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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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aber gesetzwidrige Handlungen erlauben, um ihre Schwäche zu zeigen,
so stellen sie auch ihre mangelhafte Einsicht der Beurtheilung preis
und man kann sich über ihre Verblendung nicht genug wundern. Hof¬
leute haben unter allen Geistesgaben nur noch die Schlauheit zu ver¬
zehren; sie sollten darum haushälterischer verfahren.

.,
-- Die französische Akademie hat das Lob der Jury zum Inhalte
der poetischen Preisbewerbung gewählt. Hätten manche deutsche Ge¬
richtshöfe nur das Talent, ihre Urlheilssprüche in Versen abzufassen,
so gäbe dieses die gelungenste Verherrlichung der Geschwornengerichte
und kein Goethe konnte ihnen den Preis streitig machen-

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-- Kürzlich fragte mich ein Minister: Warum wir Journalisten
immer mir zu tadeln fänden, nie etwas zu loben, wozu doch Stoff ge¬
nug da sei, wie z. B. Dasjenige, was die süddeutschen Regierungen
für das Volk gethan? Ich hatte nicht Geistesgegenwart genug, ihm
Folgendes darauf zu antworten : Eine gute Sache zur Hälfte thun,
ist oft schädlicher und darum auch tadelnswerther, als sie ganz unter¬
lassen. Wo Stunde noch nicht eingeführt sind, da kann man sich da¬
mit trösten, daß die Machthaber das Recht des Volks, solche zu fordern,
noch nicht anerkannt haben und daß sie ihre Pflicht ersüUen würden,
sobald sie zur Einsicht derselben gelangt sein werden. Wenn aber,
wie in Baiern und Baden, durch Einführung der Stände gezeigt wor¬
den, daß man die Rechte des Volkes nicht verkenne, dabei aber die
Berathungen und Beschlüsse der Deputirten unbeachtet ließ, worauf
sollen wir alsdann noch unsere Hoffnung bauen? -- 1819.

-- Wenn man bedenkt, wie viel bequemer es ist, zu lieben als zu
Haffe", so muß man eingestehen, daß die meisten Menschen aus langer
Weile Böses thun.

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Wie unterscheidet sich der bescheidene Mann vom Eilein? Wie
sich der Reiche vom Armen unterscheidet. Während jener die einzu"
laufenden Zinsen seines Ehrencapitals ruhig und gelassen abwartet,
lebt dieser vom Tagelohne seiner Ehrenjagd. Wenn der erwartete
Gewinnst ausbleibt, muß er hungrig zu Bette gehen.

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-- Ernsthafte Weiber gleichen einem leeren Koffer mit sieben
Schlössern. nim <jj^ : s^und ckj z"^


aber gesetzwidrige Handlungen erlauben, um ihre Schwäche zu zeigen,
so stellen sie auch ihre mangelhafte Einsicht der Beurtheilung preis
und man kann sich über ihre Verblendung nicht genug wundern. Hof¬
leute haben unter allen Geistesgaben nur noch die Schlauheit zu ver¬
zehren; sie sollten darum haushälterischer verfahren.

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— Die französische Akademie hat das Lob der Jury zum Inhalte
der poetischen Preisbewerbung gewählt. Hätten manche deutsche Ge¬
richtshöfe nur das Talent, ihre Urlheilssprüche in Versen abzufassen,
so gäbe dieses die gelungenste Verherrlichung der Geschwornengerichte
und kein Goethe konnte ihnen den Preis streitig machen-

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— Kürzlich fragte mich ein Minister: Warum wir Journalisten
immer mir zu tadeln fänden, nie etwas zu loben, wozu doch Stoff ge¬
nug da sei, wie z. B. Dasjenige, was die süddeutschen Regierungen
für das Volk gethan? Ich hatte nicht Geistesgegenwart genug, ihm
Folgendes darauf zu antworten : Eine gute Sache zur Hälfte thun,
ist oft schädlicher und darum auch tadelnswerther, als sie ganz unter¬
lassen. Wo Stunde noch nicht eingeführt sind, da kann man sich da¬
mit trösten, daß die Machthaber das Recht des Volks, solche zu fordern,
noch nicht anerkannt haben und daß sie ihre Pflicht ersüUen würden,
sobald sie zur Einsicht derselben gelangt sein werden. Wenn aber,
wie in Baiern und Baden, durch Einführung der Stände gezeigt wor¬
den, daß man die Rechte des Volkes nicht verkenne, dabei aber die
Berathungen und Beschlüsse der Deputirten unbeachtet ließ, worauf
sollen wir alsdann noch unsere Hoffnung bauen? — 1819.

— Wenn man bedenkt, wie viel bequemer es ist, zu lieben als zu
Haffe», so muß man eingestehen, daß die meisten Menschen aus langer
Weile Böses thun.

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Wie unterscheidet sich der bescheidene Mann vom Eilein? Wie
sich der Reiche vom Armen unterscheidet. Während jener die einzu»
laufenden Zinsen seines Ehrencapitals ruhig und gelassen abwartet,
lebt dieser vom Tagelohne seiner Ehrenjagd. Wenn der erwartete
Gewinnst ausbleibt, muß er hungrig zu Bette gehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/551>, abgerufen am 23.07.2024.