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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Grenzen. Welche Verwirrung herrscht aber jetzt noch oft dabei, welche ganz un¬
nöthige Plackereien aller Art werden dadurch hervorgerufen? Jeder Staat
fast, mag sein Gebiet auch noch so klein sein, hat durch seine besondere Post-
gesetzgebung, geht von ganz verschiedenen Prinzipien in der Haupt- wie in
der Nebensache dabei ans, wendet dabei ganz andere Behandlung der seinen
Posten anvertrauten Briefen, Packereien und Personen an. Ja wirklich es
scheint oft, als sei eine Art Eifersüchtelei, die ans den Nachbar neidisch
und schon deshalb etwas Gutes nicht angenommen, grade weil es von die¬
sem gekommen, bei diesen verschiedenen Postgesctzgebnngcn mit im Spiel
gewesen, so ganz verschieden von einander find dieselben oft in benach¬
barten kleinen Staaten. Welche Verwirrung bringt dies nicht in dem gan¬
zen gegenseitigen Verkehr hervor, wie werden sowohl die armen Postbeamten
selbst, die zwischen diesen verschiedensten Verordnungen sich herausfinden sol¬
len, dadurch gequält, als auch das Publikum in hohem Grade benachthei-
ligt. Nirgends fast wird man gleiche Grundsätze bei Regulirung der Taxen
für Briefe und Packete, gleiche Bestimmung über Schwere der Fahrpostgegeu-
stände, über die Garantie bei denselben, über ihre Verpackung und Werth-
declaration, und bis wie weit sie nach Fahrpost- oder Schnellpost-Porto¬
sätzen berechnet werden dürfen, und über alle derartigen Sachen, die, so un¬
bedeutend sie auch scheinen, doch für das ganze Postwesen von großer Wich¬
tigkeit sind, vorfinden. Man kann daher sicher darauf rechnen, daß sast kein
Postbeamter im Stande ist ein Packet oder eine Geldsendung, besonders
wenn diese vielleicht ans Gold - oder Silbermünzen zusammengepackt,
welche auf einer größeren Entfernung durch verschiedene Postgebiete gehen
muß, gleich bei der etwaigen Frankirung am Aufgabeort sicher zu berech¬
nen. Sollte er dies wollen, so muß er dazu solche Stöße von Verord¬
nungen und Taxen durchstudiren, so viel rechnen und reduziren, daß er bei
nur einigermaßen lebhaftem Verkehr ganz unmöglich Zeit dazu hat. Er muß
sich daher so gut zu helfen suchen wie er kann und riskiren entweder dein
Absender zu viel Porto abzunehmen, oder wenn er ihm zu wenig abgenom
wen hat, auf die Gefälligkeit seiner Kollegen in, anderen Staaten, die bei
ähnlichen derartigen Fällen dann auch wieder ein Gleiches von ihm fordern
und deshalb nicht genan nachtaxiren, verlassen, oder sich später von dem ihm
bekannten Absender das Fehlende nachfordern lassen, oder dasselbe auch aus ei¬
gener Kasse ersetzen. Eins von allen diesem wird bei einer frankirten Packet-
vdcr Geldsendung, die über mehrere Staaten geht, fast immer geschehen, und
wenn einmal das richtige Porto dafür gleich anfangs wahrgenommen werden
sollte, so ist dies nur Sache des Zufalles. Man sende uns eine gleiche'"'''''


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Grenzen. Welche Verwirrung herrscht aber jetzt noch oft dabei, welche ganz un¬
nöthige Plackereien aller Art werden dadurch hervorgerufen? Jeder Staat
fast, mag sein Gebiet auch noch so klein sein, hat durch seine besondere Post-
gesetzgebung, geht von ganz verschiedenen Prinzipien in der Haupt- wie in
der Nebensache dabei ans, wendet dabei ganz andere Behandlung der seinen
Posten anvertrauten Briefen, Packereien und Personen an. Ja wirklich es
scheint oft, als sei eine Art Eifersüchtelei, die ans den Nachbar neidisch
und schon deshalb etwas Gutes nicht angenommen, grade weil es von die¬
sem gekommen, bei diesen verschiedenen Postgesctzgebnngcn mit im Spiel
gewesen, so ganz verschieden von einander find dieselben oft in benach¬
barten kleinen Staaten. Welche Verwirrung bringt dies nicht in dem gan¬
zen gegenseitigen Verkehr hervor, wie werden sowohl die armen Postbeamten
selbst, die zwischen diesen verschiedensten Verordnungen sich herausfinden sol¬
len, dadurch gequält, als auch das Publikum in hohem Grade benachthei-
ligt. Nirgends fast wird man gleiche Grundsätze bei Regulirung der Taxen
für Briefe und Packete, gleiche Bestimmung über Schwere der Fahrpostgegeu-
stände, über die Garantie bei denselben, über ihre Verpackung und Werth-
declaration, und bis wie weit sie nach Fahrpost- oder Schnellpost-Porto¬
sätzen berechnet werden dürfen, und über alle derartigen Sachen, die, so un¬
bedeutend sie auch scheinen, doch für das ganze Postwesen von großer Wich¬
tigkeit sind, vorfinden. Man kann daher sicher darauf rechnen, daß sast kein
Postbeamter im Stande ist ein Packet oder eine Geldsendung, besonders
wenn diese vielleicht ans Gold - oder Silbermünzen zusammengepackt,
welche auf einer größeren Entfernung durch verschiedene Postgebiete gehen
muß, gleich bei der etwaigen Frankirung am Aufgabeort sicher zu berech¬
nen. Sollte er dies wollen, so muß er dazu solche Stöße von Verord¬
nungen und Taxen durchstudiren, so viel rechnen und reduziren, daß er bei
nur einigermaßen lebhaftem Verkehr ganz unmöglich Zeit dazu hat. Er muß
sich daher so gut zu helfen suchen wie er kann und riskiren entweder dein
Absender zu viel Porto abzunehmen, oder wenn er ihm zu wenig abgenom
wen hat, auf die Gefälligkeit seiner Kollegen in, anderen Staaten, die bei
ähnlichen derartigen Fällen dann auch wieder ein Gleiches von ihm fordern
und deshalb nicht genan nachtaxiren, verlassen, oder sich später von dem ihm
bekannten Absender das Fehlende nachfordern lassen, oder dasselbe auch aus ei¬
gener Kasse ersetzen. Eins von allen diesem wird bei einer frankirten Packet-
vdcr Geldsendung, die über mehrere Staaten geht, fast immer geschehen, und
wenn einmal das richtige Porto dafür gleich anfangs wahrgenommen werden
sollte, so ist dies nur Sache des Zufalles. Man sende uns eine gleiche'"'''''


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[0243] Grenzen. Welche Verwirrung herrscht aber jetzt noch oft dabei, welche ganz un¬ nöthige Plackereien aller Art werden dadurch hervorgerufen? Jeder Staat fast, mag sein Gebiet auch noch so klein sein, hat durch seine besondere Post- gesetzgebung, geht von ganz verschiedenen Prinzipien in der Haupt- wie in der Nebensache dabei ans, wendet dabei ganz andere Behandlung der seinen Posten anvertrauten Briefen, Packereien und Personen an. Ja wirklich es scheint oft, als sei eine Art Eifersüchtelei, die ans den Nachbar neidisch und schon deshalb etwas Gutes nicht angenommen, grade weil es von die¬ sem gekommen, bei diesen verschiedenen Postgesctzgebnngcn mit im Spiel gewesen, so ganz verschieden von einander find dieselben oft in benach¬ barten kleinen Staaten. Welche Verwirrung bringt dies nicht in dem gan¬ zen gegenseitigen Verkehr hervor, wie werden sowohl die armen Postbeamten selbst, die zwischen diesen verschiedensten Verordnungen sich herausfinden sol¬ len, dadurch gequält, als auch das Publikum in hohem Grade benachthei- ligt. Nirgends fast wird man gleiche Grundsätze bei Regulirung der Taxen für Briefe und Packete, gleiche Bestimmung über Schwere der Fahrpostgegeu- stände, über die Garantie bei denselben, über ihre Verpackung und Werth- declaration, und bis wie weit sie nach Fahrpost- oder Schnellpost-Porto¬ sätzen berechnet werden dürfen, und über alle derartigen Sachen, die, so un¬ bedeutend sie auch scheinen, doch für das ganze Postwesen von großer Wich¬ tigkeit sind, vorfinden. Man kann daher sicher darauf rechnen, daß sast kein Postbeamter im Stande ist ein Packet oder eine Geldsendung, besonders wenn diese vielleicht ans Gold - oder Silbermünzen zusammengepackt, welche auf einer größeren Entfernung durch verschiedene Postgebiete gehen muß, gleich bei der etwaigen Frankirung am Aufgabeort sicher zu berech¬ nen. Sollte er dies wollen, so muß er dazu solche Stöße von Verord¬ nungen und Taxen durchstudiren, so viel rechnen und reduziren, daß er bei nur einigermaßen lebhaftem Verkehr ganz unmöglich Zeit dazu hat. Er muß sich daher so gut zu helfen suchen wie er kann und riskiren entweder dein Absender zu viel Porto abzunehmen, oder wenn er ihm zu wenig abgenom wen hat, auf die Gefälligkeit seiner Kollegen in, anderen Staaten, die bei ähnlichen derartigen Fällen dann auch wieder ein Gleiches von ihm fordern und deshalb nicht genan nachtaxiren, verlassen, oder sich später von dem ihm bekannten Absender das Fehlende nachfordern lassen, oder dasselbe auch aus ei¬ gener Kasse ersetzen. Eins von allen diesem wird bei einer frankirten Packet- vdcr Geldsendung, die über mehrere Staaten geht, fast immer geschehen, und wenn einmal das richtige Porto dafür gleich anfangs wahrgenommen werden sollte, so ist dies nur Sache des Zufalles. Man sende uns eine gleiche'"''''' 31«

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/243>, abgerufen am 22.07.2024.