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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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Züge, die "ins das Volksleben vergegenwärtigen, ist in der Schrift über China
von G. Klemm (Leipzig, Teubner l848), mit großer Einsicht und Gelehrsamkeit
zusammengetragen. --


2. Flurelio Vndde,es.

Vom fernsten Osten wenden wir uns zum Norden, von dem fleißigen Samm¬
ler zu einem eleganten Schriftsteller. Wir meinen das Werk von Aurelio Bud-
deus: Halb russisch es. (2 Bd. Leipzig, O. Wigand.) Buddeus hat sich schon
früher als Arzt und socialer Beobachter durch sein Werk: "Petersburg im Krauken-
lebcn," vortheilhaft bekannt gemacht. Es ist überhaupt bemerkenswert!), wie jetzt
die Aerzte und Naturforscher von ihren Reisen anch in andern als tropischen Cli-
maten eben so reiche Ausbeute zurückbringen, als die eigentlichen Politiker. Quitz-
mann"), dessen Reise wir im vorigen Cyclus besprochen haben, ist Arzt; Moritz
Willkomm Naturforscher; Harun ursprünglich Chemiker.



*) An merk. t>. Red. Die Erwähnung Quitzmann's an dieser Stelle kann seinen Freun¬
den in Heidelberg als Beweis dienen, basi der Referent die wenigen tadelnden Worte, die in der
sonst so wohlwollenden Besprechung der "deutschen Briefe über den Orient" enthalten sind,
gewiß in keiner bösen Absicht meinte. Es ist uns in dieser Beziehung eine Reklamation zuge¬
gangen, welche der zufälligen Aeußerung unseres Referenten, Herr Quitzmann sei ein "bairischer
Arzt," eine Animosität gegen Süddeutschland unterschiebt, die ihm gewiß nicht im Entfernte¬
sten in den Sinn gekommen ist. Wir lassen die Reclaniation, die wir eigentlich für etwas über¬
flüssig halten nur darum hier folgen, weil sie aus der Feder eines uns werthen Mannes ge¬
flossen ist. "Die Art und Weise, wie der Beurtheiler der Briefe aus dem Orient in Ur. 42 der
Grenzboten das Reisewerk und die achtungswerthe Persönlichkeit des Verfassers behandelt,
muß gerechte Mißbilligung erregen. Für den Beurtheiler ist, wie es scheint, die unselige
.Kluft, die einst Nord- und Süddeutschland trennte, noch nicht ausgefüllt, daher die auffal¬
lende Stimmung, die seinem Referat, in Ihrem sonst derlei Tendenzen nicht zugänglichen Or¬
gane zu Grunde liegt. Wir stimmen vollkommen mit dem Beurtheiler überein, wenn er den
Verfasser der Briefe "einen fleißigen, sorgfältigen Beobachter," "einen Reisenden von durch¬
aus praktischer Auffassung" nennt, "der uns eine Reichhaltigkeit neuer Bilder und Anschauun¬
gen gibt, die er lebendig und wahr schildert," fragen aber, ob so selten zu treffende Vorzüge
nicht wenigstens so viel Pietät verdienten, um vor haltlosen persönlichen Angriffen geschützt zu
sein? Der Quitzmann ist zunächst kein baierischer Arzt, wie der Beurtheiler, um seinen
merkwürdigen Antipathien eine Basis zu geben, mit Nachdruck erwähnt, sondern akademischer
Lehrer in Heidelberg; sein Witz schmeckt so wenig "nach Bier," als sein Styl bei der Leben¬
digkeit der Darstellung, die der Beurtheiler rühmt, nüchtern sein, oder bei noch andern ge¬
rühmten Vorzügen an Redseligkeit leiden kann. Wenn der Beurtheiler Quitzmann's Unpar¬
teilichkeit in Anerkennung des nationalen Strebens der Magyaren zwar anerkennt, darin aber
wieder einen gewissen Indifferentismus gegen das eigene deutsche Vaterland erkennen will, so
müssen die bei dieser Erklärung betheiligten Männer, die des Reisenden Gesinnung kennen und
ehren, den Wunsch aussprechen, daß das gemeinsame Vaterland bei allen seinen Kindern eine
so treue und warme Liebe finden möge, als sie Dr. Quitzmann beseelt, der für das Bater¬
land jedenfalls mehr gelitten haben dürfte, als der unbekannte Beurtheiler der Briefe. Wenn
endlich der Beurtheiler Hrn. Dr. Quitzmann als Süddeutschen eine ganz besondere Zustän¬
digkeit des Urtheils über gewisse geschlechtliche Verhältnisse zuschreibt, so geht er von der Be¬
leidigung eines Einzelnen biß zu einer Kränkung, welche ganze Stämme des deutschen Volkes
auf eine ebenso muthwillige als zwecklose Weise beleidigt und von allem Andern eher zeugt,
als von wahrem Nationalsinn, dem die Grenzboten doch stets mit rüstigem Eifer das Wert
reden. Bon Ihrer Unparteilichkeit erwarten wir die Ausnahme dieser Erklärung."

Züge, die »ins das Volksleben vergegenwärtigen, ist in der Schrift über China
von G. Klemm (Leipzig, Teubner l848), mit großer Einsicht und Gelehrsamkeit
zusammengetragen. —


2. Flurelio Vndde,es.

Vom fernsten Osten wenden wir uns zum Norden, von dem fleißigen Samm¬
ler zu einem eleganten Schriftsteller. Wir meinen das Werk von Aurelio Bud-
deus: Halb russisch es. (2 Bd. Leipzig, O. Wigand.) Buddeus hat sich schon
früher als Arzt und socialer Beobachter durch sein Werk: „Petersburg im Krauken-
lebcn," vortheilhaft bekannt gemacht. Es ist überhaupt bemerkenswert!), wie jetzt
die Aerzte und Naturforscher von ihren Reisen anch in andern als tropischen Cli-
maten eben so reiche Ausbeute zurückbringen, als die eigentlichen Politiker. Quitz-
mann"), dessen Reise wir im vorigen Cyclus besprochen haben, ist Arzt; Moritz
Willkomm Naturforscher; Harun ursprünglich Chemiker.



*) An merk. t>. Red. Die Erwähnung Quitzmann's an dieser Stelle kann seinen Freun¬
den in Heidelberg als Beweis dienen, basi der Referent die wenigen tadelnden Worte, die in der
sonst so wohlwollenden Besprechung der „deutschen Briefe über den Orient" enthalten sind,
gewiß in keiner bösen Absicht meinte. Es ist uns in dieser Beziehung eine Reklamation zuge¬
gangen, welche der zufälligen Aeußerung unseres Referenten, Herr Quitzmann sei ein „bairischer
Arzt," eine Animosität gegen Süddeutschland unterschiebt, die ihm gewiß nicht im Entfernte¬
sten in den Sinn gekommen ist. Wir lassen die Reclaniation, die wir eigentlich für etwas über¬
flüssig halten nur darum hier folgen, weil sie aus der Feder eines uns werthen Mannes ge¬
flossen ist. „Die Art und Weise, wie der Beurtheiler der Briefe aus dem Orient in Ur. 42 der
Grenzboten das Reisewerk und die achtungswerthe Persönlichkeit des Verfassers behandelt,
muß gerechte Mißbilligung erregen. Für den Beurtheiler ist, wie es scheint, die unselige
.Kluft, die einst Nord- und Süddeutschland trennte, noch nicht ausgefüllt, daher die auffal¬
lende Stimmung, die seinem Referat, in Ihrem sonst derlei Tendenzen nicht zugänglichen Or¬
gane zu Grunde liegt. Wir stimmen vollkommen mit dem Beurtheiler überein, wenn er den
Verfasser der Briefe „einen fleißigen, sorgfältigen Beobachter," „einen Reisenden von durch¬
aus praktischer Auffassung" nennt, „der uns eine Reichhaltigkeit neuer Bilder und Anschauun¬
gen gibt, die er lebendig und wahr schildert," fragen aber, ob so selten zu treffende Vorzüge
nicht wenigstens so viel Pietät verdienten, um vor haltlosen persönlichen Angriffen geschützt zu
sein? Der Quitzmann ist zunächst kein baierischer Arzt, wie der Beurtheiler, um seinen
merkwürdigen Antipathien eine Basis zu geben, mit Nachdruck erwähnt, sondern akademischer
Lehrer in Heidelberg; sein Witz schmeckt so wenig „nach Bier," als sein Styl bei der Leben¬
digkeit der Darstellung, die der Beurtheiler rühmt, nüchtern sein, oder bei noch andern ge¬
rühmten Vorzügen an Redseligkeit leiden kann. Wenn der Beurtheiler Quitzmann's Unpar¬
teilichkeit in Anerkennung des nationalen Strebens der Magyaren zwar anerkennt, darin aber
wieder einen gewissen Indifferentismus gegen das eigene deutsche Vaterland erkennen will, so
müssen die bei dieser Erklärung betheiligten Männer, die des Reisenden Gesinnung kennen und
ehren, den Wunsch aussprechen, daß das gemeinsame Vaterland bei allen seinen Kindern eine
so treue und warme Liebe finden möge, als sie Dr. Quitzmann beseelt, der für das Bater¬
land jedenfalls mehr gelitten haben dürfte, als der unbekannte Beurtheiler der Briefe. Wenn
endlich der Beurtheiler Hrn. Dr. Quitzmann als Süddeutschen eine ganz besondere Zustän¬
digkeit des Urtheils über gewisse geschlechtliche Verhältnisse zuschreibt, so geht er von der Be¬
leidigung eines Einzelnen biß zu einer Kränkung, welche ganze Stämme des deutschen Volkes
auf eine ebenso muthwillige als zwecklose Weise beleidigt und von allem Andern eher zeugt,
als von wahrem Nationalsinn, dem die Grenzboten doch stets mit rüstigem Eifer das Wert
reden. Bon Ihrer Unparteilichkeit erwarten wir die Ausnahme dieser Erklärung."
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[0294] Züge, die »ins das Volksleben vergegenwärtigen, ist in der Schrift über China von G. Klemm (Leipzig, Teubner l848), mit großer Einsicht und Gelehrsamkeit zusammengetragen. — 2. Flurelio Vndde,es. Vom fernsten Osten wenden wir uns zum Norden, von dem fleißigen Samm¬ ler zu einem eleganten Schriftsteller. Wir meinen das Werk von Aurelio Bud- deus: Halb russisch es. (2 Bd. Leipzig, O. Wigand.) Buddeus hat sich schon früher als Arzt und socialer Beobachter durch sein Werk: „Petersburg im Krauken- lebcn," vortheilhaft bekannt gemacht. Es ist überhaupt bemerkenswert!), wie jetzt die Aerzte und Naturforscher von ihren Reisen anch in andern als tropischen Cli- maten eben so reiche Ausbeute zurückbringen, als die eigentlichen Politiker. Quitz- mann"), dessen Reise wir im vorigen Cyclus besprochen haben, ist Arzt; Moritz Willkomm Naturforscher; Harun ursprünglich Chemiker. *) An merk. t>. Red. Die Erwähnung Quitzmann's an dieser Stelle kann seinen Freun¬ den in Heidelberg als Beweis dienen, basi der Referent die wenigen tadelnden Worte, die in der sonst so wohlwollenden Besprechung der „deutschen Briefe über den Orient" enthalten sind, gewiß in keiner bösen Absicht meinte. Es ist uns in dieser Beziehung eine Reklamation zuge¬ gangen, welche der zufälligen Aeußerung unseres Referenten, Herr Quitzmann sei ein „bairischer Arzt," eine Animosität gegen Süddeutschland unterschiebt, die ihm gewiß nicht im Entfernte¬ sten in den Sinn gekommen ist. Wir lassen die Reclaniation, die wir eigentlich für etwas über¬ flüssig halten nur darum hier folgen, weil sie aus der Feder eines uns werthen Mannes ge¬ flossen ist. „Die Art und Weise, wie der Beurtheiler der Briefe aus dem Orient in Ur. 42 der Grenzboten das Reisewerk und die achtungswerthe Persönlichkeit des Verfassers behandelt, muß gerechte Mißbilligung erregen. Für den Beurtheiler ist, wie es scheint, die unselige .Kluft, die einst Nord- und Süddeutschland trennte, noch nicht ausgefüllt, daher die auffal¬ lende Stimmung, die seinem Referat, in Ihrem sonst derlei Tendenzen nicht zugänglichen Or¬ gane zu Grunde liegt. Wir stimmen vollkommen mit dem Beurtheiler überein, wenn er den Verfasser der Briefe „einen fleißigen, sorgfältigen Beobachter," „einen Reisenden von durch¬ aus praktischer Auffassung" nennt, „der uns eine Reichhaltigkeit neuer Bilder und Anschauun¬ gen gibt, die er lebendig und wahr schildert," fragen aber, ob so selten zu treffende Vorzüge nicht wenigstens so viel Pietät verdienten, um vor haltlosen persönlichen Angriffen geschützt zu sein? Der Quitzmann ist zunächst kein baierischer Arzt, wie der Beurtheiler, um seinen merkwürdigen Antipathien eine Basis zu geben, mit Nachdruck erwähnt, sondern akademischer Lehrer in Heidelberg; sein Witz schmeckt so wenig „nach Bier," als sein Styl bei der Leben¬ digkeit der Darstellung, die der Beurtheiler rühmt, nüchtern sein, oder bei noch andern ge¬ rühmten Vorzügen an Redseligkeit leiden kann. Wenn der Beurtheiler Quitzmann's Unpar¬ teilichkeit in Anerkennung des nationalen Strebens der Magyaren zwar anerkennt, darin aber wieder einen gewissen Indifferentismus gegen das eigene deutsche Vaterland erkennen will, so müssen die bei dieser Erklärung betheiligten Männer, die des Reisenden Gesinnung kennen und ehren, den Wunsch aussprechen, daß das gemeinsame Vaterland bei allen seinen Kindern eine so treue und warme Liebe finden möge, als sie Dr. Quitzmann beseelt, der für das Bater¬ land jedenfalls mehr gelitten haben dürfte, als der unbekannte Beurtheiler der Briefe. Wenn endlich der Beurtheiler Hrn. Dr. Quitzmann als Süddeutschen eine ganz besondere Zustän¬ digkeit des Urtheils über gewisse geschlechtliche Verhältnisse zuschreibt, so geht er von der Be¬ leidigung eines Einzelnen biß zu einer Kränkung, welche ganze Stämme des deutschen Volkes auf eine ebenso muthwillige als zwecklose Weise beleidigt und von allem Andern eher zeugt, als von wahrem Nationalsinn, dem die Grenzboten doch stets mit rüstigem Eifer das Wert reden. Bon Ihrer Unparteilichkeit erwarten wir die Ausnahme dieser Erklärung."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/294>, abgerufen am 22.07.2024.