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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Daten hierbei getroffen werden. Ein anderes Hinderniß dieser gleichmäßigen
Vertheilung der Einkünfte nach der Kopfzahl wäre, daß einzelne Staaten
oft besondere Pofmraßen, ja selbst Städte, aus denen sie den Postertrag
beziehen, in dem Gebiete anderer besitzen, was sie natürlich nicht gern ohne
Entschädigung opfern würden. So besitzt Preußen z. B. im Waldeck'schen
und Lippe'schen eigene Postämter, wie auch ein Postamt im Großherzog-
thum Mecklenburg, auf der Straße von Hamburg nach Berlin, ebenso anch
haben verschiedene Staaten eigene Postämter in Hamburg, Bremen und
Lübeck *). Daß hier einzelne Ausgleichungen und Entschädigungen stattfin¬
den Müssen, ist wohl natürlich, wir glauben aber, daß dieselben Nicht zu be¬
deutende Schwierigkeiten darbieten und leicht regulirt werden.

Auch das taxische Postrecht in mehreren Staaten Deutschlands, als
WürteMberg, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hessen-Kassel, den meisten sächsischen
Herzogthümern und den vier freien Städten, würde vielleicht manche Schwie¬
rigkeiten veranlassen. Hier gäbe es nur das Mittel, daß die betreffenden
Staaten, in denen taxische Posten sind, sich entweder ganz von denselben
ablösten, wie es früher schon von den anderen geschehen ist, und dann selbst¬
ständig für sich in den Verein treten wurden, was entschieden wohl das
Richtigste sein würde, oder daß der Fürst von Taxis dies für sein Postge-
biet selbst thäte. Er würde dann für feine Posten gleiche Einnahmen Nach
der Kopfzahl der von ihnen versehenen Länder erhalten, wie es bei allen
anderen Staaten der Fall wäre.

Man könnte gegen diese gleichmäßige Vertheilung der Einnahme viel¬
leicht einwenden, diejenigen Staaten des Vereines, welche in der Mitte von
Deutschland lägen, hätten gegen die an den Grenzen gelegenen pecuttiären
Nachtheil. Sie 'müssen nämlich viel größere Kosten für die Beförderung
der Postsendungen in ihrem Gebiete aufwenden, da diese durch alle die
Transitoscndnngen, welche von Mein Ende des Vereines zum andern
durch ihr Land gingen, stark vermehrt, Und dadurch theurer im Transport
würden. Ihre 'Einnahmen würden aber, nicht wie jetzt, dadurch vergrößert,
da ja alles Trausitopörto später wegfiele, und ihnen gleich wie den Grenz¬
staaten, die Einnahme nur Nach der Kopfzahl berechnet würde. Solche



*) Hamburg namentlich bietet ein recht Äares Feld von 'der Zerrissenheit unserer
deutschen Postzustande dar. In seinen Mauern befindet sich ein preußisches, taxisches,
hannovcrsches, mecklenburgisches, städtisches, schwedisches und dänisches Postamt. Jedes
derselben hat andere Taxen, Progressionen, Bestimmungen aller Art und befindet sich
dazu noch in einem getrennten Lokale, so daß das Publikum unendlich viel Mühselig¬
keiten aller Art davon hat.

Daten hierbei getroffen werden. Ein anderes Hinderniß dieser gleichmäßigen
Vertheilung der Einkünfte nach der Kopfzahl wäre, daß einzelne Staaten
oft besondere Pofmraßen, ja selbst Städte, aus denen sie den Postertrag
beziehen, in dem Gebiete anderer besitzen, was sie natürlich nicht gern ohne
Entschädigung opfern würden. So besitzt Preußen z. B. im Waldeck'schen
und Lippe'schen eigene Postämter, wie auch ein Postamt im Großherzog-
thum Mecklenburg, auf der Straße von Hamburg nach Berlin, ebenso anch
haben verschiedene Staaten eigene Postämter in Hamburg, Bremen und
Lübeck *). Daß hier einzelne Ausgleichungen und Entschädigungen stattfin¬
den Müssen, ist wohl natürlich, wir glauben aber, daß dieselben Nicht zu be¬
deutende Schwierigkeiten darbieten und leicht regulirt werden.

Auch das taxische Postrecht in mehreren Staaten Deutschlands, als
WürteMberg, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hessen-Kassel, den meisten sächsischen
Herzogthümern und den vier freien Städten, würde vielleicht manche Schwie¬
rigkeiten veranlassen. Hier gäbe es nur das Mittel, daß die betreffenden
Staaten, in denen taxische Posten sind, sich entweder ganz von denselben
ablösten, wie es früher schon von den anderen geschehen ist, und dann selbst¬
ständig für sich in den Verein treten wurden, was entschieden wohl das
Richtigste sein würde, oder daß der Fürst von Taxis dies für sein Postge-
biet selbst thäte. Er würde dann für feine Posten gleiche Einnahmen Nach
der Kopfzahl der von ihnen versehenen Länder erhalten, wie es bei allen
anderen Staaten der Fall wäre.

Man könnte gegen diese gleichmäßige Vertheilung der Einnahme viel¬
leicht einwenden, diejenigen Staaten des Vereines, welche in der Mitte von
Deutschland lägen, hätten gegen die an den Grenzen gelegenen pecuttiären
Nachtheil. Sie 'müssen nämlich viel größere Kosten für die Beförderung
der Postsendungen in ihrem Gebiete aufwenden, da diese durch alle die
Transitoscndnngen, welche von Mein Ende des Vereines zum andern
durch ihr Land gingen, stark vermehrt, Und dadurch theurer im Transport
würden. Ihre 'Einnahmen würden aber, nicht wie jetzt, dadurch vergrößert,
da ja alles Trausitopörto später wegfiele, und ihnen gleich wie den Grenz¬
staaten, die Einnahme nur Nach der Kopfzahl berechnet würde. Solche



*) Hamburg namentlich bietet ein recht Äares Feld von 'der Zerrissenheit unserer
deutschen Postzustande dar. In seinen Mauern befindet sich ein preußisches, taxisches,
hannovcrsches, mecklenburgisches, städtisches, schwedisches und dänisches Postamt. Jedes
derselben hat andere Taxen, Progressionen, Bestimmungen aller Art und befindet sich
dazu noch in einem getrennten Lokale, so daß das Publikum unendlich viel Mühselig¬
keiten aller Art davon hat.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/310>, abgerufen am 22.07.2024.