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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Gin deutscher Postcongrefi und PostVerein.
II
Vorschläge zur Güte.

Daß ein deutscher Postcongreß vielfache Schwierigkeiten zu lösen haben
wird, daß sich dem Vereine überhaupt mannigfache Hindernisse aller Art und
darunter wohl einige, die nicht so leicht zu beseitigen sind, entgegen stellen
werden, ist gewiß. Aber daß dies alles bei nur einigermaßen gutem Willen
der betheiligten Staaten, bei einiger Anstrengung der zum Kongreß Abge¬
sandten nicht zu überwinden wäre, daß überhaupt ein solcher allgemeiner Post-
verein ein Ding der Unmöglichkeit sein würde, wie hie und da wohl noch,
besonders von in alten Formen erstarrten Postbeamten selbst behauptet wird,
köunen wir nun und nimmermehr zugeben. Unsere Zeit hat gerade hierin
schon anfänglich viel schwieriger erscheinende Dinge bewirkt und die erste
Gründung des Zollvereins bot namentlich viel mehr Hindernisse dar, wie es
jetzt mit der des PostVereins der Fall sein würde. Damals, bei seiner
Gründung, war der Sinn für gemeinsame Vereinigung, wenn auch wohl
schon in den Völkern, doch aber nicht in eben dem Maße bei den Regierun¬
gen erwacht, man hatte manche Abneigung gegen ein solches Näheraneinander¬
schließen und fürchtete sich an den eigenen Souveränitätsrechten dabei zu
vergeben. Und je kleiner gewöhnlich der einzelne Staat war, desto eifer¬
süchtiger wachte er auch über seiue Hoheitsrechte, desto mehr Bedenken aller
Art trug er, sich einer solchen allgemeinen Vereinigung anzuschließen. Es
kommen noch genug derartige Beispiele in einigen unserer kleinen Staaten
vor; Manches was für unsere Gesammtheit von der höchsten Wichtigkeit
sein würde, ist schon dadurch verhindert worden; so findet z. B. der Anschluß
der norddeutschen kleinen Küstenstaaten an den Zollverein einen Hauptwider¬
stand in dem Glauben ihrer Regierungen, daß sie an Selbstständigkeit einbüßen
würden. Aber im Allgemeinen ist diese Abneigung, welche dem Zollverein neben


Gin deutscher Postcongrefi und PostVerein.
II
Vorschläge zur Güte.

Daß ein deutscher Postcongreß vielfache Schwierigkeiten zu lösen haben
wird, daß sich dem Vereine überhaupt mannigfache Hindernisse aller Art und
darunter wohl einige, die nicht so leicht zu beseitigen sind, entgegen stellen
werden, ist gewiß. Aber daß dies alles bei nur einigermaßen gutem Willen
der betheiligten Staaten, bei einiger Anstrengung der zum Kongreß Abge¬
sandten nicht zu überwinden wäre, daß überhaupt ein solcher allgemeiner Post-
verein ein Ding der Unmöglichkeit sein würde, wie hie und da wohl noch,
besonders von in alten Formen erstarrten Postbeamten selbst behauptet wird,
köunen wir nun und nimmermehr zugeben. Unsere Zeit hat gerade hierin
schon anfänglich viel schwieriger erscheinende Dinge bewirkt und die erste
Gründung des Zollvereins bot namentlich viel mehr Hindernisse dar, wie es
jetzt mit der des PostVereins der Fall sein würde. Damals, bei seiner
Gründung, war der Sinn für gemeinsame Vereinigung, wenn auch wohl
schon in den Völkern, doch aber nicht in eben dem Maße bei den Regierun¬
gen erwacht, man hatte manche Abneigung gegen ein solches Näheraneinander¬
schließen und fürchtete sich an den eigenen Souveränitätsrechten dabei zu
vergeben. Und je kleiner gewöhnlich der einzelne Staat war, desto eifer¬
süchtiger wachte er auch über seiue Hoheitsrechte, desto mehr Bedenken aller
Art trug er, sich einer solchen allgemeinen Vereinigung anzuschließen. Es
kommen noch genug derartige Beispiele in einigen unserer kleinen Staaten
vor; Manches was für unsere Gesammtheit von der höchsten Wichtigkeit
sein würde, ist schon dadurch verhindert worden; so findet z. B. der Anschluß
der norddeutschen kleinen Küstenstaaten an den Zollverein einen Hauptwider¬
stand in dem Glauben ihrer Regierungen, daß sie an Selbstständigkeit einbüßen
würden. Aber im Allgemeinen ist diese Abneigung, welche dem Zollverein neben


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[0307] Gin deutscher Postcongrefi und PostVerein. II Vorschläge zur Güte. Daß ein deutscher Postcongreß vielfache Schwierigkeiten zu lösen haben wird, daß sich dem Vereine überhaupt mannigfache Hindernisse aller Art und darunter wohl einige, die nicht so leicht zu beseitigen sind, entgegen stellen werden, ist gewiß. Aber daß dies alles bei nur einigermaßen gutem Willen der betheiligten Staaten, bei einiger Anstrengung der zum Kongreß Abge¬ sandten nicht zu überwinden wäre, daß überhaupt ein solcher allgemeiner Post- verein ein Ding der Unmöglichkeit sein würde, wie hie und da wohl noch, besonders von in alten Formen erstarrten Postbeamten selbst behauptet wird, köunen wir nun und nimmermehr zugeben. Unsere Zeit hat gerade hierin schon anfänglich viel schwieriger erscheinende Dinge bewirkt und die erste Gründung des Zollvereins bot namentlich viel mehr Hindernisse dar, wie es jetzt mit der des PostVereins der Fall sein würde. Damals, bei seiner Gründung, war der Sinn für gemeinsame Vereinigung, wenn auch wohl schon in den Völkern, doch aber nicht in eben dem Maße bei den Regierun¬ gen erwacht, man hatte manche Abneigung gegen ein solches Näheraneinander¬ schließen und fürchtete sich an den eigenen Souveränitätsrechten dabei zu vergeben. Und je kleiner gewöhnlich der einzelne Staat war, desto eifer¬ süchtiger wachte er auch über seiue Hoheitsrechte, desto mehr Bedenken aller Art trug er, sich einer solchen allgemeinen Vereinigung anzuschließen. Es kommen noch genug derartige Beispiele in einigen unserer kleinen Staaten vor; Manches was für unsere Gesammtheit von der höchsten Wichtigkeit sein würde, ist schon dadurch verhindert worden; so findet z. B. der Anschluß der norddeutschen kleinen Küstenstaaten an den Zollverein einen Hauptwider¬ stand in dem Glauben ihrer Regierungen, daß sie an Selbstständigkeit einbüßen würden. Aber im Allgemeinen ist diese Abneigung, welche dem Zollverein neben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/307>, abgerufen am 22.07.2024.