Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Wüthend über seine Niederlage, antwortete der brutale Russe, er wolle mit
den Österreichern, von denen er verrathen sei, nichts mehr zu thun haben,
und begab sich mit ^,,0(><> Mann, dem Nest der 80,WV, die er nach Ita¬
lien geführt, auf de" Rückzug nach Nußland ').

Nach dieser brutalen Antwort wendete sich der Erzherzog eilig gegen
die Rheinarmee zurück, die schon Philippsburg blockirte; er entsetzt den Platz
den 2!!. Novbr., schlägt die französische Armee den 2!>. bei Hcinzheim und
den 5. Decbr. wird ein Waffenstillstand geschlossen, in Folge dessen beide
Armeen an den beiden Reinufern ihre Winterquartiere beziehen.

Nach dem Ende des Feldzugs von >7W schützte der Erzherzog, in dem
Verdruß seine Pläne fortwährend durch den Hofrath paralisirt zu sehen, die
Schwäche seiner Gesundheit vor, überließ die Stelle seinem Bruder, Erz¬
herzog Johann, und zog sich nach Böhmen zurück.

Inzwischen kam Bonaparte aus Aeghpteu zurück, bemächtigte sich der
Gewalt und der Krieg begann lebhafter als je. In derselben Zeit als der
erste Konsul die Oesterreicher bei Mcirengo schlägt, geht Moreau über den
Rhein, bedrängt den Erzherzog Johann bei Neresheim, bei Nördlingen, bei
Oberhausen und schlägt ihn bei Hohenlinden; auf die Nachricht so vieler
Uttglückssälle beeilt sich der Wiener Hof, den Erzherzog .Karl zurückzurufen;
aber es war zu spät, der Prinz fand Moreau A> Stunden von Wien, wie



*) Der Rückzug Suwarow's geschah mit Bewilligung Paul's, der seinem Feldherr"
schon damals offen erklärt, daß dessen Rückkehr nach Rußland sein Hauptzweck sei; den
29. Oct. schrieb er an Suwarow, daß er beschlossen habe, das Bündniß mit dem Wie¬
ner Hose gänzlich aufzugeben und nur ein und dieselbe Antwort zu ertheile", da er, so
lange Thugut Minister bleibe, nichts glauben, folglich auch nichts thu" werde; den
2V. November: "Indem ich Oesterreich der Willkür des Geschickes preisgab, konnte ich
mich gleichzeitig nicht lossage" von der Aufmerksamkeit auf die Lage, i" welcher sich
Europa bei meinem völligen Austritt aus der Koalition und der Rückkehr aller meiner
gegen Frankreich verwendeten Truppen befindet. Ich erwarte, daß das Wiener Eabinc,
wieder zu mir zurückkommt, in>'t der Bitte um Wiederherstellung des früher" Bund
insses, so wie um gemeinschaftliche Anordnung neuer Maßregeln, um mit vereinte!!
Kräften gegen die Franzosen zu operiren." Deshalb befahl er Suwarow in der Bö>
nussetzung, daß dessen Rückmarsch nicht vor dem Mai möglich sei, während dieser Zeit
jeder Verbindung mit den österreichischen Befehlshabern auszuweichen und sich weder
mit ihnen zu vereinigen, noch irgend etwas zu unternehmen; er fügte hinzu, daß er
nur dann den Maßregeln gegen die Feinde der Throne wieder heitreren werde, weiu-
Ergebenheit, Gefälligkeit und Genugthuung von Seiten des römischen Kaisers erfolg-,
daß er aber auch dann nicht von den Andern abhängig, sondern für sich allein handeln,
und sowohl von dem Wiener, als von dem Londoner Cabinet verlangen werde, daß sie
seinen Plänen folgen.
'
Grenzboten. U. ."4?, ZU

Wüthend über seine Niederlage, antwortete der brutale Russe, er wolle mit
den Österreichern, von denen er verrathen sei, nichts mehr zu thun haben,
und begab sich mit ^,,0(><> Mann, dem Nest der 80,WV, die er nach Ita¬
lien geführt, auf de» Rückzug nach Nußland ').

Nach dieser brutalen Antwort wendete sich der Erzherzog eilig gegen
die Rheinarmee zurück, die schon Philippsburg blockirte; er entsetzt den Platz
den 2!!. Novbr., schlägt die französische Armee den 2!>. bei Hcinzheim und
den 5. Decbr. wird ein Waffenstillstand geschlossen, in Folge dessen beide
Armeen an den beiden Reinufern ihre Winterquartiere beziehen.

Nach dem Ende des Feldzugs von >7W schützte der Erzherzog, in dem
Verdruß seine Pläne fortwährend durch den Hofrath paralisirt zu sehen, die
Schwäche seiner Gesundheit vor, überließ die Stelle seinem Bruder, Erz¬
herzog Johann, und zog sich nach Böhmen zurück.

Inzwischen kam Bonaparte aus Aeghpteu zurück, bemächtigte sich der
Gewalt und der Krieg begann lebhafter als je. In derselben Zeit als der
erste Konsul die Oesterreicher bei Mcirengo schlägt, geht Moreau über den
Rhein, bedrängt den Erzherzog Johann bei Neresheim, bei Nördlingen, bei
Oberhausen und schlägt ihn bei Hohenlinden; auf die Nachricht so vieler
Uttglückssälle beeilt sich der Wiener Hof, den Erzherzog .Karl zurückzurufen;
aber es war zu spät, der Prinz fand Moreau A> Stunden von Wien, wie



*) Der Rückzug Suwarow's geschah mit Bewilligung Paul's, der seinem Feldherr»
schon damals offen erklärt, daß dessen Rückkehr nach Rußland sein Hauptzweck sei; den
29. Oct. schrieb er an Suwarow, daß er beschlossen habe, das Bündniß mit dem Wie¬
ner Hose gänzlich aufzugeben und nur ein und dieselbe Antwort zu ertheile», da er, so
lange Thugut Minister bleibe, nichts glauben, folglich auch nichts thu» werde; den
2V. November: „Indem ich Oesterreich der Willkür des Geschickes preisgab, konnte ich
mich gleichzeitig nicht lossage» von der Aufmerksamkeit auf die Lage, i» welcher sich
Europa bei meinem völligen Austritt aus der Koalition und der Rückkehr aller meiner
gegen Frankreich verwendeten Truppen befindet. Ich erwarte, daß das Wiener Eabinc,
wieder zu mir zurückkommt, in>'t der Bitte um Wiederherstellung des früher» Bund
insses, so wie um gemeinschaftliche Anordnung neuer Maßregeln, um mit vereinte!!
Kräften gegen die Franzosen zu operiren." Deshalb befahl er Suwarow in der Bö>
nussetzung, daß dessen Rückmarsch nicht vor dem Mai möglich sei, während dieser Zeit
jeder Verbindung mit den österreichischen Befehlshabern auszuweichen und sich weder
mit ihnen zu vereinigen, noch irgend etwas zu unternehmen; er fügte hinzu, daß er
nur dann den Maßregeln gegen die Feinde der Throne wieder heitreren werde, weiu-
Ergebenheit, Gefälligkeit und Genugthuung von Seiten des römischen Kaisers erfolg-,
daß er aber auch dann nicht von den Andern abhängig, sondern für sich allein handeln,
und sowohl von dem Wiener, als von dem Londoner Cabinet verlangen werde, daß sie
seinen Plänen folgen.
'
Grenzboten. U. .«4?, ZU
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272156"/>
          <p xml:id="ID_920" prev="#ID_919"> Wüthend über seine Niederlage, antwortete der brutale Russe, er wolle mit<lb/>
den Österreichern, von denen er verrathen sei, nichts mehr zu thun haben,<lb/>
und begab sich mit ^,,0(&gt;&lt;&gt; Mann, dem Nest der 80,WV, die er nach Ita¬<lb/>
lien geführt, auf de» Rückzug nach Nußland ').</p><lb/>
          <p xml:id="ID_921"> Nach dieser brutalen Antwort wendete sich der Erzherzog eilig gegen<lb/>
die Rheinarmee zurück, die schon Philippsburg blockirte; er entsetzt den Platz<lb/>
den 2!!. Novbr., schlägt die französische Armee den 2!&gt;. bei Hcinzheim und<lb/>
den 5. Decbr. wird ein Waffenstillstand geschlossen, in Folge dessen beide<lb/>
Armeen an den beiden Reinufern ihre Winterquartiere beziehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_922"> Nach dem Ende des Feldzugs von &gt;7W schützte der Erzherzog, in dem<lb/>
Verdruß seine Pläne fortwährend durch den Hofrath paralisirt zu sehen, die<lb/>
Schwäche seiner Gesundheit vor, überließ die Stelle seinem Bruder, Erz¬<lb/>
herzog Johann, und zog sich nach Böhmen zurück.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_923" next="#ID_924"> Inzwischen kam Bonaparte aus Aeghpteu zurück, bemächtigte sich der<lb/>
Gewalt und der Krieg begann lebhafter als je. In derselben Zeit als der<lb/>
erste Konsul die Oesterreicher bei Mcirengo schlägt, geht Moreau über den<lb/>
Rhein, bedrängt den Erzherzog Johann bei Neresheim, bei Nördlingen, bei<lb/>
Oberhausen und schlägt ihn bei Hohenlinden; auf die Nachricht so vieler<lb/>
Uttglückssälle beeilt sich der Wiener Hof, den Erzherzog .Karl zurückzurufen;<lb/>
aber es war zu spät, der Prinz fand Moreau A&gt; Stunden von Wien, wie</p><lb/>
          <note xml:id="FID_27" place="foot"> *) Der Rückzug Suwarow's geschah mit Bewilligung Paul's, der seinem Feldherr»<lb/>
schon damals offen erklärt, daß dessen Rückkehr nach Rußland sein Hauptzweck sei; den<lb/>
29. Oct. schrieb er an Suwarow, daß er beschlossen habe, das Bündniß mit dem Wie¬<lb/>
ner Hose gänzlich aufzugeben und nur ein und dieselbe Antwort zu ertheile», da er, so<lb/>
lange Thugut Minister bleibe, nichts glauben, folglich auch nichts thu» werde; den<lb/>
2V. November: &#x201E;Indem ich Oesterreich der Willkür des Geschickes preisgab, konnte ich<lb/>
mich gleichzeitig nicht lossage» von der Aufmerksamkeit auf die Lage, i» welcher sich<lb/>
Europa bei meinem völligen Austritt aus der Koalition und der Rückkehr aller meiner<lb/>
gegen Frankreich verwendeten Truppen befindet. Ich erwarte, daß das Wiener Eabinc,<lb/>
wieder zu mir zurückkommt, in&gt;'t der Bitte um Wiederherstellung des früher» Bund<lb/>
insses, so wie um gemeinschaftliche Anordnung neuer Maßregeln, um mit vereinte!!<lb/>
Kräften gegen die Franzosen zu operiren." Deshalb befahl er Suwarow in der Bö&gt;<lb/>
nussetzung, daß dessen Rückmarsch nicht vor dem Mai möglich sei, während dieser Zeit<lb/>
jeder Verbindung mit den österreichischen Befehlshabern auszuweichen und sich weder<lb/>
mit ihnen zu vereinigen, noch irgend etwas zu unternehmen; er fügte hinzu, daß er<lb/>
nur dann den Maßregeln gegen die Feinde der Throne wieder heitreren werde, weiu-<lb/>
Ergebenheit, Gefälligkeit und Genugthuung von Seiten des römischen Kaisers erfolg-,<lb/>
daß er aber auch dann nicht von den Andern abhängig, sondern für sich allein handeln,<lb/>
und sowohl von dem Wiener, als von dem Londoner Cabinet verlangen werde, daß sie<lb/>
seinen Plänen folgen.<lb/>
'</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. U. .«4?, ZU</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0257] Wüthend über seine Niederlage, antwortete der brutale Russe, er wolle mit den Österreichern, von denen er verrathen sei, nichts mehr zu thun haben, und begab sich mit ^,,0(><> Mann, dem Nest der 80,WV, die er nach Ita¬ lien geführt, auf de» Rückzug nach Nußland '). Nach dieser brutalen Antwort wendete sich der Erzherzog eilig gegen die Rheinarmee zurück, die schon Philippsburg blockirte; er entsetzt den Platz den 2!!. Novbr., schlägt die französische Armee den 2!>. bei Hcinzheim und den 5. Decbr. wird ein Waffenstillstand geschlossen, in Folge dessen beide Armeen an den beiden Reinufern ihre Winterquartiere beziehen. Nach dem Ende des Feldzugs von >7W schützte der Erzherzog, in dem Verdruß seine Pläne fortwährend durch den Hofrath paralisirt zu sehen, die Schwäche seiner Gesundheit vor, überließ die Stelle seinem Bruder, Erz¬ herzog Johann, und zog sich nach Böhmen zurück. Inzwischen kam Bonaparte aus Aeghpteu zurück, bemächtigte sich der Gewalt und der Krieg begann lebhafter als je. In derselben Zeit als der erste Konsul die Oesterreicher bei Mcirengo schlägt, geht Moreau über den Rhein, bedrängt den Erzherzog Johann bei Neresheim, bei Nördlingen, bei Oberhausen und schlägt ihn bei Hohenlinden; auf die Nachricht so vieler Uttglückssälle beeilt sich der Wiener Hof, den Erzherzog .Karl zurückzurufen; aber es war zu spät, der Prinz fand Moreau A> Stunden von Wien, wie *) Der Rückzug Suwarow's geschah mit Bewilligung Paul's, der seinem Feldherr» schon damals offen erklärt, daß dessen Rückkehr nach Rußland sein Hauptzweck sei; den 29. Oct. schrieb er an Suwarow, daß er beschlossen habe, das Bündniß mit dem Wie¬ ner Hose gänzlich aufzugeben und nur ein und dieselbe Antwort zu ertheile», da er, so lange Thugut Minister bleibe, nichts glauben, folglich auch nichts thu» werde; den 2V. November: „Indem ich Oesterreich der Willkür des Geschickes preisgab, konnte ich mich gleichzeitig nicht lossage» von der Aufmerksamkeit auf die Lage, i» welcher sich Europa bei meinem völligen Austritt aus der Koalition und der Rückkehr aller meiner gegen Frankreich verwendeten Truppen befindet. Ich erwarte, daß das Wiener Eabinc, wieder zu mir zurückkommt, in>'t der Bitte um Wiederherstellung des früher» Bund insses, so wie um gemeinschaftliche Anordnung neuer Maßregeln, um mit vereinte!! Kräften gegen die Franzosen zu operiren." Deshalb befahl er Suwarow in der Bö> nussetzung, daß dessen Rückmarsch nicht vor dem Mai möglich sei, während dieser Zeit jeder Verbindung mit den österreichischen Befehlshabern auszuweichen und sich weder mit ihnen zu vereinigen, noch irgend etwas zu unternehmen; er fügte hinzu, daß er nur dann den Maßregeln gegen die Feinde der Throne wieder heitreren werde, weiu- Ergebenheit, Gefälligkeit und Genugthuung von Seiten des römischen Kaisers erfolg-, daß er aber auch dann nicht von den Andern abhängig, sondern für sich allein handeln, und sowohl von dem Wiener, als von dem Londoner Cabinet verlangen werde, daß sie seinen Plänen folgen. ' Grenzboten. U. .«4?, ZU

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/257
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/257>, abgerufen am 22.07.2024.