Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Hampel zögerte eine Weile. "Na wird'S?" fuhr der Commissair ungeduldig auf, geschwind, ich hab' Der Commissair lachte, dem Paschhampel stieg das Blut in's Gesicht. "Da ist nichts zu machen -- heirathen kann der Böhm nicht, es sind Der Paschhampel hielt den scharfen drohenden Blick des Commissairs Hampel zögerte eine Weile. „Na wird'S?" fuhr der Commissair ungeduldig auf, geschwind, ich hab' Der Commissair lachte, dem Paschhampel stieg das Blut in's Gesicht. „Da ist nichts zu machen — heirathen kann der Böhm nicht, es sind Der Paschhampel hielt den scharfen drohenden Blick des Commissairs <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0116" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184276"/> <p xml:id="ID_341"> Hampel zögerte eine Weile.</p><lb/> <p xml:id="ID_342"> „Na wird'S?" fuhr der Commissair ungeduldig auf, geschwind, ich hab'<lb/> mehr zu thun, als auf ihn zu warten!" — Hampel überwand seine Verle¬<lb/> genheit nur mit Mühe, man sah wie schwer es ihn wurde zu reden. „Ich<lb/> möcht' unterthänigst gebeten haben, gestrenger Herr Commissair — meine<lb/> Tochter ist zu einem Grenzjäger — Karl Böhm im JohanniSbade gegangen!"<lb/> — „Ju die Caserne?" fuhr der Commissair ans. -—„Na, sie hat sich in der Frei¬<lb/> heit bei der Gerneckenn in Dienst gethan, aber—der Jäger hat sie—verunehrt<lb/> und kommt noch alle Tage zu ihr!" — „Ja da kann ich ihm nicht helfen<lb/> — aus der Caserne hätt' ich sie hinausschmeißen lassen, wenn sie aber wo<lb/> anders ist, kann ich nichts thun!" — „Ich hätt' nnterthnnigst gebeten, wenn<lb/> der Jäger sie heirathen müßte! ich bin schon beim Herrn Pfarrer gewesen,<lb/> aber der hat mich zu Ew. Gestrengen geschickt!" — „Was hat der Pfarrer<lb/> .zu schicken, — der hat sich uicht früher hineinzumischen als bis ihm ange¬<lb/> zeigt wird, daß ein uneheliches Kind getauft werden soll." — „Ja Ew.<lb/> Gestrengen! dahin möcht' ich's halt uicht gern kommen lassen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_343"> Der Commissair lachte, dem Paschhampel stieg das Blut in's Gesicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_344"> „Da ist nichts zu machen — heirathen kann der Böhm nicht, es sind<lb/> schon zwanzig ältere im Cvmmissariat allem, die HcirathSgesuche eingebracht<lb/> haben. Glaubt er denn, daß das so leicht geht? wenn sich der Kerl ein<lb/> Paar Jahre gut aufgeführt hat, und das Mensch uicht los geworden ist,<lb/> so kann er vielleicht die Erlaubniß bekommen. Für jetzt ist nicht daran zu<lb/> denken!" — „Ich bitt' Ew. Gestrengen—". — „Ich hab' Ihm schon ge¬<lb/> sagt, daß nichts zu' machen ist; und was Ihn betrifft, so nehme er sich in<lb/> Acht, er ist ein Hanptpascher, wenn er einmal in meine Hände kommt, so<lb/> kann er sich gefaßt machen, daß ich Ihn ans dem ff. vornehmen werde! Ich<lb/> wette darauf, daß er es gewesen ist, den meine Jäger vor acht Tagen in<lb/> der Klinge gejagt haben!"</p><lb/> <p xml:id="ID_345" next="#ID_346"> Der Paschhampel hielt den scharfen drohenden Blick des Commissairs<lb/> aus, ohne eine Miene zu verziehen — dem Zollbeamten gegenüber ist dem<lb/> Gcbirgövolk die Lüge und Verstellung längst keine Sünde mehr. Der Com¬<lb/> missair drehte sich nach seinem Schreibpulte herum, der Paschhampel empfahl<lb/> sich und ging traurig von dannen. Es hatte ihn Kampf genug gekostet,<lb/> seine Tochter einem Grenzjägcr zu geben, aber er hatte gedacht, mit ein<lb/> Paar Gulden würde die Sache zu machen sein und wie er und die Hauptm<lb/> anch das Geld liebten, so hätten sie doch ein Opfer gebracht, um Pepi aus<lb/> dem Gerede der Leute zu bringen. Die Hauptm meinte zu dem, es würde<lb/> dann uicht schwer halten, den unliebsamen Schwiegersohn in eine andere</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0116]
Hampel zögerte eine Weile.
„Na wird'S?" fuhr der Commissair ungeduldig auf, geschwind, ich hab'
mehr zu thun, als auf ihn zu warten!" — Hampel überwand seine Verle¬
genheit nur mit Mühe, man sah wie schwer es ihn wurde zu reden. „Ich
möcht' unterthänigst gebeten haben, gestrenger Herr Commissair — meine
Tochter ist zu einem Grenzjäger — Karl Böhm im JohanniSbade gegangen!"
— „Ju die Caserne?" fuhr der Commissair ans. -—„Na, sie hat sich in der Frei¬
heit bei der Gerneckenn in Dienst gethan, aber—der Jäger hat sie—verunehrt
und kommt noch alle Tage zu ihr!" — „Ja da kann ich ihm nicht helfen
— aus der Caserne hätt' ich sie hinausschmeißen lassen, wenn sie aber wo
anders ist, kann ich nichts thun!" — „Ich hätt' nnterthnnigst gebeten, wenn
der Jäger sie heirathen müßte! ich bin schon beim Herrn Pfarrer gewesen,
aber der hat mich zu Ew. Gestrengen geschickt!" — „Was hat der Pfarrer
.zu schicken, — der hat sich uicht früher hineinzumischen als bis ihm ange¬
zeigt wird, daß ein uneheliches Kind getauft werden soll." — „Ja Ew.
Gestrengen! dahin möcht' ich's halt uicht gern kommen lassen!"
Der Commissair lachte, dem Paschhampel stieg das Blut in's Gesicht.
„Da ist nichts zu machen — heirathen kann der Böhm nicht, es sind
schon zwanzig ältere im Cvmmissariat allem, die HcirathSgesuche eingebracht
haben. Glaubt er denn, daß das so leicht geht? wenn sich der Kerl ein
Paar Jahre gut aufgeführt hat, und das Mensch uicht los geworden ist,
so kann er vielleicht die Erlaubniß bekommen. Für jetzt ist nicht daran zu
denken!" — „Ich bitt' Ew. Gestrengen—". — „Ich hab' Ihm schon ge¬
sagt, daß nichts zu' machen ist; und was Ihn betrifft, so nehme er sich in
Acht, er ist ein Hanptpascher, wenn er einmal in meine Hände kommt, so
kann er sich gefaßt machen, daß ich Ihn ans dem ff. vornehmen werde! Ich
wette darauf, daß er es gewesen ist, den meine Jäger vor acht Tagen in
der Klinge gejagt haben!"
Der Paschhampel hielt den scharfen drohenden Blick des Commissairs
aus, ohne eine Miene zu verziehen — dem Zollbeamten gegenüber ist dem
Gcbirgövolk die Lüge und Verstellung längst keine Sünde mehr. Der Com¬
missair drehte sich nach seinem Schreibpulte herum, der Paschhampel empfahl
sich und ging traurig von dannen. Es hatte ihn Kampf genug gekostet,
seine Tochter einem Grenzjägcr zu geben, aber er hatte gedacht, mit ein
Paar Gulden würde die Sache zu machen sein und wie er und die Hauptm
anch das Geld liebten, so hätten sie doch ein Opfer gebracht, um Pepi aus
dem Gerede der Leute zu bringen. Die Hauptm meinte zu dem, es würde
dann uicht schwer halten, den unliebsamen Schwiegersohn in eine andere
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