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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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Der 39. Artikel von 1802 sagt nun ausdrücklich, daß diese Erhöhung zur Dek-
kung der durch die gegenwärtigen Conjnnctnren bedingten Auslagen genehmigt
werde. Dieselbe dürste also uach 45 Jahren des Friedens in die Landeskasse
fließen, eine Forderung, welche gewiß nicht überspannt ist. Der Redner verlangt
daher, daß ein Neichsausschuß ernannt werde, der diese Grundsätze vor Augen
habend, den betreffenden Gesetzvorschlag ausarbeiten solle, der jedoch, ohne auf
die Verwendung der Landeskasse näher einzugehen, vorläufig blos Repartirung
und Erhebung zu berücksichtigen habe. Dieser Antrag wurde auch einstimmig an¬
genommen.

Nach der Steuerfrage kam die Er blos kaufung des Bauers zur Sprache;
ist auch' die diesfällige Diskussion noch nicht zu Ende, so dürfte doch sich die Majorität
wieder ans Seite der Opposition befinden, die für ein Zwangsgesetz in dem Sinne
kämpft, daß, wenn z. B. die Hälfte oder zwei Dritttheile einer Ortschaft für die
Ablösung ist, der Grundherr gezwungen sein solle, den Vertrag einzugehen. Dif¬
ferenzen hinsichtlich der angebotenen und verlangten Snnime hätte eine zu eruen-
nende Gerichtsbarkeit zu schlichten. Die Konservativen kämpfen für einfache Robot¬
ablösung. Zum Schlüsse dieses Briefes finde hier der Adreßentwurf seinen Platz:

"Ew. Majestät!

"Ew. Majestät zu diesem Reichstage zusammenberufenen treuergebener Stände
gehen freudigst und in der aneifernden Hoffnung des Erfolges an das schwere
Werk der Gesetzgebung.

"Freudigst, weil seit Jahrhunderten dies der erste Moment war, wo die un¬
garische Nation von den Lippen ihres gekrönten Königs die süßen Klänge ihrer
Sprache zu hören das Glück hatte.

"In der aneifernden Hoffnung des Erfolges, weil, indem Ew. Majestät den
Erzherzog Stephan der Nation gaben, jenes Band, mit dem uns Gesetz, Inter¬
esse und Neigung des Herzens an das Herrscherhaus und durch dieses an die ge¬
stimmte Monarchie unzertrennlich knüpft, durch das gegenseitige Pfand gemein¬
schaftlicher Liebe gekräftigt wurde.

"Empfangen Ew. Majestät hierfür den innigsten Dank der Nation mit väter¬
lichem Wohlwollen.

"Wir können auch uicht unerwähnt lassen, daß Ew. Majestät in den unter
dem 11. November an uns erlassenen k. Vorlagen uns solche Fragen zur Aufgabe
stellten, deren Lösung größtentheils zu unseren längst genährten Wünschen gehört. --
Möge dies ein Beweis sei", daß sich die Interessen des Fürsten und der Nation
nicht feindlich gegenüber stehen.

"Und eben so wie es uns gelungen, den ersten Punkt der k. Vorlagen mit
vollkommener Vereinigung der Interessen des regierenden Hauses wie der Nation
zu lösen; eben so wünschen wir nichts heißer, als diese erfreuliche Uebereinstim¬
mung auch bei den übrigen Punkten der k. Vorlagen, gleichwie bei den durch die


Der 39. Artikel von 1802 sagt nun ausdrücklich, daß diese Erhöhung zur Dek-
kung der durch die gegenwärtigen Conjnnctnren bedingten Auslagen genehmigt
werde. Dieselbe dürste also uach 45 Jahren des Friedens in die Landeskasse
fließen, eine Forderung, welche gewiß nicht überspannt ist. Der Redner verlangt
daher, daß ein Neichsausschuß ernannt werde, der diese Grundsätze vor Augen
habend, den betreffenden Gesetzvorschlag ausarbeiten solle, der jedoch, ohne auf
die Verwendung der Landeskasse näher einzugehen, vorläufig blos Repartirung
und Erhebung zu berücksichtigen habe. Dieser Antrag wurde auch einstimmig an¬
genommen.

Nach der Steuerfrage kam die Er blos kaufung des Bauers zur Sprache;
ist auch' die diesfällige Diskussion noch nicht zu Ende, so dürfte doch sich die Majorität
wieder ans Seite der Opposition befinden, die für ein Zwangsgesetz in dem Sinne
kämpft, daß, wenn z. B. die Hälfte oder zwei Dritttheile einer Ortschaft für die
Ablösung ist, der Grundherr gezwungen sein solle, den Vertrag einzugehen. Dif¬
ferenzen hinsichtlich der angebotenen und verlangten Snnime hätte eine zu eruen-
nende Gerichtsbarkeit zu schlichten. Die Konservativen kämpfen für einfache Robot¬
ablösung. Zum Schlüsse dieses Briefes finde hier der Adreßentwurf seinen Platz:

„Ew. Majestät!

„Ew. Majestät zu diesem Reichstage zusammenberufenen treuergebener Stände
gehen freudigst und in der aneifernden Hoffnung des Erfolges an das schwere
Werk der Gesetzgebung.

„Freudigst, weil seit Jahrhunderten dies der erste Moment war, wo die un¬
garische Nation von den Lippen ihres gekrönten Königs die süßen Klänge ihrer
Sprache zu hören das Glück hatte.

„In der aneifernden Hoffnung des Erfolges, weil, indem Ew. Majestät den
Erzherzog Stephan der Nation gaben, jenes Band, mit dem uns Gesetz, Inter¬
esse und Neigung des Herzens an das Herrscherhaus und durch dieses an die ge¬
stimmte Monarchie unzertrennlich knüpft, durch das gegenseitige Pfand gemein¬
schaftlicher Liebe gekräftigt wurde.

„Empfangen Ew. Majestät hierfür den innigsten Dank der Nation mit väter¬
lichem Wohlwollen.

„Wir können auch uicht unerwähnt lassen, daß Ew. Majestät in den unter
dem 11. November an uns erlassenen k. Vorlagen uns solche Fragen zur Aufgabe
stellten, deren Lösung größtentheils zu unseren längst genährten Wünschen gehört. —
Möge dies ein Beweis sei», daß sich die Interessen des Fürsten und der Nation
nicht feindlich gegenüber stehen.

„Und eben so wie es uns gelungen, den ersten Punkt der k. Vorlagen mit
vollkommener Vereinigung der Interessen des regierenden Hauses wie der Nation
zu lösen; eben so wünschen wir nichts heißer, als diese erfreuliche Uebereinstim¬
mung auch bei den übrigen Punkten der k. Vorlagen, gleichwie bei den durch die


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[0481] Der 39. Artikel von 1802 sagt nun ausdrücklich, daß diese Erhöhung zur Dek- kung der durch die gegenwärtigen Conjnnctnren bedingten Auslagen genehmigt werde. Dieselbe dürste also uach 45 Jahren des Friedens in die Landeskasse fließen, eine Forderung, welche gewiß nicht überspannt ist. Der Redner verlangt daher, daß ein Neichsausschuß ernannt werde, der diese Grundsätze vor Augen habend, den betreffenden Gesetzvorschlag ausarbeiten solle, der jedoch, ohne auf die Verwendung der Landeskasse näher einzugehen, vorläufig blos Repartirung und Erhebung zu berücksichtigen habe. Dieser Antrag wurde auch einstimmig an¬ genommen. Nach der Steuerfrage kam die Er blos kaufung des Bauers zur Sprache; ist auch' die diesfällige Diskussion noch nicht zu Ende, so dürfte doch sich die Majorität wieder ans Seite der Opposition befinden, die für ein Zwangsgesetz in dem Sinne kämpft, daß, wenn z. B. die Hälfte oder zwei Dritttheile einer Ortschaft für die Ablösung ist, der Grundherr gezwungen sein solle, den Vertrag einzugehen. Dif¬ ferenzen hinsichtlich der angebotenen und verlangten Snnime hätte eine zu eruen- nende Gerichtsbarkeit zu schlichten. Die Konservativen kämpfen für einfache Robot¬ ablösung. Zum Schlüsse dieses Briefes finde hier der Adreßentwurf seinen Platz: „Ew. Majestät! „Ew. Majestät zu diesem Reichstage zusammenberufenen treuergebener Stände gehen freudigst und in der aneifernden Hoffnung des Erfolges an das schwere Werk der Gesetzgebung. „Freudigst, weil seit Jahrhunderten dies der erste Moment war, wo die un¬ garische Nation von den Lippen ihres gekrönten Königs die süßen Klänge ihrer Sprache zu hören das Glück hatte. „In der aneifernden Hoffnung des Erfolges, weil, indem Ew. Majestät den Erzherzog Stephan der Nation gaben, jenes Band, mit dem uns Gesetz, Inter¬ esse und Neigung des Herzens an das Herrscherhaus und durch dieses an die ge¬ stimmte Monarchie unzertrennlich knüpft, durch das gegenseitige Pfand gemein¬ schaftlicher Liebe gekräftigt wurde. „Empfangen Ew. Majestät hierfür den innigsten Dank der Nation mit väter¬ lichem Wohlwollen. „Wir können auch uicht unerwähnt lassen, daß Ew. Majestät in den unter dem 11. November an uns erlassenen k. Vorlagen uns solche Fragen zur Aufgabe stellten, deren Lösung größtentheils zu unseren längst genährten Wünschen gehört. — Möge dies ein Beweis sei», daß sich die Interessen des Fürsten und der Nation nicht feindlich gegenüber stehen. „Und eben so wie es uns gelungen, den ersten Punkt der k. Vorlagen mit vollkommener Vereinigung der Interessen des regierenden Hauses wie der Nation zu lösen; eben so wünschen wir nichts heißer, als diese erfreuliche Uebereinstim¬ mung auch bei den übrigen Punkten der k. Vorlagen, gleichwie bei den durch die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/481>, abgerufen am 22.07.2024.