Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.Armen begünstigende Geist herrsche, oder daß ähnliche Maßregeln von den Reichen Armen begünstigende Geist herrsche, oder daß ähnliche Maßregeln von den Reichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185156"/> <p xml:id="ID_1283" prev="#ID_1282"> Armen begünstigende Geist herrsche, oder daß ähnliche Maßregeln von den Reichen<lb/> auch nur gewünscht und veranlaßt, oder auch nur mit Dank angenommen werden.<lb/> Vielmehr siud die so auffallend den Reichen begünstigenden Normen des Stempelpa¬<lb/> tentes in allen Kreisen der Besitzenden mit Indignation aufgenommen worden,<lb/> wie dieses die Verhandlungen und Anträge mehrerer Provinziallandtage unwider¬<lb/> legbar beweisen. Der Grund dieser wahrhaft unbegreiflichen Verirrung der Staats¬<lb/> verwaltung liegt einzig und allein in der unglücklichen Wahl der Individuen, de¬<lb/> nen mau zuweilen die Bearbeitung so wichtiger Gesetze überträgt und welche in<lb/> ihrer unbegrenzten Servilität gegen den hohen Adel nicht weit genug gehen zu<lb/> müssen glauben, und bei ihrer eignen Beschränktheit nicht einsehen, daß sie sich<lb/> durch ein ähnliches Benehmen nicht allein dem Hasse nud der Verachtung der<lb/> minder bemittelten Staatsbürger, souderu in einem gleich hohen Grade auch dem<lb/> der Reichen selbst aussetzen. Da durch ähnliche Maßregeln die Negierung ganz<lb/> unbezweifelt in der Anhänglichkeit ihrer Untergebenen nicht gewinnt, an Einkommen<lb/> aber mehrere Millionen verliert, so läßt sich durchaus nicht begreifen, wie solche<lb/> Individuen statt einer wohlverdienten Beseitigung für ihre angeblichen Verdienste<lb/> noch belohnt und ausgezeichnet werden können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0392]
Armen begünstigende Geist herrsche, oder daß ähnliche Maßregeln von den Reichen
auch nur gewünscht und veranlaßt, oder auch nur mit Dank angenommen werden.
Vielmehr siud die so auffallend den Reichen begünstigenden Normen des Stempelpa¬
tentes in allen Kreisen der Besitzenden mit Indignation aufgenommen worden,
wie dieses die Verhandlungen und Anträge mehrerer Provinziallandtage unwider¬
legbar beweisen. Der Grund dieser wahrhaft unbegreiflichen Verirrung der Staats¬
verwaltung liegt einzig und allein in der unglücklichen Wahl der Individuen, de¬
nen mau zuweilen die Bearbeitung so wichtiger Gesetze überträgt und welche in
ihrer unbegrenzten Servilität gegen den hohen Adel nicht weit genug gehen zu
müssen glauben, und bei ihrer eignen Beschränktheit nicht einsehen, daß sie sich
durch ein ähnliches Benehmen nicht allein dem Hasse nud der Verachtung der
minder bemittelten Staatsbürger, souderu in einem gleich hohen Grade auch dem
der Reichen selbst aussetzen. Da durch ähnliche Maßregeln die Negierung ganz
unbezweifelt in der Anhänglichkeit ihrer Untergebenen nicht gewinnt, an Einkommen
aber mehrere Millionen verliert, so läßt sich durchaus nicht begreifen, wie solche
Individuen statt einer wohlverdienten Beseitigung für ihre angeblichen Verdienste
noch belohnt und ausgezeichnet werden können.
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