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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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und Erregungen der Zeit, der Weltereignisse, in unverrückter Herrlichkeit
ihre siegende Macht bewährt, der Kunst in bewegtern Zeitepochen am
nächsten stehe. Auch in unserer diesjährigen Ausstellung bilden die Land¬
schaften eine große Ueberzahl, und es ist in diesem Gebiet eine fortwach¬
sende Veredlung wahrzunehmen. Unser (Zhorage der Landschaften, Prof,
Dahl, bietet in einer Gegend aus Norwegen, seinem Vaterlande, ein
romantisch-reiches Landscbaftbild; die Ansicht des Hafens von Kopenha¬
gen von demselben Meister, ist ein großartiges, allen künstlerischen For¬
derungen genügendes Werk. Der Waldbrand in einem Urwalde Ameri¬
kas und die Flucht der wilden Thiere aus demselben, war eine Aufgabe,
welche der Künstler, F. W. Wagner, staunenswerth gelöst hat. Die
drei Landschaften vom Hofmaler E. O eh nie: Die Erntegegcnd am
Reinstein im Harz und die Villa d'Este in Tivoli, sind eine Dreieinig¬
keit von Schönheit, Naturtreue und Einfachheit. Der Sonnenuntergang
von Zimmer manu in München ist ein wirklich prachtvolles Bild, so
glänzend und leuchtend und doch voll tiefster Wahrheit; neben dieser darf
eine andere Abendlandschaft von Kummer "Erinnerung an Sirmien"
genannt werden; die wohlige Abendkühle nach einem heißen Tage, der
Friede in der Natur, ist auf diesem Bilde in der weichen Färbung des
Himmels, der Luft, der grünen Matten, trefflich ausgedrückt. Eine Wald-
landschaft von Nitschke möchten wir als eine Waldherrlichkeit bezeich¬
nen. Eine Eichengruppe aus Slawonien, eine Gegend bei Kuffstein im
Innthale, der wilde Kaiser, eine andere in Tvrol, von Robert Kum¬
mer, sind von Werth. Abend auf der Alm, Feuerbeleuchtung, von
M. Müller, ein Bild voll bewundernswerther Lichteffecte. Vurk-
ner und Leypold bieten schöne Winterlandschaftcn. "Der Ge¬
birgssee nach dem Regen" von Kummer, ist ein überaus anziehendes
Bild. Eine schöne Ansicht vom gastlichen Schloß des Major Serre,
Maxen bei Dresden, hat Lichtenstein ausgeführt. Gau ermann in
Wien, Prell er und Hummel in Weimar und die hiesigen Künstler
Sy aarmann, Einbigcr, Pappe ritz, Wolde'mar Herrmann,
Goldstein, Reinhardt, Boll und mancher Andere haben dieser Aus¬
stellung landschaftliche Gemälde geboten, welche sich über das Mittel-
mafiige erheben. Unter Blumen, nach der Natur gemalt, verdient Elise
Wagner in dem dargebotenen Frühlingsstrauß den ersten Preis.

Im Thronsaal des königlichen Schlosses, welchen Prof. Bendemann
im vorigen Jahre mit Frescogemälden schmückte, wurden im Laufe des
Sommers die noch leer gebliebenen Felder unter den vier Hauptgemälden
und den 16 Gesetzgebern noch ausgefüllt. Es sind diese, immer den,
Bilde, unter welchem sie ausgeführt, entsprechenden, sinnvollen Eomposi-
tionen auf Holz, braun in braun, gemalt; sie erinnern an die Arbeiten
des Grabstichels der besten alten Meister.

Unter den Eopien, welche während dieses Sommers auf unserer Ga¬
lerie vollendet wurden, verdient der rühmlichsten Erwähnung die Eopie
der Madonna ti San Sisto, welche Fräulein Sophie Adlersparre aus


und Erregungen der Zeit, der Weltereignisse, in unverrückter Herrlichkeit
ihre siegende Macht bewährt, der Kunst in bewegtern Zeitepochen am
nächsten stehe. Auch in unserer diesjährigen Ausstellung bilden die Land¬
schaften eine große Ueberzahl, und es ist in diesem Gebiet eine fortwach¬
sende Veredlung wahrzunehmen. Unser (Zhorage der Landschaften, Prof,
Dahl, bietet in einer Gegend aus Norwegen, seinem Vaterlande, ein
romantisch-reiches Landscbaftbild; die Ansicht des Hafens von Kopenha¬
gen von demselben Meister, ist ein großartiges, allen künstlerischen For¬
derungen genügendes Werk. Der Waldbrand in einem Urwalde Ameri¬
kas und die Flucht der wilden Thiere aus demselben, war eine Aufgabe,
welche der Künstler, F. W. Wagner, staunenswerth gelöst hat. Die
drei Landschaften vom Hofmaler E. O eh nie: Die Erntegegcnd am
Reinstein im Harz und die Villa d'Este in Tivoli, sind eine Dreieinig¬
keit von Schönheit, Naturtreue und Einfachheit. Der Sonnenuntergang
von Zimmer manu in München ist ein wirklich prachtvolles Bild, so
glänzend und leuchtend und doch voll tiefster Wahrheit; neben dieser darf
eine andere Abendlandschaft von Kummer „Erinnerung an Sirmien"
genannt werden; die wohlige Abendkühle nach einem heißen Tage, der
Friede in der Natur, ist auf diesem Bilde in der weichen Färbung des
Himmels, der Luft, der grünen Matten, trefflich ausgedrückt. Eine Wald-
landschaft von Nitschke möchten wir als eine Waldherrlichkeit bezeich¬
nen. Eine Eichengruppe aus Slawonien, eine Gegend bei Kuffstein im
Innthale, der wilde Kaiser, eine andere in Tvrol, von Robert Kum¬
mer, sind von Werth. Abend auf der Alm, Feuerbeleuchtung, von
M. Müller, ein Bild voll bewundernswerther Lichteffecte. Vurk-
ner und Leypold bieten schöne Winterlandschaftcn. „Der Ge¬
birgssee nach dem Regen" von Kummer, ist ein überaus anziehendes
Bild. Eine schöne Ansicht vom gastlichen Schloß des Major Serre,
Maxen bei Dresden, hat Lichtenstein ausgeführt. Gau ermann in
Wien, Prell er und Hummel in Weimar und die hiesigen Künstler
Sy aarmann, Einbigcr, Pappe ritz, Wolde'mar Herrmann,
Goldstein, Reinhardt, Boll und mancher Andere haben dieser Aus¬
stellung landschaftliche Gemälde geboten, welche sich über das Mittel-
mafiige erheben. Unter Blumen, nach der Natur gemalt, verdient Elise
Wagner in dem dargebotenen Frühlingsstrauß den ersten Preis.

Im Thronsaal des königlichen Schlosses, welchen Prof. Bendemann
im vorigen Jahre mit Frescogemälden schmückte, wurden im Laufe des
Sommers die noch leer gebliebenen Felder unter den vier Hauptgemälden
und den 16 Gesetzgebern noch ausgefüllt. Es sind diese, immer den,
Bilde, unter welchem sie ausgeführt, entsprechenden, sinnvollen Eomposi-
tionen auf Holz, braun in braun, gemalt; sie erinnern an die Arbeiten
des Grabstichels der besten alten Meister.

Unter den Eopien, welche während dieses Sommers auf unserer Ga¬
lerie vollendet wurden, verdient der rühmlichsten Erwähnung die Eopie
der Madonna ti San Sisto, welche Fräulein Sophie Adlersparre aus


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/79>, abgerufen am 26.08.2024.