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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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D" machst mir Schande.

Ich?!

Ja, Du hast neulich eine Tänzerin in's Theater begleitet.

Freilich, es ist meine Geliebte.

Man hat Dich gesehen.

Ich habe mich auch gar nicht versteckt, sie ist reizend.

Man hat Deinen Namen genannt, meinen Namen!

Oh!

Glaubst Du, daß mir das angenehm sein kann?

Aber mir ist es angenehm!

Keine schlechten Witze; bitte ich! Wenn man einen ehrenwerthen Namen führt,
muß man ihm Ehre machen. Man darf Dich nicht wieder mit dieser Person sehn.
Was fällt Dir ein! ,

Sonst muß ich ergebenst bitten, mich mit Deinen weitern Besuchen zu ver¬
schonen!! --

Ein andermal kommt er wieder.

Ich höre von Dir schöne Dinge. Du willst einen Verkaufsladen anlegen?
- Nun ja, was soll ich anders thun? Die Familie hat all' ihr Geld auf Deine
Ausbildung verwendet, an mich hat Keiner gedacht, ich muß mir mein Brot sel¬
ber verdienen.
Pfui!

Willst Du mir etwa Geld geben? dann lasse ich den Pfeffer und die Cigar¬
ren ruhn.

Ich habe kein Geld.

Dann laß mich es verdienen, oder sei mir vielmehr dazu behülflich; wenn
Du mich Herrn so und so empfiehlst, kannst Dn mein Glück machen.

Warum nicht gar! ich werde mich hüten, einzugestehen, daß ich einen Bruder
habe, der mit Cigarren handelt! --

Dieser Name! dieser verwünschte Name! er ist für Dich das Gewand des
Ressus! oder er ist wie ein Rock, den ein Freund Dir geliehen hat. Der Freund
ist hinter Dir und sagt in jedem Augenblick: -- Nimm Dich in Acht! Du wirst
Punsch auf mein Kleid gießen. -- Hebe doch nicht so den Arm auf! die Nähte
werden reißen. -- Knöpfe doch nicht zu! der Rock wird platzen. -- Schlage doch
nicht die Arme übereinander, wie Napoleon! Du wirst einen Knopf abreißen. --
Nimm doch eine Droschke, es regnet ja, Du wirst meinen Frack verderben. -- Du
kannst Dir nicht anders helfen, als daß Du Dir den Rock ausziehst, und sagst: geh'
in Gottes Namen! -- So wirst Du auch eines schönen Morgens zu Deinem berühmten
Bruder sagen: o mein berühmter Bruder, Du langweilst mich höchlich mit Deinem
Namen, Du sollst in Zukunft der einzige Bauer sein, Dn sollst allein den Namen


D» machst mir Schande.

Ich?!

Ja, Du hast neulich eine Tänzerin in's Theater begleitet.

Freilich, es ist meine Geliebte.

Man hat Dich gesehen.

Ich habe mich auch gar nicht versteckt, sie ist reizend.

Man hat Deinen Namen genannt, meinen Namen!

Oh!

Glaubst Du, daß mir das angenehm sein kann?

Aber mir ist es angenehm!

Keine schlechten Witze; bitte ich! Wenn man einen ehrenwerthen Namen führt,
muß man ihm Ehre machen. Man darf Dich nicht wieder mit dieser Person sehn.
Was fällt Dir ein! ,

Sonst muß ich ergebenst bitten, mich mit Deinen weitern Besuchen zu ver¬
schonen!! —

Ein andermal kommt er wieder.

Ich höre von Dir schöne Dinge. Du willst einen Verkaufsladen anlegen?
- Nun ja, was soll ich anders thun? Die Familie hat all' ihr Geld auf Deine
Ausbildung verwendet, an mich hat Keiner gedacht, ich muß mir mein Brot sel¬
ber verdienen.
Pfui!

Willst Du mir etwa Geld geben? dann lasse ich den Pfeffer und die Cigar¬
ren ruhn.

Ich habe kein Geld.

Dann laß mich es verdienen, oder sei mir vielmehr dazu behülflich; wenn
Du mich Herrn so und so empfiehlst, kannst Dn mein Glück machen.

Warum nicht gar! ich werde mich hüten, einzugestehen, daß ich einen Bruder
habe, der mit Cigarren handelt! —

Dieser Name! dieser verwünschte Name! er ist für Dich das Gewand des
Ressus! oder er ist wie ein Rock, den ein Freund Dir geliehen hat. Der Freund
ist hinter Dir und sagt in jedem Augenblick: — Nimm Dich in Acht! Du wirst
Punsch auf mein Kleid gießen. — Hebe doch nicht so den Arm auf! die Nähte
werden reißen. — Knöpfe doch nicht zu! der Rock wird platzen. — Schlage doch
nicht die Arme übereinander, wie Napoleon! Du wirst einen Knopf abreißen. —
Nimm doch eine Droschke, es regnet ja, Du wirst meinen Frack verderben. — Du
kannst Dir nicht anders helfen, als daß Du Dir den Rock ausziehst, und sagst: geh'
in Gottes Namen! — So wirst Du auch eines schönen Morgens zu Deinem berühmten
Bruder sagen: o mein berühmter Bruder, Du langweilst mich höchlich mit Deinem
Namen, Du sollst in Zukunft der einzige Bauer sein, Dn sollst allein den Namen


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[0531] D» machst mir Schande. Ich?! Ja, Du hast neulich eine Tänzerin in's Theater begleitet. Freilich, es ist meine Geliebte. Man hat Dich gesehen. Ich habe mich auch gar nicht versteckt, sie ist reizend. Man hat Deinen Namen genannt, meinen Namen! Oh! Glaubst Du, daß mir das angenehm sein kann? Aber mir ist es angenehm! Keine schlechten Witze; bitte ich! Wenn man einen ehrenwerthen Namen führt, muß man ihm Ehre machen. Man darf Dich nicht wieder mit dieser Person sehn. Was fällt Dir ein! , Sonst muß ich ergebenst bitten, mich mit Deinen weitern Besuchen zu ver¬ schonen!! — Ein andermal kommt er wieder. Ich höre von Dir schöne Dinge. Du willst einen Verkaufsladen anlegen? - Nun ja, was soll ich anders thun? Die Familie hat all' ihr Geld auf Deine Ausbildung verwendet, an mich hat Keiner gedacht, ich muß mir mein Brot sel¬ ber verdienen. Pfui! Willst Du mir etwa Geld geben? dann lasse ich den Pfeffer und die Cigar¬ ren ruhn. Ich habe kein Geld. Dann laß mich es verdienen, oder sei mir vielmehr dazu behülflich; wenn Du mich Herrn so und so empfiehlst, kannst Dn mein Glück machen. Warum nicht gar! ich werde mich hüten, einzugestehen, daß ich einen Bruder habe, der mit Cigarren handelt! — Dieser Name! dieser verwünschte Name! er ist für Dich das Gewand des Ressus! oder er ist wie ein Rock, den ein Freund Dir geliehen hat. Der Freund ist hinter Dir und sagt in jedem Augenblick: — Nimm Dich in Acht! Du wirst Punsch auf mein Kleid gießen. — Hebe doch nicht so den Arm auf! die Nähte werden reißen. — Knöpfe doch nicht zu! der Rock wird platzen. — Schlage doch nicht die Arme übereinander, wie Napoleon! Du wirst einen Knopf abreißen. — Nimm doch eine Droschke, es regnet ja, Du wirst meinen Frack verderben. — Du kannst Dir nicht anders helfen, als daß Du Dir den Rock ausziehst, und sagst: geh' in Gottes Namen! — So wirst Du auch eines schönen Morgens zu Deinem berühmten Bruder sagen: o mein berühmter Bruder, Du langweilst mich höchlich mit Deinem Namen, Du sollst in Zukunft der einzige Bauer sein, Dn sollst allein den Namen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/531>, abgerufen am 22.07.2024.