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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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letzen, daß ich an die Rede des Königs den Maßstal' der Kritik lege. Ich
werde nur referiren.

Das Wesentliche ist, daß jede bedeutendere Veränderung der gesetzlichen Be¬
stimmungen vom Februar auf das Entschiedenste im Voraus abgeschlagen ist;
ja, daß das Aussprechen von Wünschen, die früher gesetzlich erlaubt waren, jetzt
bei der Vollendung des Verfassungsentwurfs als ein Verbrechen bezeichnet ist.

Hören wir die eignen Worte des Monarchen, die geeignet sind, uns jeden
Zweifel darüber zu benehmen.

"-- Ehren wir das Andenken des hochseligen Königs auch in dem Stück,
daß wir sein endlich und eben vollendetes Werk nicht gleich durch NculiugShast
in Frage stellen. Ich versage im Voraus jede Mitwirkung dazu.
Lassen wir die Zeit und vor Allem die Erfahrung walten, und vertrauen wir
das Werk, wie sich's gebührt, deu fördernden bildenden Händen der göttlichen
Vorsehung." --

"Ich habe Mir die Befugniß vorbehalten, auch ohne die gesetzlichen Ver¬
anlassungen, diese große Versammlung dann zusammen zu berufen, wenn Ich
es für gut und nützlich halte, und Ich werde es gern und öfter thun, wenn
dieser Landtag Mir den Beweis gibt, daß Ich es thun könne,
ohne höhere Regentenpflichten zu verletzen." --

"Mein treues Volk hat die Gesetze vom 3. Febr. mit warmer Dankbarkeit
empfangen, und wehe dem, der ihm seinen Dank verkümmern und ihn gar in
Undank verkehren wollte." -

"Ich weiß gewiß, daß Manche dies Kleinod verkennen/daß es Vielen nicht
genügt. Ein Theil der Presse z. B. findet von Mir und Meiner Regierung
geradezu Revolution in Kirche und Staat, und von Ihnen, Meine Herren, Acte
zudringlicher Undankbarkeit, der Ungesetzlichkeit, ja des Ungehorsams. Es sehen
auch Viele, und unter ihnen sehr redliche Männer, Unser Heil in der Verwand¬
lung des natürlichen Verhältnisses zwischen Fürst und Volk in ein evnven-
tionelles, durch Urkunden verbrieft, durch Eide besiegelt." --

"Es drängt Mich zu der feierlichen Erklärung: daß es keiner Macht der
Erde je gelingen soll, Mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch
seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältniß zwischen Fürst und Volk
in ein eonvcntionclleS, konstitutionelles zu verwandeln, und daß Ich es nun und
nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unserm Herr Gott im Himmel und
dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung ein¬
dränge, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte
heilige Treue zu ersetzen." ---

"Von Einer Schwäche weiß Ich Mich gänzlich frei. Ich strebe nicht
nach eitler Volksgunst."

"Ich wende den getrübten Blick von den Verirrungen Weniger (der
Presse, der religiösen Neuerer) ans das Ganze Meines Volks. Mein Volk ist
noch das alte."

"Von allen UnWürdigkeiten, denen Ich und Mein Regiment seit zwei Jah¬
ren ausgesetzt gewesen, appcllir' Ich an Mein Volk! Von allen schnöden
Erfahrungen, die Mir vielleicht noch vorbehalten sind, appellir' Ich im vor-


letzen, daß ich an die Rede des Königs den Maßstal' der Kritik lege. Ich
werde nur referiren.

Das Wesentliche ist, daß jede bedeutendere Veränderung der gesetzlichen Be¬
stimmungen vom Februar auf das Entschiedenste im Voraus abgeschlagen ist;
ja, daß das Aussprechen von Wünschen, die früher gesetzlich erlaubt waren, jetzt
bei der Vollendung des Verfassungsentwurfs als ein Verbrechen bezeichnet ist.

Hören wir die eignen Worte des Monarchen, die geeignet sind, uns jeden
Zweifel darüber zu benehmen.

„— Ehren wir das Andenken des hochseligen Königs auch in dem Stück,
daß wir sein endlich und eben vollendetes Werk nicht gleich durch NculiugShast
in Frage stellen. Ich versage im Voraus jede Mitwirkung dazu.
Lassen wir die Zeit und vor Allem die Erfahrung walten, und vertrauen wir
das Werk, wie sich's gebührt, deu fördernden bildenden Händen der göttlichen
Vorsehung." —

„Ich habe Mir die Befugniß vorbehalten, auch ohne die gesetzlichen Ver¬
anlassungen, diese große Versammlung dann zusammen zu berufen, wenn Ich
es für gut und nützlich halte, und Ich werde es gern und öfter thun, wenn
dieser Landtag Mir den Beweis gibt, daß Ich es thun könne,
ohne höhere Regentenpflichten zu verletzen." —

„Mein treues Volk hat die Gesetze vom 3. Febr. mit warmer Dankbarkeit
empfangen, und wehe dem, der ihm seinen Dank verkümmern und ihn gar in
Undank verkehren wollte." -

„Ich weiß gewiß, daß Manche dies Kleinod verkennen/daß es Vielen nicht
genügt. Ein Theil der Presse z. B. findet von Mir und Meiner Regierung
geradezu Revolution in Kirche und Staat, und von Ihnen, Meine Herren, Acte
zudringlicher Undankbarkeit, der Ungesetzlichkeit, ja des Ungehorsams. Es sehen
auch Viele, und unter ihnen sehr redliche Männer, Unser Heil in der Verwand¬
lung des natürlichen Verhältnisses zwischen Fürst und Volk in ein evnven-
tionelles, durch Urkunden verbrieft, durch Eide besiegelt." —

„Es drängt Mich zu der feierlichen Erklärung: daß es keiner Macht der
Erde je gelingen soll, Mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch
seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältniß zwischen Fürst und Volk
in ein eonvcntionclleS, konstitutionelles zu verwandeln, und daß Ich es nun und
nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unserm Herr Gott im Himmel und
dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung ein¬
dränge, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte
heilige Treue zu ersetzen." —-

„Von Einer Schwäche weiß Ich Mich gänzlich frei. Ich strebe nicht
nach eitler Volksgunst."

„Ich wende den getrübten Blick von den Verirrungen Weniger (der
Presse, der religiösen Neuerer) ans das Ganze Meines Volks. Mein Volk ist
noch das alte."

„Von allen UnWürdigkeiten, denen Ich und Mein Regiment seit zwei Jah¬
ren ausgesetzt gewesen, appcllir' Ich an Mein Volk! Von allen schnöden
Erfahrungen, die Mir vielleicht noch vorbehalten sind, appellir' Ich im vor-


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[0094] letzen, daß ich an die Rede des Königs den Maßstal' der Kritik lege. Ich werde nur referiren. Das Wesentliche ist, daß jede bedeutendere Veränderung der gesetzlichen Be¬ stimmungen vom Februar auf das Entschiedenste im Voraus abgeschlagen ist; ja, daß das Aussprechen von Wünschen, die früher gesetzlich erlaubt waren, jetzt bei der Vollendung des Verfassungsentwurfs als ein Verbrechen bezeichnet ist. Hören wir die eignen Worte des Monarchen, die geeignet sind, uns jeden Zweifel darüber zu benehmen. „— Ehren wir das Andenken des hochseligen Königs auch in dem Stück, daß wir sein endlich und eben vollendetes Werk nicht gleich durch NculiugShast in Frage stellen. Ich versage im Voraus jede Mitwirkung dazu. Lassen wir die Zeit und vor Allem die Erfahrung walten, und vertrauen wir das Werk, wie sich's gebührt, deu fördernden bildenden Händen der göttlichen Vorsehung." — „Ich habe Mir die Befugniß vorbehalten, auch ohne die gesetzlichen Ver¬ anlassungen, diese große Versammlung dann zusammen zu berufen, wenn Ich es für gut und nützlich halte, und Ich werde es gern und öfter thun, wenn dieser Landtag Mir den Beweis gibt, daß Ich es thun könne, ohne höhere Regentenpflichten zu verletzen." — „Mein treues Volk hat die Gesetze vom 3. Febr. mit warmer Dankbarkeit empfangen, und wehe dem, der ihm seinen Dank verkümmern und ihn gar in Undank verkehren wollte." - „Ich weiß gewiß, daß Manche dies Kleinod verkennen/daß es Vielen nicht genügt. Ein Theil der Presse z. B. findet von Mir und Meiner Regierung geradezu Revolution in Kirche und Staat, und von Ihnen, Meine Herren, Acte zudringlicher Undankbarkeit, der Ungesetzlichkeit, ja des Ungehorsams. Es sehen auch Viele, und unter ihnen sehr redliche Männer, Unser Heil in der Verwand¬ lung des natürlichen Verhältnisses zwischen Fürst und Volk in ein evnven- tionelles, durch Urkunden verbrieft, durch Eide besiegelt." — „Es drängt Mich zu der feierlichen Erklärung: daß es keiner Macht der Erde je gelingen soll, Mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältniß zwischen Fürst und Volk in ein eonvcntionclleS, konstitutionelles zu verwandeln, und daß Ich es nun und nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unserm Herr Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung ein¬ dränge, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte heilige Treue zu ersetzen." —- „Von Einer Schwäche weiß Ich Mich gänzlich frei. Ich strebe nicht nach eitler Volksgunst." „Ich wende den getrübten Blick von den Verirrungen Weniger (der Presse, der religiösen Neuerer) ans das Ganze Meines Volks. Mein Volk ist noch das alte." „Von allen UnWürdigkeiten, denen Ich und Mein Regiment seit zwei Jah¬ ren ausgesetzt gewesen, appcllir' Ich an Mein Volk! Von allen schnöden Erfahrungen, die Mir vielleicht noch vorbehalten sind, appellir' Ich im vor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/94>, abgerufen am 22.07.2024.