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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Pfund Sterling nur 1,1 H>,i">i>, also 1,218,009 Pf. Se. weniger an die
griechische Staatskasse gelangten u. A. tgi. :n.

Die erste Spur offizieller Einmischung Seiten europäischer Cabiuete
in die Angelegenheiten des Landes zeigt sich im Jahre 1827, wo von den
Griechen dringend um Vermittelung ersucht Frankreich und England, denen
auch Rußland auf Grund des Petersburger Protokolls vom 4. April I82K sich
anschloß, zu gemeinschaftlichen, planmäßigen Maßregeln in der Griechensache
sich vereinigten und von diesen drei Mächten bald darauf der Londoner
Tractat vom K. Juli 1827 den betreffenden künftigen Verhandlungen zu
Grunde gelegt wurde.

Je nachdem politische Denkungsart, persönliche Zuneigung, oder viel¬
leicht andere geheimere Motive bei den einzelnen Führern der griechischen
Nation vorherrschend waren, schlössen sich selbige an die in örtlicher Bezie¬
hung ihnen damals zunächst stehenden Repräsentanten von Frankreich, Eng¬
land und Rußland -- anfänglich die Stationseommandauteu der levautini-
schen Escadres jener Staaten, später die definitiv ernannten Residenten..........an,
und daraus entstanden endlich wie von selbst im Inneren Griechenlands eine
englische, französische und russische Partei, deren moralische Existenz Nie¬
mand, welcher mir einigermaßen mit den griechischen Zuständen bekannt ist,
leugnen dürfte, obschon sie in neuerer Zeit sowohl vou deu diplomatischen
Vertretern jener Großmächte in Athen, als auch von verschiedenen mi¬
nisteriellen Rednern in den Verhandlungen der französischen Kammer und
des englischen Parlaments häusig in Abrede gestellt wurde. Welchen Ein-
fluß diese politische" Spaltungen ans deu Gaug der innern und äußeren
Angelegenheiten des griechischen Staats ausübten, namentlich während der
Verwaltung des Präsidenten Capodistrias (1.828- -ZI), bei Beschließung der
erbmonarchischen Staatsform und Wahl des Prinzen Leopold von Sachsen-
Cobnrg, jetzigen Königs der Belgier, zum souverainen Fürsten vou Grie¬
chenland und dessen Nichtannahme der ihm gebotenen Würde (Febr. 1830),
während des Bürgerkrieges (1831,-^-32) im Peloponnes und auf dem Fest-
lande, bei der Erhebung des Königs Otto, damaligen Prinzen von Baiern,
auf deu griechischen Thron (1833 -- 35) n. s. f., ist aus der Geschichte hin¬
länglich bekannt und in den gründlichen Werken von Thiersch, Kinder, Fall-
merayer, u. a. in. ausführlich behandelt.

Aber -- dürfte ein Unbefangener hier mit Recht die Frage aufwerfen
-- fanden diese beklagenswerthen Wirren, diese überlästigen diplomatischen
Einmischungen vor Constituirung des Königreichs Griechenland, vor dessen
Einreihung in den europäischen Staatsverband, vor der Thronbesteigung


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Pfund Sterling nur 1,1 H>,i">i>, also 1,218,009 Pf. Se. weniger an die
griechische Staatskasse gelangten u. A. tgi. :n.

Die erste Spur offizieller Einmischung Seiten europäischer Cabiuete
in die Angelegenheiten des Landes zeigt sich im Jahre 1827, wo von den
Griechen dringend um Vermittelung ersucht Frankreich und England, denen
auch Rußland auf Grund des Petersburger Protokolls vom 4. April I82K sich
anschloß, zu gemeinschaftlichen, planmäßigen Maßregeln in der Griechensache
sich vereinigten und von diesen drei Mächten bald darauf der Londoner
Tractat vom K. Juli 1827 den betreffenden künftigen Verhandlungen zu
Grunde gelegt wurde.

Je nachdem politische Denkungsart, persönliche Zuneigung, oder viel¬
leicht andere geheimere Motive bei den einzelnen Führern der griechischen
Nation vorherrschend waren, schlössen sich selbige an die in örtlicher Bezie¬
hung ihnen damals zunächst stehenden Repräsentanten von Frankreich, Eng¬
land und Rußland — anfänglich die Stationseommandauteu der levautini-
schen Escadres jener Staaten, später die definitiv ernannten Residenten..........an,
und daraus entstanden endlich wie von selbst im Inneren Griechenlands eine
englische, französische und russische Partei, deren moralische Existenz Nie¬
mand, welcher mir einigermaßen mit den griechischen Zuständen bekannt ist,
leugnen dürfte, obschon sie in neuerer Zeit sowohl vou deu diplomatischen
Vertretern jener Großmächte in Athen, als auch von verschiedenen mi¬
nisteriellen Rednern in den Verhandlungen der französischen Kammer und
des englischen Parlaments häusig in Abrede gestellt wurde. Welchen Ein-
fluß diese politische» Spaltungen ans deu Gaug der innern und äußeren
Angelegenheiten des griechischen Staats ausübten, namentlich während der
Verwaltung des Präsidenten Capodistrias (1.828- -ZI), bei Beschließung der
erbmonarchischen Staatsform und Wahl des Prinzen Leopold von Sachsen-
Cobnrg, jetzigen Königs der Belgier, zum souverainen Fürsten vou Grie¬
chenland und dessen Nichtannahme der ihm gebotenen Würde (Febr. 1830),
während des Bürgerkrieges (1831,-^-32) im Peloponnes und auf dem Fest-
lande, bei der Erhebung des Königs Otto, damaligen Prinzen von Baiern,
auf deu griechischen Thron (1833 — 35) n. s. f., ist aus der Geschichte hin¬
länglich bekannt und in den gründlichen Werken von Thiersch, Kinder, Fall-
merayer, u. a. in. ausführlich behandelt.

Aber — dürfte ein Unbefangener hier mit Recht die Frage aufwerfen
— fanden diese beklagenswerthen Wirren, diese überlästigen diplomatischen
Einmischungen vor Constituirung des Königreichs Griechenland, vor dessen
Einreihung in den europäischen Staatsverband, vor der Thronbesteigung


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[0159] Pfund Sterling nur 1,1 H>,i">i>, also 1,218,009 Pf. Se. weniger an die griechische Staatskasse gelangten u. A. tgi. :n. Die erste Spur offizieller Einmischung Seiten europäischer Cabiuete in die Angelegenheiten des Landes zeigt sich im Jahre 1827, wo von den Griechen dringend um Vermittelung ersucht Frankreich und England, denen auch Rußland auf Grund des Petersburger Protokolls vom 4. April I82K sich anschloß, zu gemeinschaftlichen, planmäßigen Maßregeln in der Griechensache sich vereinigten und von diesen drei Mächten bald darauf der Londoner Tractat vom K. Juli 1827 den betreffenden künftigen Verhandlungen zu Grunde gelegt wurde. Je nachdem politische Denkungsart, persönliche Zuneigung, oder viel¬ leicht andere geheimere Motive bei den einzelnen Führern der griechischen Nation vorherrschend waren, schlössen sich selbige an die in örtlicher Bezie¬ hung ihnen damals zunächst stehenden Repräsentanten von Frankreich, Eng¬ land und Rußland — anfänglich die Stationseommandauteu der levautini- schen Escadres jener Staaten, später die definitiv ernannten Residenten..........an, und daraus entstanden endlich wie von selbst im Inneren Griechenlands eine englische, französische und russische Partei, deren moralische Existenz Nie¬ mand, welcher mir einigermaßen mit den griechischen Zuständen bekannt ist, leugnen dürfte, obschon sie in neuerer Zeit sowohl vou deu diplomatischen Vertretern jener Großmächte in Athen, als auch von verschiedenen mi¬ nisteriellen Rednern in den Verhandlungen der französischen Kammer und des englischen Parlaments häusig in Abrede gestellt wurde. Welchen Ein- fluß diese politische» Spaltungen ans deu Gaug der innern und äußeren Angelegenheiten des griechischen Staats ausübten, namentlich während der Verwaltung des Präsidenten Capodistrias (1.828- -ZI), bei Beschließung der erbmonarchischen Staatsform und Wahl des Prinzen Leopold von Sachsen- Cobnrg, jetzigen Königs der Belgier, zum souverainen Fürsten vou Grie¬ chenland und dessen Nichtannahme der ihm gebotenen Würde (Febr. 1830), während des Bürgerkrieges (1831,-^-32) im Peloponnes und auf dem Fest- lande, bei der Erhebung des Königs Otto, damaligen Prinzen von Baiern, auf deu griechischen Thron (1833 — 35) n. s. f., ist aus der Geschichte hin¬ länglich bekannt und in den gründlichen Werken von Thiersch, Kinder, Fall- merayer, u. a. in. ausführlich behandelt. Aber — dürfte ein Unbefangener hier mit Recht die Frage aufwerfen — fanden diese beklagenswerthen Wirren, diese überlästigen diplomatischen Einmischungen vor Constituirung des Königreichs Griechenland, vor dessen Einreihung in den europäischen Staatsverband, vor der Thronbesteigung 20*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/159>, abgerufen am 23.07.2024.