Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Kurz, es herrscht eine Verwirrung, die alle Grenzen des Glaublichen über¬ Die Frage, ob das Jahr 1847 ein Wendepunkt in der constitutionellen 1- 1- VI. Aus Wien. >. Die Freihandelspolitiker. - Unglücklicher Kampf. -- Zolltarif und Zollverfassung. -- Was Oesterreich Noth thut. Eine ganz eigenthümliche Episode unserer Prcßzustäude bietet die im Journal Die Red. In der Entwicklung sicherlich, wenn auch noch nicht in der Feststellung. (!)
Kurz, es herrscht eine Verwirrung, die alle Grenzen des Glaublichen über¬ Die Frage, ob das Jahr 1847 ein Wendepunkt in der constitutionellen 1- 1- VI. Aus Wien. >. Die Freihandelspolitiker. - Unglücklicher Kampf. — Zolltarif und Zollverfassung. — Was Oesterreich Noth thut. Eine ganz eigenthümliche Episode unserer Prcßzustäude bietet die im Journal Die Red. In der Entwicklung sicherlich, wenn auch noch nicht in der Feststellung. (!)
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272087"/> <p xml:id="ID_725"> Kurz, es herrscht eine Verwirrung, die alle Grenzen des Glaublichen über¬<lb/> steigt. Wird jene Protestation dem Marschall wirklich überreicht, so fällt sie natür¬<lb/> lich schmählich durch. Es ist dann eine nicht nur unnütze, sondern auch nach-<lb/> theilige Demonstration, denn sie gibt der conservativen Partei das Gefühl ihrer<lb/> Stärke, und stört das Vertrauen zwischen Regierung und Stände, was jetzt das<lb/> einzige Medium des Fortschrittes sein kaun.</p><lb/> <p xml:id="ID_726"> Die Frage, ob das Jahr 1847 ein Wendepunkt in der constitutionellen<lb/> Entwickelung Preußens sein wird ^), ist unentschieden. Was weiter vorgeht, ist<lb/> wohl noch von Interesse, aber nicht mehr von historischer Bedeutung. Ich<lb/> schließe daher mein Tagebuch. Nachrichten werden Sie noch weiter erhalten, von<lb/> Jemand, der Ihnen über das Einzelne bessere Auskunft geben kann, als ich.</p><lb/> <note type="byline"> 1- 1-</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> VI.<lb/> Aus Wien.</head><lb/> <div n="3"> <head> >.</head><lb/> <note type="argument"> Die Freihandelspolitiker. - Unglücklicher Kampf. — Zolltarif und Zollverfassung. —<lb/> Was Oesterreich Noth thut.</note><lb/> <p xml:id="ID_727" next="#ID_728"> Eine ganz eigenthümliche Episode unserer Prcßzustäude bietet die im Journal<lb/> des Triester Lloyd sich fortspiuueudc Polemik über die Aenderung unserer Zoll-<lb/> Verhältnisse. Die Bcamtcnpartci, den hiesigen ZvllamtSdircktor De Hock an der<lb/> Spitze, versieht das Prinzip des freien Handels, nicht ohne glückliche Dialektik,<lb/> wenn anch ohne alle neuen Ideen, stets ans die Aussprüche der gloriosen Namen<lb/> Adam Smith's, Say's, Blanqui's n. A. fußend, wohlweislich aber jene Grund-<lb/> bedingungen verschweigend, welche jene, wie überhaupt alle redlichen Forscher im<lb/> Gebiete der Nationalökonomie sür die Handelsfreiheit voraussetzten, die überall<lb/> nur als eine Tochter der politischen Freiheit geboren werden kann. Es ist in<lb/> der That komisch und traurig zugleich, zu sehen, wie von Seiten der Fäbrikan-<lb/> tenpartei in allen möglichen Wendungen und Satzverrcnkungen versucht wird, den<lb/> Angreifern den Zusammenhang der Handels- mit der politischen Freiheit be¬<lb/> greiflich zu macheu, und wie dies doch gar nicht gelingen will, weil sie die<lb/> der Eensur mundgerechter Worte sür ihre Gedanken nicht finden können.<lb/> Wir können diesen Kampf als einen ehrlichen nicht erkennen, wo Wind und<lb/> Licht so ungleich vertheilt, wo die eine Partei mit einer bei uns nagelneuen<lb/> Klinge drein fährt, deren Glanz und Schimmer den Zuschauer blendet und mit¬<lb/> unter verblüfft, während die Angegriffenen nnr mit einem von der Scheide um¬<lb/> hüllten Schwerte sich vertheidigen können, das sie nicht entblößen dürfen, weil<lb/> seine Schärfe verwunden könnte. — Kein Zweifel, unser Zolltarif hat große<lb/> Mängel und bedarf einer Aenderung; aber ist denn unsere ganze Zoll Verfas¬<lb/> sung, von der der Tarif doch nur ein Theil, nicht noch viel mangelhafter?<lb/> und warum also nur immer den einen Theil und nicht das ganze Zvllweseii</p><lb/> <note xml:id="FID_15" place="foot"> In der Entwicklung sicherlich, wenn auch noch nicht in der Feststellung. (!)</note><lb/> <note type="byline"> Die Red.</note><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
Kurz, es herrscht eine Verwirrung, die alle Grenzen des Glaublichen über¬
steigt. Wird jene Protestation dem Marschall wirklich überreicht, so fällt sie natür¬
lich schmählich durch. Es ist dann eine nicht nur unnütze, sondern auch nach-
theilige Demonstration, denn sie gibt der conservativen Partei das Gefühl ihrer
Stärke, und stört das Vertrauen zwischen Regierung und Stände, was jetzt das
einzige Medium des Fortschrittes sein kaun.
Die Frage, ob das Jahr 1847 ein Wendepunkt in der constitutionellen
Entwickelung Preußens sein wird ^), ist unentschieden. Was weiter vorgeht, ist
wohl noch von Interesse, aber nicht mehr von historischer Bedeutung. Ich
schließe daher mein Tagebuch. Nachrichten werden Sie noch weiter erhalten, von
Jemand, der Ihnen über das Einzelne bessere Auskunft geben kann, als ich.
1- 1-
VI.
Aus Wien.
>.
Die Freihandelspolitiker. - Unglücklicher Kampf. — Zolltarif und Zollverfassung. —
Was Oesterreich Noth thut.
Eine ganz eigenthümliche Episode unserer Prcßzustäude bietet die im Journal
des Triester Lloyd sich fortspiuueudc Polemik über die Aenderung unserer Zoll-
Verhältnisse. Die Bcamtcnpartci, den hiesigen ZvllamtSdircktor De Hock an der
Spitze, versieht das Prinzip des freien Handels, nicht ohne glückliche Dialektik,
wenn anch ohne alle neuen Ideen, stets ans die Aussprüche der gloriosen Namen
Adam Smith's, Say's, Blanqui's n. A. fußend, wohlweislich aber jene Grund-
bedingungen verschweigend, welche jene, wie überhaupt alle redlichen Forscher im
Gebiete der Nationalökonomie sür die Handelsfreiheit voraussetzten, die überall
nur als eine Tochter der politischen Freiheit geboren werden kann. Es ist in
der That komisch und traurig zugleich, zu sehen, wie von Seiten der Fäbrikan-
tenpartei in allen möglichen Wendungen und Satzverrcnkungen versucht wird, den
Angreifern den Zusammenhang der Handels- mit der politischen Freiheit be¬
greiflich zu macheu, und wie dies doch gar nicht gelingen will, weil sie die
der Eensur mundgerechter Worte sür ihre Gedanken nicht finden können.
Wir können diesen Kampf als einen ehrlichen nicht erkennen, wo Wind und
Licht so ungleich vertheilt, wo die eine Partei mit einer bei uns nagelneuen
Klinge drein fährt, deren Glanz und Schimmer den Zuschauer blendet und mit¬
unter verblüfft, während die Angegriffenen nnr mit einem von der Scheide um¬
hüllten Schwerte sich vertheidigen können, das sie nicht entblößen dürfen, weil
seine Schärfe verwunden könnte. — Kein Zweifel, unser Zolltarif hat große
Mängel und bedarf einer Aenderung; aber ist denn unsere ganze Zoll Verfas¬
sung, von der der Tarif doch nur ein Theil, nicht noch viel mangelhafter?
und warum also nur immer den einen Theil und nicht das ganze Zvllweseii
Die Red.
In der Entwicklung sicherlich, wenn auch noch nicht in der Feststellung. (!)
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |