Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.bewaffnete Bauden, unter welche" bewährte Führer ans der Zeit des Frei¬ Das gegenwärtige Ministerium Kolettis, welches dem Ministerium Mav- bewaffnete Bauden, unter welche» bewährte Führer ans der Zeit des Frei¬ Das gegenwärtige Ministerium Kolettis, welches dem Ministerium Mav- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0162" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272061"/> <p xml:id="ID_649" prev="#ID_648"> bewaffnete Bauden, unter welche» bewährte Führer ans der Zeit des Frei¬<lb/> heitskampfes, jetzt als Phalanxoffiziere i» königlichen Diensten stehend, ii»<lb/> Geheimen thätig sich bewiesen, überschritten häufig die Grenze in Rumelien,<lb/> wodurch nothwendig Reibungen mit den türkischen Grenztruppen, Klagen<lb/> und diplomatische Noten wegen Gebietsverletzung zwischen Athen und Con-<lb/> stantinopel veranlaßt wurden. Das kühne Unternehmen des Obersten —<lb/> jetzt königlichen Flügeladjutanten — Joannis Karatassos — eines Mannes,<lb/> welcher im Mai 1830 die unter ihm als Bataillonschef im Lager von Eleu-<lb/> sis stehende Jufauterieabtheilung zum offenen Abfall von der Regierung ver¬<lb/> leitete und deshalb vom Präsidenten Capodistrias als Rebell geächtet wurde,<lb/> worauf er sich von 1200 Mann leichter Infanterie unter Graf Augustin<lb/> Capodistrias und 300 Chasseurs unter Oberst Dimitrios Kallergis verfolgt<lb/> und gedrängt in das benachbarte Grenzgebirge zurückzog und endlich auf<lb/> das türkische Gebiet flüchtete, später in die Verschwörung gegen die damalige<lb/> Regentschaft (1833) verwickelt und in Hast gebracht, seine Straflosigkeit nur<lb/> der königliche» Nachsicht verdankte — der früher schon, als Sultan Mah¬<lb/> mud II. starb (1. Juli 1839) und die orientalische Frage wegen des Sie¬<lb/> ges bei Nisib (24 Juni 1839) und Ueberganges des Kapudan Pascha mit<lb/> der türkischen Flotte zum Pascha von Egypten ein höchst bedenkliches, den<lb/> Griechen jedoch uur günstig scheinendes Aeußere genommen hatte, die Fahne<lb/> des Aufruhrs und zum Abfall von Constantinopel in Makedonien auf Hagio»<lb/> Oros, auf eigenem türkischen Grund und Boden, erheben wollte, ferner die<lb/> darauf folgende Empörung der griechischen Bevölkerung in Kandia (1841),<lb/> und audere derartige herausfordernde Versuche zum Aufstande der Griechen<lb/> in der Türkei, wie unter Major Vclentzas u. a. in. scheiterten an der klugen<lb/> Mäßigung der griechischen Regierung und wurden sogleich im ersten Aus-<lb/> bruch gedämpft.</p><lb/> <p xml:id="ID_650" next="#ID_651"> Das gegenwärtige Ministerium Kolettis, welches dem Ministerium Mav-<lb/> rokordates am 18. August 1844 folgte, trägt nach seinem Leiter, der mit<lb/> guten Grundlagen ausgestattet, neun Jahre (1834—43) als griechischer Ge¬<lb/> sandter an? Hose zu Paris zubrachte und daselbst in der höhern Diplomatie<lb/> unter einem bewährten Meister sich ausbildete, unbedingt eine vorzugsweise<lb/> französische Färbung und die seit zwei Jahren merklicherm Bestrebungen<lb/> Frankreichs in Athen, seinen Einfluß immer mehr zu befestigen, z. B. durch<lb/> Gründung und Dotirung eines französisch-griechischen Lyceums daselbst, Sen¬<lb/> dung junger Architecten nach Griechenland, um sich auf classischem Boden in<lb/> der Baukunst zu vervollkommnen, Verabfolgung namhafter Geldsummen an<lb/> die griechische Staatskasse, angeblich zu wohlthätigen oder gemeinnützigen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0162]
bewaffnete Bauden, unter welche» bewährte Führer ans der Zeit des Frei¬
heitskampfes, jetzt als Phalanxoffiziere i» königlichen Diensten stehend, ii»
Geheimen thätig sich bewiesen, überschritten häufig die Grenze in Rumelien,
wodurch nothwendig Reibungen mit den türkischen Grenztruppen, Klagen
und diplomatische Noten wegen Gebietsverletzung zwischen Athen und Con-
stantinopel veranlaßt wurden. Das kühne Unternehmen des Obersten —
jetzt königlichen Flügeladjutanten — Joannis Karatassos — eines Mannes,
welcher im Mai 1830 die unter ihm als Bataillonschef im Lager von Eleu-
sis stehende Jufauterieabtheilung zum offenen Abfall von der Regierung ver¬
leitete und deshalb vom Präsidenten Capodistrias als Rebell geächtet wurde,
worauf er sich von 1200 Mann leichter Infanterie unter Graf Augustin
Capodistrias und 300 Chasseurs unter Oberst Dimitrios Kallergis verfolgt
und gedrängt in das benachbarte Grenzgebirge zurückzog und endlich auf
das türkische Gebiet flüchtete, später in die Verschwörung gegen die damalige
Regentschaft (1833) verwickelt und in Hast gebracht, seine Straflosigkeit nur
der königliche» Nachsicht verdankte — der früher schon, als Sultan Mah¬
mud II. starb (1. Juli 1839) und die orientalische Frage wegen des Sie¬
ges bei Nisib (24 Juni 1839) und Ueberganges des Kapudan Pascha mit
der türkischen Flotte zum Pascha von Egypten ein höchst bedenkliches, den
Griechen jedoch uur günstig scheinendes Aeußere genommen hatte, die Fahne
des Aufruhrs und zum Abfall von Constantinopel in Makedonien auf Hagio»
Oros, auf eigenem türkischen Grund und Boden, erheben wollte, ferner die
darauf folgende Empörung der griechischen Bevölkerung in Kandia (1841),
und audere derartige herausfordernde Versuche zum Aufstande der Griechen
in der Türkei, wie unter Major Vclentzas u. a. in. scheiterten an der klugen
Mäßigung der griechischen Regierung und wurden sogleich im ersten Aus-
bruch gedämpft.
Das gegenwärtige Ministerium Kolettis, welches dem Ministerium Mav-
rokordates am 18. August 1844 folgte, trägt nach seinem Leiter, der mit
guten Grundlagen ausgestattet, neun Jahre (1834—43) als griechischer Ge¬
sandter an? Hose zu Paris zubrachte und daselbst in der höhern Diplomatie
unter einem bewährten Meister sich ausbildete, unbedingt eine vorzugsweise
französische Färbung und die seit zwei Jahren merklicherm Bestrebungen
Frankreichs in Athen, seinen Einfluß immer mehr zu befestigen, z. B. durch
Gründung und Dotirung eines französisch-griechischen Lyceums daselbst, Sen¬
dung junger Architecten nach Griechenland, um sich auf classischem Boden in
der Baukunst zu vervollkommnen, Verabfolgung namhafter Geldsummen an
die griechische Staatskasse, angeblich zu wohlthätigen oder gemeinnützigen
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