Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Gin neues Tendenzdrama in Paris. 'Sie haben neulich ein Bild des Charivari gesehen, das einen alten Der Lnmpensammler des Herrn Pyat ist eine grundehrliche Haut; Gin neues Tendenzdrama in Paris. 'Sie haben neulich ein Bild des Charivari gesehen, das einen alten Der Lnmpensammler des Herrn Pyat ist eine grundehrliche Haut; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272384"/> </div> <div n="1"> <head> Gin neues Tendenzdrama in Paris.</head><lb/> <p xml:id="ID_1576"> 'Sie haben neulich ein Bild des Charivari gesehen, das einen alten<lb/> und ziemlich genial aussehenden Lnmpensaumiler darstellte; der Lumpensamm¬<lb/> ler zeigte einen modisch gekleideten und mit einem dichten langen Kuebcl-<lb/> I'arte künstlerisch behafteten Mann einen Korb voll kleiner Packete, die mit<lb/> Zettelchen besetzt, auf denen tausend, fünfhundert und ähnliche Zahlen sich<lb/> geschrieben fanden. Ueber dem Bilde standen die Worte: „Was der Lum¬<lb/> pensammler in seinem Korbe findet!" und auf dem Bilde war etwas verwischt<lb/> zu lesen: Felix Pyat, dreimal Felix! Es ist Ihnen vielleicht auch die Nach¬<lb/> sicht zu Gesicht gekommen, daß dieser Felix Pyat, wie Sie wissen, ein<lb/> radikaler Dramatikus, ein Stück: der Lumpensammler betitelt, ge¬<lb/> schrieben hat, daß dieses Stück vor Kurzem zum ersten Mal in der Porte<lb/> Se. Martin, (der Wiege des Thurms von Reste, von Marie Tudor und<lb/> Konsorten) zum ersten Mal aufgeführt wurde und trotz der. übermenschlichen<lb/> Hitze jeden Abend ein zum Ersticken gefülltes Haus macht. Es ist dieses<lb/> Melodram nun nichts weniger als ein Meisterstück, weder musterhaft in der<lb/> Anlage, noch in den Einzelheiten Beweis eines außerordentlichen Geistes,<lb/> ^kein um der Bedeutung willen, die ihm beigelegt wird und der Ansprüche<lb/> wegen, die es zu machen scheint, wie anch in Bezug auf die Aussichten, die<lb/> es in Deutschland Furore zu machen hat, ist eine nähere Besprechung dessel¬<lb/> ben, dünkt mich, nicht ganz am unrechten Platz. Auf jeden Fall ist es wich¬<lb/> tiger, als die Bearbeitung von Goethe's Egmont in französischen Alexandri¬<lb/> nern, auf die Sie mir ein näheres Eingehen gern erlassen werden, so wie<lb/> sie hören, daß Märchen da den Grafen liebt, nicht weil er, wie bei Goethe,<lb/> tin hübscher Kavalier und ein stattlicher Kriegsmann ist, sondern weil er das<lb/> Glück hatte, ihren Vater, ich weiß nicht mehr ans welcher Gefahr zu retten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1577" next="#ID_1578"> Der Lnmpensammler des Herrn Pyat ist eine grundehrliche Haut;<lb/> seine Seele ist arglos wie noch unbedrucktes Papier; um die Unschuld zu<lb/> retten, ginge er in's Feuer und würde den reißendsten Strom mitten im</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0485]
Gin neues Tendenzdrama in Paris.
'Sie haben neulich ein Bild des Charivari gesehen, das einen alten
und ziemlich genial aussehenden Lnmpensaumiler darstellte; der Lumpensamm¬
ler zeigte einen modisch gekleideten und mit einem dichten langen Kuebcl-
I'arte künstlerisch behafteten Mann einen Korb voll kleiner Packete, die mit
Zettelchen besetzt, auf denen tausend, fünfhundert und ähnliche Zahlen sich
geschrieben fanden. Ueber dem Bilde standen die Worte: „Was der Lum¬
pensammler in seinem Korbe findet!" und auf dem Bilde war etwas verwischt
zu lesen: Felix Pyat, dreimal Felix! Es ist Ihnen vielleicht auch die Nach¬
sicht zu Gesicht gekommen, daß dieser Felix Pyat, wie Sie wissen, ein
radikaler Dramatikus, ein Stück: der Lumpensammler betitelt, ge¬
schrieben hat, daß dieses Stück vor Kurzem zum ersten Mal in der Porte
Se. Martin, (der Wiege des Thurms von Reste, von Marie Tudor und
Konsorten) zum ersten Mal aufgeführt wurde und trotz der. übermenschlichen
Hitze jeden Abend ein zum Ersticken gefülltes Haus macht. Es ist dieses
Melodram nun nichts weniger als ein Meisterstück, weder musterhaft in der
Anlage, noch in den Einzelheiten Beweis eines außerordentlichen Geistes,
^kein um der Bedeutung willen, die ihm beigelegt wird und der Ansprüche
wegen, die es zu machen scheint, wie anch in Bezug auf die Aussichten, die
es in Deutschland Furore zu machen hat, ist eine nähere Besprechung dessel¬
ben, dünkt mich, nicht ganz am unrechten Platz. Auf jeden Fall ist es wich¬
tiger, als die Bearbeitung von Goethe's Egmont in französischen Alexandri¬
nern, auf die Sie mir ein näheres Eingehen gern erlassen werden, so wie
sie hören, daß Märchen da den Grafen liebt, nicht weil er, wie bei Goethe,
tin hübscher Kavalier und ein stattlicher Kriegsmann ist, sondern weil er das
Glück hatte, ihren Vater, ich weiß nicht mehr ans welcher Gefahr zu retten.
Der Lnmpensammler des Herrn Pyat ist eine grundehrliche Haut;
seine Seele ist arglos wie noch unbedrucktes Papier; um die Unschuld zu
retten, ginge er in's Feuer und würde den reißendsten Strom mitten im
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