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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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aus an Mein Volk! - Mein Volk will nicht das Mitregiercn von Reprä¬
sentanten, die Schwächung der Hoheit, die Theilung der Souverainität, das
Brechen der Vollgcwalt seiner Könige, die ihm seine Geschichte, seine Freiheit,
seinen Wohlstand begründet und seine theuersten Errungenschaften allein schützen
tonnen und -- sie schützen werden." --

"Ich lese aber die Gesinnungen des Volks nicht in den grünen Pforten und
im Jubelruf des Festes, noch weniger im Lobe und Tadel der Presse, oder gar
in den bedenklichen, zuweilen verbrecherischen Forderungen gewisser Ndressen, wie
sie wohl an Thron und Stände oder sonst wohin gelangen; ich habe sie aber mit
Meinen Augen in dem rührenden Dank der Menschen gelesen für kaum verheißene,
kaum begonnene Wohlthaten, hier, wo breite Landstriche unter Wasser standen,
dort, wo die Menschen kaum vor Hunger genasen: in ihrer schonen Frende, in
ihren nassen Angen hab' ich sie gelesen vor drei Jahren bei der Königin und
Meiner wunderbaren Lebensrettung!"

"-- -- In Meiner Monarchie steht Keiner der drei Stände über dem
andern oder nnter dem andern. Sie stehen alle in gleich wichtigen Rechten mit
in gleich geltenden Ehren neben einander, ein jeder aber in seinen Schranken,
ein jeder in seiner Ordnung -- das ist mögliche und vernünftige Gleichheit, das
ist Freiheit!" --

"Noch ein Wort über die Lebensfrage zwischen Thron und Ständen. Der
hochselige König hat das ständische Wesen nach reiferer Ueberlegung im
geschichtlich-deutschen Sinn ins Leben gerufen und Ich habe an seinem Werke
allein in diesem Sinne fortgebaut. Durchdringen Sie sich, Ich beschwöre Sie,
mit dem Geist dieser uralten Einsetzungen. Sie. Meine Herren, sind deutsche
Stände im althergebrachten Wortsinn, d. h. vor Allem und wesentlich Vertreter
und Wahrer der eigenen Rechte, der Rechte der Stände, deren Vertrauen
den bei weitem größten Theil dieser Versammlung entsendet. Nächstdem aber
haben Sie die Rechte zu üben, welche Ihnen die Krone zuerkannt hat.
Sie haben ferner der Krone den Rath gewissenhaft zu ertheilen, den dieselbe
von Ihnen fordert. Endlich steht es Ihnen frei, Bitten und Beschwerden,
Ihrem Wirkungskreise, Ihrem Gesichtskreise entnommen, aber
nach reiflicher Prüfung, an den Thron zu bringen."

"Das aber ist Ihr Beruf nicht: Meinungen zu repräsentiren, Zeit- und
Schulmeinungcn zur Geltung bringen zu sollen. Das ist vollkommen un-
deutsch und obenein vollkommen unpraktisch für das Wohl des Ganzen, denn
es führt nothwendig zu unlösbaren Verwickelungen mit der Krone, welche nach
dem Gesetze Gottes und des Landes und nach eigner freier Bestimmung
herrschen soll, aber nicht nach dem Willen von Majoritäten regie¬
ren kann und darf, wenn Preußen nicht bald ein leerer Klang in Eu¬
ropa werden soll! Meine Stellung und Ihren Beruf klar erkennend und fest
entschlossen, unter allen Umständen dieser Erkenntniß treu zu handeln,
bin Ich in Ihre Mitte getreten, und habe mit königlichem Freimuth zu Ihnen
geredet. Mit derselben Offenheit und als höchsten Beweis Meines innigen Ver¬
trauens gebe ich Ihnen hier nun mein königliches Wort, daß ich Sie nicht
Hieher gerufen haben würde, wenn Ich den geringsten Zweifel


aus an Mein Volk! - Mein Volk will nicht das Mitregiercn von Reprä¬
sentanten, die Schwächung der Hoheit, die Theilung der Souverainität, das
Brechen der Vollgcwalt seiner Könige, die ihm seine Geschichte, seine Freiheit,
seinen Wohlstand begründet und seine theuersten Errungenschaften allein schützen
tonnen und — sie schützen werden." —

„Ich lese aber die Gesinnungen des Volks nicht in den grünen Pforten und
im Jubelruf des Festes, noch weniger im Lobe und Tadel der Presse, oder gar
in den bedenklichen, zuweilen verbrecherischen Forderungen gewisser Ndressen, wie
sie wohl an Thron und Stände oder sonst wohin gelangen; ich habe sie aber mit
Meinen Augen in dem rührenden Dank der Menschen gelesen für kaum verheißene,
kaum begonnene Wohlthaten, hier, wo breite Landstriche unter Wasser standen,
dort, wo die Menschen kaum vor Hunger genasen: in ihrer schonen Frende, in
ihren nassen Angen hab' ich sie gelesen vor drei Jahren bei der Königin und
Meiner wunderbaren Lebensrettung!"

„— — In Meiner Monarchie steht Keiner der drei Stände über dem
andern oder nnter dem andern. Sie stehen alle in gleich wichtigen Rechten mit
in gleich geltenden Ehren neben einander, ein jeder aber in seinen Schranken,
ein jeder in seiner Ordnung — das ist mögliche und vernünftige Gleichheit, das
ist Freiheit!" —

„Noch ein Wort über die Lebensfrage zwischen Thron und Ständen. Der
hochselige König hat das ständische Wesen nach reiferer Ueberlegung im
geschichtlich-deutschen Sinn ins Leben gerufen und Ich habe an seinem Werke
allein in diesem Sinne fortgebaut. Durchdringen Sie sich, Ich beschwöre Sie,
mit dem Geist dieser uralten Einsetzungen. Sie. Meine Herren, sind deutsche
Stände im althergebrachten Wortsinn, d. h. vor Allem und wesentlich Vertreter
und Wahrer der eigenen Rechte, der Rechte der Stände, deren Vertrauen
den bei weitem größten Theil dieser Versammlung entsendet. Nächstdem aber
haben Sie die Rechte zu üben, welche Ihnen die Krone zuerkannt hat.
Sie haben ferner der Krone den Rath gewissenhaft zu ertheilen, den dieselbe
von Ihnen fordert. Endlich steht es Ihnen frei, Bitten und Beschwerden,
Ihrem Wirkungskreise, Ihrem Gesichtskreise entnommen, aber
nach reiflicher Prüfung, an den Thron zu bringen."

„Das aber ist Ihr Beruf nicht: Meinungen zu repräsentiren, Zeit- und
Schulmeinungcn zur Geltung bringen zu sollen. Das ist vollkommen un-
deutsch und obenein vollkommen unpraktisch für das Wohl des Ganzen, denn
es führt nothwendig zu unlösbaren Verwickelungen mit der Krone, welche nach
dem Gesetze Gottes und des Landes und nach eigner freier Bestimmung
herrschen soll, aber nicht nach dem Willen von Majoritäten regie¬
ren kann und darf, wenn Preußen nicht bald ein leerer Klang in Eu¬
ropa werden soll! Meine Stellung und Ihren Beruf klar erkennend und fest
entschlossen, unter allen Umständen dieser Erkenntniß treu zu handeln,
bin Ich in Ihre Mitte getreten, und habe mit königlichem Freimuth zu Ihnen
geredet. Mit derselben Offenheit und als höchsten Beweis Meines innigen Ver¬
trauens gebe ich Ihnen hier nun mein königliches Wort, daß ich Sie nicht
Hieher gerufen haben würde, wenn Ich den geringsten Zweifel


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/95>, abgerufen am 22.07.2024.