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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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noch von dem ersten besten; so hätte man an der Wahrheit dessen zwei¬
feln mögen, was die Blätter des Tages sagen. Die Kunst, die sonst so oft
nach Brod gehen muß, leidet diesmal wenigstens nicht Hunger. Kein Künst¬
ler klagt, daß ihm etwas abgezogen sei. Und nimmt gleich Jenny Lind viel
in Anspruch, so erhält doch Mrs. Butler, frühere Fanny Kemble noch
20 Pfund für den Abend am Prinzeß-Theater. Ihr Talent allein wird aber nicht
hinreichen, die kleine Bühne zu beben, so lange alle ihre Mitspieler so weit
unter ihr stehen und sie verhindern ein Ganzes zu liefern. Ihr neues Buch
"/V ^e.v l>l <-"in"<iI.'delai" wird viel gelesen, obgleich jeder sich dnrch den
Titel getäuscht findet. "Dies Jahr des Trostes" besteht aus einem Reise¬
journal in Italien, worin sie dann und wann einen Rückblick auf Amerika
wirst und ihres Mannes und ihrer Kinder gedenkt, von denen sie ganz ge¬
trennt zu sein scheint. Sie scheint ein Schicksal mit ihrer Freundin, Mrs.
Jameson, zu theilen. Beide gingen mit dem Manne ihrer Wahl nach Ame¬
rika und beide wurden uach Europa zurückgesandt, nur zu ihrem früheren
Beruf zurückzukehren ......... die eine zu der Feder, die andere zu der Bühne.
Sollte dies das Schicksal emanzipirter Frauen sein, so bereiten die Versechter
derselben ihnen wahrlich ein selbstständiges, aber sehr einsames, liebearmes
und liebeleeres Alter. Sie mögen das bedenken! Der eiserne Wille nutzt
dem Mann Thaten zu vollbringen und ihn über die Klippen des Lebens
hinwegzusühren; die engere Sphäre der Frauen aber bedarf keines so star¬
ken Elementes, und ist dies einmal hervorgerufen und da, dann ist der häus¬
liche Kreis ein zu kleiner Schauplatz für dasselbe, und zwei Herrscher haben
selten in einem Reiche lange und glücklich regiert. .....Was "la jeimv ^r>-
Al0korr,-" über diesen Punkt denkt, weiß ich übrigens nicht zu sagen. Der
"VVtüttiuxtan läßt Damen zu, -- das ist gewiß, aber weder Milus
noch Freiligrath haben sich in ihren Gedichten über diesen Punkt ausgelassen.
Gewiß ist es, daß die Flugschrift der Fräulein von Haga, (der Stieftochter
von Adam Müller) betitelt "I<-8 l'"z",me8 evlilz-le-ni'"?"," die sie verschiedenen
freisinnigen Herren zugesandt hat, durchaus keinen Beifall findet. Freiligrath
soll übrigens ziemlich viel Mühe haben, seine Frau vom Emanzipiren abzu¬
halten. Die Verhältnisse sind anch keineswegs augenehm und gewiß sehr
unter beider Erwartung. Das Angenehmste was ihm noch wiederfahren,
ist wohl eine Einladung von Sir Lytton Bulwer zu ihm nach seinem Land¬
sitz zu kommen, und dort bei ihm zu weilen, so lange er einer Freistatt be¬
dürfe. Bulwer hat jetzt eine Tochter erwachsen, die er an die Spitze seines
Hauses gestellt hat und die in diesem Jahre in die Welt treten wird. Viel¬
leicht wird er nun allen Lästerzunge" Schweigen gebieten und gebieten


noch von dem ersten besten; so hätte man an der Wahrheit dessen zwei¬
feln mögen, was die Blätter des Tages sagen. Die Kunst, die sonst so oft
nach Brod gehen muß, leidet diesmal wenigstens nicht Hunger. Kein Künst¬
ler klagt, daß ihm etwas abgezogen sei. Und nimmt gleich Jenny Lind viel
in Anspruch, so erhält doch Mrs. Butler, frühere Fanny Kemble noch
20 Pfund für den Abend am Prinzeß-Theater. Ihr Talent allein wird aber nicht
hinreichen, die kleine Bühne zu beben, so lange alle ihre Mitspieler so weit
unter ihr stehen und sie verhindern ein Ganzes zu liefern. Ihr neues Buch
„/V ^e.v l>l <-«in«<iI.'delai" wird viel gelesen, obgleich jeder sich dnrch den
Titel getäuscht findet. „Dies Jahr des Trostes" besteht aus einem Reise¬
journal in Italien, worin sie dann und wann einen Rückblick auf Amerika
wirst und ihres Mannes und ihrer Kinder gedenkt, von denen sie ganz ge¬
trennt zu sein scheint. Sie scheint ein Schicksal mit ihrer Freundin, Mrs.
Jameson, zu theilen. Beide gingen mit dem Manne ihrer Wahl nach Ame¬
rika und beide wurden uach Europa zurückgesandt, nur zu ihrem früheren
Beruf zurückzukehren ......... die eine zu der Feder, die andere zu der Bühne.
Sollte dies das Schicksal emanzipirter Frauen sein, so bereiten die Versechter
derselben ihnen wahrlich ein selbstständiges, aber sehr einsames, liebearmes
und liebeleeres Alter. Sie mögen das bedenken! Der eiserne Wille nutzt
dem Mann Thaten zu vollbringen und ihn über die Klippen des Lebens
hinwegzusühren; die engere Sphäre der Frauen aber bedarf keines so star¬
ken Elementes, und ist dies einmal hervorgerufen und da, dann ist der häus¬
liche Kreis ein zu kleiner Schauplatz für dasselbe, und zwei Herrscher haben
selten in einem Reiche lange und glücklich regiert. .....Was „la jeimv ^r>-
Al0korr,-" über diesen Punkt denkt, weiß ich übrigens nicht zu sagen. Der
„VVtüttiuxtan läßt Damen zu, — das ist gewiß, aber weder Milus
noch Freiligrath haben sich in ihren Gedichten über diesen Punkt ausgelassen.
Gewiß ist es, daß die Flugschrift der Fräulein von Haga, (der Stieftochter
von Adam Müller) betitelt „I<-8 l'«z»,me8 evlilz-le-ni'«?«," die sie verschiedenen
freisinnigen Herren zugesandt hat, durchaus keinen Beifall findet. Freiligrath
soll übrigens ziemlich viel Mühe haben, seine Frau vom Emanzipiren abzu¬
halten. Die Verhältnisse sind anch keineswegs augenehm und gewiß sehr
unter beider Erwartung. Das Angenehmste was ihm noch wiederfahren,
ist wohl eine Einladung von Sir Lytton Bulwer zu ihm nach seinem Land¬
sitz zu kommen, und dort bei ihm zu weilen, so lange er einer Freistatt be¬
dürfe. Bulwer hat jetzt eine Tochter erwachsen, die er an die Spitze seines
Hauses gestellt hat und die in diesem Jahre in die Welt treten wird. Viel¬
leicht wird er nun allen Lästerzunge« Schweigen gebieten und gebieten


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[0378] noch von dem ersten besten; so hätte man an der Wahrheit dessen zwei¬ feln mögen, was die Blätter des Tages sagen. Die Kunst, die sonst so oft nach Brod gehen muß, leidet diesmal wenigstens nicht Hunger. Kein Künst¬ ler klagt, daß ihm etwas abgezogen sei. Und nimmt gleich Jenny Lind viel in Anspruch, so erhält doch Mrs. Butler, frühere Fanny Kemble noch 20 Pfund für den Abend am Prinzeß-Theater. Ihr Talent allein wird aber nicht hinreichen, die kleine Bühne zu beben, so lange alle ihre Mitspieler so weit unter ihr stehen und sie verhindern ein Ganzes zu liefern. Ihr neues Buch „/V ^e.v l>l <-«in«<iI.'delai" wird viel gelesen, obgleich jeder sich dnrch den Titel getäuscht findet. „Dies Jahr des Trostes" besteht aus einem Reise¬ journal in Italien, worin sie dann und wann einen Rückblick auf Amerika wirst und ihres Mannes und ihrer Kinder gedenkt, von denen sie ganz ge¬ trennt zu sein scheint. Sie scheint ein Schicksal mit ihrer Freundin, Mrs. Jameson, zu theilen. Beide gingen mit dem Manne ihrer Wahl nach Ame¬ rika und beide wurden uach Europa zurückgesandt, nur zu ihrem früheren Beruf zurückzukehren ......... die eine zu der Feder, die andere zu der Bühne. Sollte dies das Schicksal emanzipirter Frauen sein, so bereiten die Versechter derselben ihnen wahrlich ein selbstständiges, aber sehr einsames, liebearmes und liebeleeres Alter. Sie mögen das bedenken! Der eiserne Wille nutzt dem Mann Thaten zu vollbringen und ihn über die Klippen des Lebens hinwegzusühren; die engere Sphäre der Frauen aber bedarf keines so star¬ ken Elementes, und ist dies einmal hervorgerufen und da, dann ist der häus¬ liche Kreis ein zu kleiner Schauplatz für dasselbe, und zwei Herrscher haben selten in einem Reiche lange und glücklich regiert. .....Was „la jeimv ^r>- Al0korr,-" über diesen Punkt denkt, weiß ich übrigens nicht zu sagen. Der „VVtüttiuxtan läßt Damen zu, — das ist gewiß, aber weder Milus noch Freiligrath haben sich in ihren Gedichten über diesen Punkt ausgelassen. Gewiß ist es, daß die Flugschrift der Fräulein von Haga, (der Stieftochter von Adam Müller) betitelt „I<-8 l'«z»,me8 evlilz-le-ni'«?«," die sie verschiedenen freisinnigen Herren zugesandt hat, durchaus keinen Beifall findet. Freiligrath soll übrigens ziemlich viel Mühe haben, seine Frau vom Emanzipiren abzu¬ halten. Die Verhältnisse sind anch keineswegs augenehm und gewiß sehr unter beider Erwartung. Das Angenehmste was ihm noch wiederfahren, ist wohl eine Einladung von Sir Lytton Bulwer zu ihm nach seinem Land¬ sitz zu kommen, und dort bei ihm zu weilen, so lange er einer Freistatt be¬ dürfe. Bulwer hat jetzt eine Tochter erwachsen, die er an die Spitze seines Hauses gestellt hat und die in diesem Jahre in die Welt treten wird. Viel¬ leicht wird er nun allen Lästerzunge« Schweigen gebieten und gebieten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/378>, abgerufen am 22.07.2024.