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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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von einander abgesondert sind, innerhalb deren die vermittelnden Nciniguugsdie-
ner sich befinden; eine Viehschwemme ist dabei angebracht, und sind zu den Ra¬
stellmärkten besondere Tage in der Woche bestimmt. Das Geld wird hier gewa¬
schen, die Thiere geschwemmt, jede Berührung verhütet, und was liegen geblieben
ist, verbrannt. Hat die Pest drei Meilen sich genähert, so "werden die Nastelle
gesperrt.

In der Walachei befinden sich drei große Quarantaineanstalten, zu Braila,
Ginrgcwo und zu Kalarasch, wo sich sehr zweckmäßig angelegte, geräumige steinerne
Gebäude mit den nöthigen Magazinen befinden; kleine Cvntumazanstalten befinden
sich zu Turnn-Severin, zu Kalafat, Turnn, Zimnitz und Oltenitz; Nastelle befin¬
den sich zu Jzworve, neret (von Nahoela gegenüber), zu Jzlos am Einfluß des
Oltslnsses in die Donan und zu Gura Jalowicza. In der Moldau ist nur eine
einzige Contumazanstalt, die große Quarantäne zu Galaez. In den größern An¬
stalten werden alle Waaren und Reisende aufgenommen, in den kleinen Anstalten
Reisende und kleine Waarensendungen; in den Rastellen aber nur solche Waaren,
welche der Contumaz nicht unterliegen. Die Cvntumazzeit ist für Reisende fünf
Tage; herrscht die Pest aber jenseits des Balkan, 20 Tage, diesseits des Balkan
aber wenigstens 16 Tage.

Von der oben erwähnten Grenzbewachung reitet ein Mann von Piket zu Pi¬
ket, und 18 bewaffnete Barken sind in 6 Stationen bei den Contnmazanstcilten
vertheilt, die unter einen Hafen-Kapitain stehen, mit 144 Mann unter 18 Offi-
cirer bemannt sind und von denen fortwährend eine zu der nächsten Station fährt.
Der Unterhalt dieser Barken kostet jährlich 107,520 Piaster.

Diese Anstalten haben sich schon bewährt, denn im Jahr 1837 ward die Pest
nach Odessa eingeschleppt, und die Moldau und Walachei blieben verschont. Seit
die Türken sich, wie gesagt, zur Einrichtung von Cvntumazanstalten entschlossen,
ist die Pest nicht wieder gekommen. Die ersten Sarnath-Maßregeln in der Tür¬
kei wurden voll dem französischen Arzte Bulvud mit dem Hakin Pascha Andalon
Effendi berathen; Minos, der bisher die österreichische Contumazanstalt in
Semlin geleitet hatte, ward sei" Nachfolger uuter Namik Pascha und Esat Ef¬
fendi. Endlich war der Dr. v. Meyer ans Bukarest uuter dem Hissi Mustapha
Pascha zugegen.

Mit dem Anfang des Jahres 1845 hat Rußland die Quarantaine gegen die
Moldau und Walachei nicht mehr für nothwendig erachtet. Die Cvntumazanstal¬
ten zu Skuleni, Lipkani und Leova am Pruth lassen jetzt alle Reisende und Waa¬
ren unangefochten über die Grenze, so daß jetzt anch dies Hemmniß der Schiff-
fahrt aus dem Prnth wegfallen dürfte. Auch die Quarantaineanstalt an dem Ein¬
fall des Prnth in die Donan hat alle ans der Moldau und Walachei kommenden
Reisenden und Waaren als unverdächtig über die Grenze zu lassen.

Ans diese Weise sind jetzt die Qnarantaincanstatten dieser Fürstenthümer sür


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von einander abgesondert sind, innerhalb deren die vermittelnden Nciniguugsdie-
ner sich befinden; eine Viehschwemme ist dabei angebracht, und sind zu den Ra¬
stellmärkten besondere Tage in der Woche bestimmt. Das Geld wird hier gewa¬
schen, die Thiere geschwemmt, jede Berührung verhütet, und was liegen geblieben
ist, verbrannt. Hat die Pest drei Meilen sich genähert, so "werden die Nastelle
gesperrt.

In der Walachei befinden sich drei große Quarantaineanstalten, zu Braila,
Ginrgcwo und zu Kalarasch, wo sich sehr zweckmäßig angelegte, geräumige steinerne
Gebäude mit den nöthigen Magazinen befinden; kleine Cvntumazanstalten befinden
sich zu Turnn-Severin, zu Kalafat, Turnn, Zimnitz und Oltenitz; Nastelle befin¬
den sich zu Jzworve, neret (von Nahoela gegenüber), zu Jzlos am Einfluß des
Oltslnsses in die Donan und zu Gura Jalowicza. In der Moldau ist nur eine
einzige Contumazanstalt, die große Quarantäne zu Galaez. In den größern An¬
stalten werden alle Waaren und Reisende aufgenommen, in den kleinen Anstalten
Reisende und kleine Waarensendungen; in den Rastellen aber nur solche Waaren,
welche der Contumaz nicht unterliegen. Die Cvntumazzeit ist für Reisende fünf
Tage; herrscht die Pest aber jenseits des Balkan, 20 Tage, diesseits des Balkan
aber wenigstens 16 Tage.

Von der oben erwähnten Grenzbewachung reitet ein Mann von Piket zu Pi¬
ket, und 18 bewaffnete Barken sind in 6 Stationen bei den Contnmazanstcilten
vertheilt, die unter einen Hafen-Kapitain stehen, mit 144 Mann unter 18 Offi-
cirer bemannt sind und von denen fortwährend eine zu der nächsten Station fährt.
Der Unterhalt dieser Barken kostet jährlich 107,520 Piaster.

Diese Anstalten haben sich schon bewährt, denn im Jahr 1837 ward die Pest
nach Odessa eingeschleppt, und die Moldau und Walachei blieben verschont. Seit
die Türken sich, wie gesagt, zur Einrichtung von Cvntumazanstalten entschlossen,
ist die Pest nicht wieder gekommen. Die ersten Sarnath-Maßregeln in der Tür¬
kei wurden voll dem französischen Arzte Bulvud mit dem Hakin Pascha Andalon
Effendi berathen; Minos, der bisher die österreichische Contumazanstalt in
Semlin geleitet hatte, ward sei» Nachfolger uuter Namik Pascha und Esat Ef¬
fendi. Endlich war der Dr. v. Meyer ans Bukarest uuter dem Hissi Mustapha
Pascha zugegen.

Mit dem Anfang des Jahres 1845 hat Rußland die Quarantaine gegen die
Moldau und Walachei nicht mehr für nothwendig erachtet. Die Cvntumazanstal¬
ten zu Skuleni, Lipkani und Leova am Pruth lassen jetzt alle Reisende und Waa¬
ren unangefochten über die Grenze, so daß jetzt anch dies Hemmniß der Schiff-
fahrt aus dem Prnth wegfallen dürfte. Auch die Quarantaineanstalt an dem Ein¬
fall des Prnth in die Donan hat alle ans der Moldau und Walachei kommenden
Reisenden und Waaren als unverdächtig über die Grenze zu lassen.

Ans diese Weise sind jetzt die Qnarantaincanstatten dieser Fürstenthümer sür


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[0019] von einander abgesondert sind, innerhalb deren die vermittelnden Nciniguugsdie- ner sich befinden; eine Viehschwemme ist dabei angebracht, und sind zu den Ra¬ stellmärkten besondere Tage in der Woche bestimmt. Das Geld wird hier gewa¬ schen, die Thiere geschwemmt, jede Berührung verhütet, und was liegen geblieben ist, verbrannt. Hat die Pest drei Meilen sich genähert, so "werden die Nastelle gesperrt. In der Walachei befinden sich drei große Quarantaineanstalten, zu Braila, Ginrgcwo und zu Kalarasch, wo sich sehr zweckmäßig angelegte, geräumige steinerne Gebäude mit den nöthigen Magazinen befinden; kleine Cvntumazanstalten befinden sich zu Turnn-Severin, zu Kalafat, Turnn, Zimnitz und Oltenitz; Nastelle befin¬ den sich zu Jzworve, neret (von Nahoela gegenüber), zu Jzlos am Einfluß des Oltslnsses in die Donan und zu Gura Jalowicza. In der Moldau ist nur eine einzige Contumazanstalt, die große Quarantäne zu Galaez. In den größern An¬ stalten werden alle Waaren und Reisende aufgenommen, in den kleinen Anstalten Reisende und kleine Waarensendungen; in den Rastellen aber nur solche Waaren, welche der Contumaz nicht unterliegen. Die Cvntumazzeit ist für Reisende fünf Tage; herrscht die Pest aber jenseits des Balkan, 20 Tage, diesseits des Balkan aber wenigstens 16 Tage. Von der oben erwähnten Grenzbewachung reitet ein Mann von Piket zu Pi¬ ket, und 18 bewaffnete Barken sind in 6 Stationen bei den Contnmazanstcilten vertheilt, die unter einen Hafen-Kapitain stehen, mit 144 Mann unter 18 Offi- cirer bemannt sind und von denen fortwährend eine zu der nächsten Station fährt. Der Unterhalt dieser Barken kostet jährlich 107,520 Piaster. Diese Anstalten haben sich schon bewährt, denn im Jahr 1837 ward die Pest nach Odessa eingeschleppt, und die Moldau und Walachei blieben verschont. Seit die Türken sich, wie gesagt, zur Einrichtung von Cvntumazanstalten entschlossen, ist die Pest nicht wieder gekommen. Die ersten Sarnath-Maßregeln in der Tür¬ kei wurden voll dem französischen Arzte Bulvud mit dem Hakin Pascha Andalon Effendi berathen; Minos, der bisher die österreichische Contumazanstalt in Semlin geleitet hatte, ward sei» Nachfolger uuter Namik Pascha und Esat Ef¬ fendi. Endlich war der Dr. v. Meyer ans Bukarest uuter dem Hissi Mustapha Pascha zugegen. Mit dem Anfang des Jahres 1845 hat Rußland die Quarantaine gegen die Moldau und Walachei nicht mehr für nothwendig erachtet. Die Cvntumazanstal¬ ten zu Skuleni, Lipkani und Leova am Pruth lassen jetzt alle Reisende und Waa¬ ren unangefochten über die Grenze, so daß jetzt anch dies Hemmniß der Schiff- fahrt aus dem Prnth wegfallen dürfte. Auch die Quarantaineanstalt an dem Ein¬ fall des Prnth in die Donan hat alle ans der Moldau und Walachei kommenden Reisenden und Waaren als unverdächtig über die Grenze zu lassen. Ans diese Weise sind jetzt die Qnarantaincanstatten dieser Fürstenthümer sür 2*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/19>, abgerufen am 22.07.2024.