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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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aber diese scheinbar geringe Verzinsung von 2^- ein genügender Ersatz fiir
die doppelte Verschreibung dessen, was man empfangen? Der Vortheil ist
freilich dabei, daß diese 2-zH Schuldverschreibungen sehr bald in feste Hände
übergehen, und nicht so bald gekündigt werden; bet dem vorigen Anlehen
haben die Kontrahenten sich einen 15jährigen Termin bedungen, binnen wel¬
chem das SchuldverhälNiß nicht geändert werden darf, es U aber für ihre
Ansicht über die Zukunft unserer Finanzen charakteristisch, daß sie diesmal
eine besondere Stipulatron hierüber für ganz unnöthig hielten, und wohl
überzeugt sein mögen, daß ----es noch weit über Is Jahre dauern
wird, ehe unsere Finanzverwaltung 2tzK Schrildverschreibungen kündigen
wird, um selbe zum Nominalwerthe, d. h. mit doppelt so viel zu bezahlen,
als sie dafür empfangen hat.

Bei dieser Kalamität -- denn als eine solche wird diese ganze Nego-
ziation von jedem sachverständigen Freunde Unseres Staates betrachtet --
haben wir doch den einzigen Trost, daß dadurch wenigstens das Vertraue"
zu der Person unseres Finanzchefs und zu seinen guten Willen Nicht erschüt¬
tert wurde, seitdem man weiß, daß diese Art des Abschlusses keineswegs
nach seinem Plane war und er sich dabei nur einem höheren Willen fügte.
Herr von Kübel hatte nämlich, wie Eingeweihte erzählen, die Absicht, mit
Umgehung der drei bisherigen Contrahenten Unserer AnleheN, für das jetzige
eine Subscription in den größeren Städten der Monarchie zu eröffnen. Ab¬
gesehen davon, daß eine solche Maaßregel freudig beMßt worden wäre, als
ein von Selbstvertrauen zeugender Act der FinanzverlvaktnNg und ihrem Be¬
streben sich von dem Rothschild-SinaischeN Monopol des Geldmarktes zu
emancipiren, und sich dafür ans die andern Geldkräfte der Monarchie Und
ihrer Verbindungen im Auslande zu stützen, so wäre der Erfolg auch für
die Staatsstuanzeu sicher und vortheilhaft gewesen, besonders weder man --
wie dies doch auch jetzt geschehen -- die Einzahlung in Raten gestattet
hätte. Es gibt in Oesterreich eine sehr große Anzahl von Geldmännern,
die bisher aus Grundsatz keine großen Geschäfte in Staatspapieren machen,
weil sie bei der üblich gewesenen Art des Abschlusses nur das Risiko hätten,
keineswegs aber den Vortheil, den die bisherigen 3 Kontrahenten, eben so
wie früher gemeinschaftlich mit Geymüller, immer im Voraus für sich allein
hinwegnahmen. Bei einer Betheiligung Vieler aber, denen alle Aussicht auf die
vom Staate gewährte Provision Und einen Theil des Gewinnes geöffnet ist,
den bisher nur die drei Auserwählten einsackten, würde es wahrlich bei uns
eben so wenig, als in aUdern Staaten an zahlreichen Snbscriben-ten zu der


aber diese scheinbar geringe Verzinsung von 2^- ein genügender Ersatz fiir
die doppelte Verschreibung dessen, was man empfangen? Der Vortheil ist
freilich dabei, daß diese 2-zH Schuldverschreibungen sehr bald in feste Hände
übergehen, und nicht so bald gekündigt werden; bet dem vorigen Anlehen
haben die Kontrahenten sich einen 15jährigen Termin bedungen, binnen wel¬
chem das SchuldverhälNiß nicht geändert werden darf, es U aber für ihre
Ansicht über die Zukunft unserer Finanzen charakteristisch, daß sie diesmal
eine besondere Stipulatron hierüber für ganz unnöthig hielten, und wohl
überzeugt sein mögen, daß —--es noch weit über Is Jahre dauern
wird, ehe unsere Finanzverwaltung 2tzK Schrildverschreibungen kündigen
wird, um selbe zum Nominalwerthe, d. h. mit doppelt so viel zu bezahlen,
als sie dafür empfangen hat.

Bei dieser Kalamität — denn als eine solche wird diese ganze Nego-
ziation von jedem sachverständigen Freunde Unseres Staates betrachtet —
haben wir doch den einzigen Trost, daß dadurch wenigstens das Vertraue»
zu der Person unseres Finanzchefs und zu seinen guten Willen Nicht erschüt¬
tert wurde, seitdem man weiß, daß diese Art des Abschlusses keineswegs
nach seinem Plane war und er sich dabei nur einem höheren Willen fügte.
Herr von Kübel hatte nämlich, wie Eingeweihte erzählen, die Absicht, mit
Umgehung der drei bisherigen Contrahenten Unserer AnleheN, für das jetzige
eine Subscription in den größeren Städten der Monarchie zu eröffnen. Ab¬
gesehen davon, daß eine solche Maaßregel freudig beMßt worden wäre, als
ein von Selbstvertrauen zeugender Act der FinanzverlvaktnNg und ihrem Be¬
streben sich von dem Rothschild-SinaischeN Monopol des Geldmarktes zu
emancipiren, und sich dafür ans die andern Geldkräfte der Monarchie Und
ihrer Verbindungen im Auslande zu stützen, so wäre der Erfolg auch für
die Staatsstuanzeu sicher und vortheilhaft gewesen, besonders weder man —
wie dies doch auch jetzt geschehen — die Einzahlung in Raten gestattet
hätte. Es gibt in Oesterreich eine sehr große Anzahl von Geldmännern,
die bisher aus Grundsatz keine großen Geschäfte in Staatspapieren machen,
weil sie bei der üblich gewesenen Art des Abschlusses nur das Risiko hätten,
keineswegs aber den Vortheil, den die bisherigen 3 Kontrahenten, eben so
wie früher gemeinschaftlich mit Geymüller, immer im Voraus für sich allein
hinwegnahmen. Bei einer Betheiligung Vieler aber, denen alle Aussicht auf die
vom Staate gewährte Provision Und einen Theil des Gewinnes geöffnet ist,
den bisher nur die drei Auserwählten einsackten, würde es wahrlich bei uns
eben so wenig, als in aUdern Staaten an zahlreichen Snbscriben-ten zu der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/34>, abgerufen am 01.10.2024.