu kurz kommt. Was meinen Sie?"<lb/> — „Jesus! wer wär' denn lieber als ich, Hampel! wenn ich die Pepi heira¬<lb/> then könnt', aber hier gehts nicht und von der Grenzwache weggehn, ist auch<lb/> eine schwere Sache!" — „Ihre Eltern werden wohl auch etwas thun, Herr<lb/> Böhm!" — „Die gewiß nichts! Ich hab' sollen Geistlicher werden und bin<lb/> deswegen zur Grenzwache gegangen!" — „Sie haben sollen Geistlicher wer¬<lb/> den?" fragte der Hampel unwillkürlich mit einem Blicke des Schreckens —<lb/> denn er hätte seinem Sohne eine ähnliche Sinnes- und Standesänderuug<lb/> gewiß auch nicht verziehen. — „Wißt Ihr was Hampel, ich will sehen, daß<lb/> ich zu einem Zollamt übersetzt werde, da geht es mit dem heirathen leichter!"<lb/> — „Wie lange kann denn das dauern? Wissen Sie was Herr Böhm, fünf¬<lb/> zig Gulden will ich mich'S kosten lassen! Aber eh' meine Tochter in's Kindel¬<lb/> bett kommt, müssen Sie Hochzeit gemacht haben, das versprechen Sie mir!"<lb/> — „Ja Hampel, was an mir liegt—". — „Schwören Sie mir's Herr<lb/> Böhm! Sie haben sollen Geistlicher werden und sind's nicht geworden —</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0117]
Compagnie übersetzen zu lassen und da bei den Gebirgslenten, die meist eine
große Zahl Kinder haben, die Familienbande ziemlich leicht locker werden,
so wäre es ihr am Ende recht gewesen, die Tochter los zu sein. Ihr lag
mehr an dem bösen Gerede im Dorf, aber dem Hampel that sein Herz weh,
um die Tochter, die sein Stolz gewesen war, und für deren Schönheit und
gutes Herz er mehr Sinn hatte, als sein gleichgültiges Weib. Er ging
nachdenklich zur Stadt hinaus. Der Commissair halte ihn eingeschüchtert,
er sah, daß er, der verrufene Pascher, durchaus keine Hoffnung habe, auf
diesem Wege zum Ziele zu kommen. Es blieb nur noch einer übrig, den
aber trat der Hampel ohne weiteres an. In ein Paar Stunden war er
über das Gebirge in's Bad gegangen, und klopfte an die Thüre der Caserne.
Karl war allein in der Stube, er putzte seinen Säbel. Wie der Paschhampel
hereintrat, ging es Karl'n wie loses Feuer über das Gesicht — der Vater
seiner Geliebten war ihm eine längst gefürchtete, aber nun doch überraschende
Erscheinung.
Karl fragte, sich sammelnd: „Was wollt Ihr?" — „Wir werden kein
langes Orgelspiel miteinander machen, Herr Böhm," antwortete Hampel —
„ich komm' wegen der Pepi. Es ist ein Mal so und so und da nutzt alles
Reden nichts mehr. Es ist halt ein böses Ding mit Euch zweien. Ich
hab' mit dem Herrn Commissair geredt, und der sagt, daß Ihr Euch uicht
heirathen könnt'. Wissen Sie was, Herr Böhm, Sie sind ein geschickter
Mensch in Schreibsachen, gehen Sie von der Grenzwache weg und heirathen
Sie die Pepi. Ich will das Möglichste thun, und werde meinem Weibe
nichts davon sagen, daß die Pepi nicht zu kurz kommt. Was meinen Sie?"
— „Jesus! wer wär' denn lieber als ich, Hampel! wenn ich die Pepi heira¬
then könnt', aber hier gehts nicht und von der Grenzwache weggehn, ist auch
eine schwere Sache!" — „Ihre Eltern werden wohl auch etwas thun, Herr
Böhm!" — „Die gewiß nichts! Ich hab' sollen Geistlicher werden und bin
deswegen zur Grenzwache gegangen!" — „Sie haben sollen Geistlicher wer¬
den?" fragte der Hampel unwillkürlich mit einem Blicke des Schreckens —
denn er hätte seinem Sohne eine ähnliche Sinnes- und Standesänderuug
gewiß auch nicht verziehen. — „Wißt Ihr was Hampel, ich will sehen, daß
ich zu einem Zollamt übersetzt werde, da geht es mit dem heirathen leichter!"
— „Wie lange kann denn das dauern? Wissen Sie was Herr Böhm, fünf¬
zig Gulden will ich mich'S kosten lassen! Aber eh' meine Tochter in's Kindel¬
bett kommt, müssen Sie Hochzeit gemacht haben, das versprechen Sie mir!"
— „Ja Hampel, was an mir liegt—". — „Schwören Sie mir's Herr
Böhm! Sie haben sollen Geistlicher werden und sind's nicht geworden —
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