Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Der mährische Landtag 1847.
I.

Unser Landtag hat bis jetzt noch keinesweges die Wichtigkeit des böhmischen
und niederösterreichischen erlangt, seine Sitzungen im verflossenen Sommer dauer¬
ten ohngefähr 10 Tage und im Ganzen wurde wenig Erfreuliches zu Tage geför¬
dert. Da er jedoch, wie beinahe Alles in Oesterreich, seine Sitzungen bei ver¬
schlossenen Thüren hält, und die mährisch-ständischen Zeitungsblättchen ein totales
Stillschweigen beobachten, so wird ein kurzer Ueberblick seiner diesjährigen Thä¬
tigkeit -- wenn auch etwas verspätet -- doch nicht überflüssig sein. Außer den
Gegenständen, welche hauptsächlich deu ständischen Haushalt betreffen, welche mit
einer fast komischen Wichtigkeit behandelt als gute Waffe benutzt werden, unsere
Landesvertreter in langen Sitzungen halbtodt zu langweilen, um ihnen für wich¬
tigere Gegenstände alle Spannkraft des Geistes und etwa vorhandene Lust syste¬
matisch einzuschläfern, kamen als Fragen von Wichtigkeit und allgemeinem Inter¬
esse vor:

a) Die Errichtung einer Hypothekenbank, mit dem ursprünglichen Zwecke,
dem Landmann auf eine leichtere Art Capitalien zur Belevuug des bei uns auf
unverantwortliche Art vernachlässigten Ackerbaues zuzuwenden, und nun auch in
der Absicht, die Robot-Abolition zu fördern. Diese wurde schon vor zwei Jahren
zum Beschluß erhoben, im heurigen Jahre der Statuten-Entwurf berathen und
mit geringen Abänderungen zur Vorlage an Se. Majestät einbegleitet.

b) Wurde ein Komitee niedergesetzt mit der Aufgabe, den Entwurf zu einer
wechselseitigen Hagel- und Wetterschaden-Versicherung auszuarbeiten und der näch¬
sten Versammlung vorzulegen.

c) Die Durchsicht und Prüfung der Katastral-Schätzungs-Elabvrate durch den
Landes-Ausschuß, mit Beiziehung einiger Ständemitglieder angeordnet, da sich ge¬
gen die Richtigkeit und Unparteilichkeit derselben, von verschiedenen Seiten her,
allerlei Bedenken erhoben hatten.

Endlich kam das vielbesprochene Robot-Circulär vom 31. Jänner d. I. zur
Berathung. Nach einer unsichern verworrenen Debatte ergab sich aus der Ab¬
stimmung, als beliebtes Auskunftsmittel der Beschluß: Nichts zu thun und
-- abzuwarten.


Der mährische Landtag 1847.
I.

Unser Landtag hat bis jetzt noch keinesweges die Wichtigkeit des böhmischen
und niederösterreichischen erlangt, seine Sitzungen im verflossenen Sommer dauer¬
ten ohngefähr 10 Tage und im Ganzen wurde wenig Erfreuliches zu Tage geför¬
dert. Da er jedoch, wie beinahe Alles in Oesterreich, seine Sitzungen bei ver¬
schlossenen Thüren hält, und die mährisch-ständischen Zeitungsblättchen ein totales
Stillschweigen beobachten, so wird ein kurzer Ueberblick seiner diesjährigen Thä¬
tigkeit — wenn auch etwas verspätet — doch nicht überflüssig sein. Außer den
Gegenständen, welche hauptsächlich deu ständischen Haushalt betreffen, welche mit
einer fast komischen Wichtigkeit behandelt als gute Waffe benutzt werden, unsere
Landesvertreter in langen Sitzungen halbtodt zu langweilen, um ihnen für wich¬
tigere Gegenstände alle Spannkraft des Geistes und etwa vorhandene Lust syste¬
matisch einzuschläfern, kamen als Fragen von Wichtigkeit und allgemeinem Inter¬
esse vor:

a) Die Errichtung einer Hypothekenbank, mit dem ursprünglichen Zwecke,
dem Landmann auf eine leichtere Art Capitalien zur Belevuug des bei uns auf
unverantwortliche Art vernachlässigten Ackerbaues zuzuwenden, und nun auch in
der Absicht, die Robot-Abolition zu fördern. Diese wurde schon vor zwei Jahren
zum Beschluß erhoben, im heurigen Jahre der Statuten-Entwurf berathen und
mit geringen Abänderungen zur Vorlage an Se. Majestät einbegleitet.

b) Wurde ein Komitee niedergesetzt mit der Aufgabe, den Entwurf zu einer
wechselseitigen Hagel- und Wetterschaden-Versicherung auszuarbeiten und der näch¬
sten Versammlung vorzulegen.

c) Die Durchsicht und Prüfung der Katastral-Schätzungs-Elabvrate durch den
Landes-Ausschuß, mit Beiziehung einiger Ständemitglieder angeordnet, da sich ge¬
gen die Richtigkeit und Unparteilichkeit derselben, von verschiedenen Seiten her,
allerlei Bedenken erhoben hatten.

Endlich kam das vielbesprochene Robot-Circulär vom 31. Jänner d. I. zur
Berathung. Nach einer unsichern verworrenen Debatte ergab sich aus der Ab¬
stimmung, als beliebtes Auskunftsmittel der Beschluß: Nichts zu thun und
— abzuwarten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0032" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184796"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Der mährische Landtag 1847.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> I.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_90"> Unser Landtag hat bis jetzt noch keinesweges die Wichtigkeit des böhmischen<lb/>
und niederösterreichischen erlangt, seine Sitzungen im verflossenen Sommer dauer¬<lb/>
ten ohngefähr 10 Tage und im Ganzen wurde wenig Erfreuliches zu Tage geför¬<lb/>
dert. Da er jedoch, wie beinahe Alles in Oesterreich, seine Sitzungen bei ver¬<lb/>
schlossenen Thüren hält, und die mährisch-ständischen Zeitungsblättchen ein totales<lb/>
Stillschweigen beobachten, so wird ein kurzer Ueberblick seiner diesjährigen Thä¬<lb/>
tigkeit &#x2014; wenn auch etwas verspätet &#x2014; doch nicht überflüssig sein. Außer den<lb/>
Gegenständen, welche hauptsächlich deu ständischen Haushalt betreffen, welche mit<lb/>
einer fast komischen Wichtigkeit behandelt als gute Waffe benutzt werden, unsere<lb/>
Landesvertreter in langen Sitzungen halbtodt zu langweilen, um ihnen für wich¬<lb/>
tigere Gegenstände alle Spannkraft des Geistes und etwa vorhandene Lust syste¬<lb/>
matisch einzuschläfern, kamen als Fragen von Wichtigkeit und allgemeinem Inter¬<lb/>
esse vor:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_91"> a) Die Errichtung einer Hypothekenbank, mit dem ursprünglichen Zwecke,<lb/>
dem Landmann auf eine leichtere Art Capitalien zur Belevuug des bei uns auf<lb/>
unverantwortliche Art vernachlässigten Ackerbaues zuzuwenden, und nun auch in<lb/>
der Absicht, die Robot-Abolition zu fördern. Diese wurde schon vor zwei Jahren<lb/>
zum Beschluß erhoben, im heurigen Jahre der Statuten-Entwurf berathen und<lb/>
mit geringen Abänderungen zur Vorlage an Se. Majestät einbegleitet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_92"> b) Wurde ein Komitee niedergesetzt mit der Aufgabe, den Entwurf zu einer<lb/>
wechselseitigen Hagel- und Wetterschaden-Versicherung auszuarbeiten und der näch¬<lb/>
sten Versammlung vorzulegen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_93"> c) Die Durchsicht und Prüfung der Katastral-Schätzungs-Elabvrate durch den<lb/>
Landes-Ausschuß, mit Beiziehung einiger Ständemitglieder angeordnet, da sich ge¬<lb/>
gen die Richtigkeit und Unparteilichkeit derselben, von verschiedenen Seiten her,<lb/>
allerlei Bedenken erhoben hatten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_94"> Endlich kam das vielbesprochene Robot-Circulär vom 31. Jänner d. I. zur<lb/>
Berathung. Nach einer unsichern verworrenen Debatte ergab sich aus der Ab¬<lb/>
stimmung, als beliebtes Auskunftsmittel der Beschluß: Nichts zu thun und<lb/>
&#x2014; abzuwarten.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0032] Der mährische Landtag 1847. I. Unser Landtag hat bis jetzt noch keinesweges die Wichtigkeit des böhmischen und niederösterreichischen erlangt, seine Sitzungen im verflossenen Sommer dauer¬ ten ohngefähr 10 Tage und im Ganzen wurde wenig Erfreuliches zu Tage geför¬ dert. Da er jedoch, wie beinahe Alles in Oesterreich, seine Sitzungen bei ver¬ schlossenen Thüren hält, und die mährisch-ständischen Zeitungsblättchen ein totales Stillschweigen beobachten, so wird ein kurzer Ueberblick seiner diesjährigen Thä¬ tigkeit — wenn auch etwas verspätet — doch nicht überflüssig sein. Außer den Gegenständen, welche hauptsächlich deu ständischen Haushalt betreffen, welche mit einer fast komischen Wichtigkeit behandelt als gute Waffe benutzt werden, unsere Landesvertreter in langen Sitzungen halbtodt zu langweilen, um ihnen für wich¬ tigere Gegenstände alle Spannkraft des Geistes und etwa vorhandene Lust syste¬ matisch einzuschläfern, kamen als Fragen von Wichtigkeit und allgemeinem Inter¬ esse vor: a) Die Errichtung einer Hypothekenbank, mit dem ursprünglichen Zwecke, dem Landmann auf eine leichtere Art Capitalien zur Belevuug des bei uns auf unverantwortliche Art vernachlässigten Ackerbaues zuzuwenden, und nun auch in der Absicht, die Robot-Abolition zu fördern. Diese wurde schon vor zwei Jahren zum Beschluß erhoben, im heurigen Jahre der Statuten-Entwurf berathen und mit geringen Abänderungen zur Vorlage an Se. Majestät einbegleitet. b) Wurde ein Komitee niedergesetzt mit der Aufgabe, den Entwurf zu einer wechselseitigen Hagel- und Wetterschaden-Versicherung auszuarbeiten und der näch¬ sten Versammlung vorzulegen. c) Die Durchsicht und Prüfung der Katastral-Schätzungs-Elabvrate durch den Landes-Ausschuß, mit Beiziehung einiger Ständemitglieder angeordnet, da sich ge¬ gen die Richtigkeit und Unparteilichkeit derselben, von verschiedenen Seiten her, allerlei Bedenken erhoben hatten. Endlich kam das vielbesprochene Robot-Circulär vom 31. Jänner d. I. zur Berathung. Nach einer unsichern verworrenen Debatte ergab sich aus der Ab¬ stimmung, als beliebtes Auskunftsmittel der Beschluß: Nichts zu thun und — abzuwarten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/32
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/32>, abgerufen am 22.07.2024.