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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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den finanziellen Verhältnissen so viel Hemmnisse verursachte, sehr geschwunden
und darum schon hat der PostVerein jetzt ein so viel leichteres Spiel.

Sehr viel kommt bei der ganzen Anlage desselben natürlich auf die von
den einzelnen Staaten zum Kongresse abgesandten Männer an. Sind diese nur
von gutem Willen beseelt, erkennen sie die allseitige Bedeutung ihres Auftrages
vollkommen an und haben vielseitige und praktische Kenntnisse genug, um alle
Bestimmungen, die für den Verein selbst festgesetzt werden sollen, richtig zu
erwägen, so wird sich das Ganze schon machen und manche Schwierigkeiten,
die jetzt vielleicht riesengroß erscheinen, dürften bei näherer Beschauung gar
uicht so bedeutend sein.

Das Erste, worüber ein solcher Kongreß sich wohl verständigen müßte,
wäre, wie weit die Vereinigung der an denselben theilnehmenden Staaten
in ihren postalischen Verhältnissen gehen sollte. Ob der Verein sich blos
auf Gleichmäßigkeit der dahin bezüglichen Gesetze, Gewichtsprogrcssionen,
Taxen u. s. w. erstrecken, oder ob er noch weiter gehen und auch ge¬
meinsame Einnahme und deren Vertheilung uach bestimmten Maßstäben
bestimmen sollte; dies ist eine sehr wichtige Frage, deren Beantwor¬
tung nicht so leicht ist und gewiß sehr viel Meinungsverschiedenheiten her¬
vorrufe", würde. Leichter wäre natürlich das Erstere, schwieriger, viel
schwieriger das Letzte, aber auch -- wenigstens nach unserer Ansicht, weit
besser; zwar würde durch eine Vereinbarung aller betreffenden Staaten,
wonach diese gemeinsame Taxen, Gewichtsprogressionen, Vorschriften über
Verpackung, über Garantie u. s. w. erließen, schon sehr viel gewonnen und
ein guter Theil unserer jetzigen Uebelstände aufgehoben. Auch böte eine
solche Uebereinkunft nur sehr geringe Schwierigkeiten dar, und gewiß wür¬
den alle deutschen Staaten derselben beitreten. Aber Alles wäre damit doch
noch nicht gewonnen, und wie wir überhaupt der Ansicht sind, daß, wenn
man eine Reorganisation vornimmt, dies auch gründlich geschehen muß, so
glauben wir auch, daß eine Vereinigung, wonach alle Einkünfte in eine ge¬
meinsame Centralkasse flössen, und wieder nach Verhältniß der Seelenzahl
der betreffenden Staaten aus derselben vertheilt würden, dem großen Zwecke
des Vereins selbst am Vollkommensten entsprechen würden. Ueberhaupt
wünschen wir dem Zollverein in seiner ganzen inneren Organisation, so fern
nicht die Verschiedenheit des besonderen Zweckes, leider anch eine Verschie¬
denheit der einzelnen Bestimmungen nothwendig machte, bei diesem beabsich¬
tigten PostVerein, möglichst nachgeahmt würde. Die Hauptschwierigkeiten,
welche sich solcher gemeinsamen Vertheilung der Einkünfte, wobei aber jeder
Staat die Ausgaben für sein Postwesen selbst tragen müsse, entgegenstellen


den finanziellen Verhältnissen so viel Hemmnisse verursachte, sehr geschwunden
und darum schon hat der PostVerein jetzt ein so viel leichteres Spiel.

Sehr viel kommt bei der ganzen Anlage desselben natürlich auf die von
den einzelnen Staaten zum Kongresse abgesandten Männer an. Sind diese nur
von gutem Willen beseelt, erkennen sie die allseitige Bedeutung ihres Auftrages
vollkommen an und haben vielseitige und praktische Kenntnisse genug, um alle
Bestimmungen, die für den Verein selbst festgesetzt werden sollen, richtig zu
erwägen, so wird sich das Ganze schon machen und manche Schwierigkeiten,
die jetzt vielleicht riesengroß erscheinen, dürften bei näherer Beschauung gar
uicht so bedeutend sein.

Das Erste, worüber ein solcher Kongreß sich wohl verständigen müßte,
wäre, wie weit die Vereinigung der an denselben theilnehmenden Staaten
in ihren postalischen Verhältnissen gehen sollte. Ob der Verein sich blos
auf Gleichmäßigkeit der dahin bezüglichen Gesetze, Gewichtsprogrcssionen,
Taxen u. s. w. erstrecken, oder ob er noch weiter gehen und auch ge¬
meinsame Einnahme und deren Vertheilung uach bestimmten Maßstäben
bestimmen sollte; dies ist eine sehr wichtige Frage, deren Beantwor¬
tung nicht so leicht ist und gewiß sehr viel Meinungsverschiedenheiten her¬
vorrufe», würde. Leichter wäre natürlich das Erstere, schwieriger, viel
schwieriger das Letzte, aber auch — wenigstens nach unserer Ansicht, weit
besser; zwar würde durch eine Vereinbarung aller betreffenden Staaten,
wonach diese gemeinsame Taxen, Gewichtsprogressionen, Vorschriften über
Verpackung, über Garantie u. s. w. erließen, schon sehr viel gewonnen und
ein guter Theil unserer jetzigen Uebelstände aufgehoben. Auch böte eine
solche Uebereinkunft nur sehr geringe Schwierigkeiten dar, und gewiß wür¬
den alle deutschen Staaten derselben beitreten. Aber Alles wäre damit doch
noch nicht gewonnen, und wie wir überhaupt der Ansicht sind, daß, wenn
man eine Reorganisation vornimmt, dies auch gründlich geschehen muß, so
glauben wir auch, daß eine Vereinigung, wonach alle Einkünfte in eine ge¬
meinsame Centralkasse flössen, und wieder nach Verhältniß der Seelenzahl
der betreffenden Staaten aus derselben vertheilt würden, dem großen Zwecke
des Vereins selbst am Vollkommensten entsprechen würden. Ueberhaupt
wünschen wir dem Zollverein in seiner ganzen inneren Organisation, so fern
nicht die Verschiedenheit des besonderen Zweckes, leider anch eine Verschie¬
denheit der einzelnen Bestimmungen nothwendig machte, bei diesem beabsich¬
tigten PostVerein, möglichst nachgeahmt würde. Die Hauptschwierigkeiten,
welche sich solcher gemeinsamen Vertheilung der Einkünfte, wobei aber jeder
Staat die Ausgaben für sein Postwesen selbst tragen müsse, entgegenstellen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/308>, abgerufen am 22.07.2024.