Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.doch selten geräth ein Reisender hierher in dies milde Alpenthal. Von 55*
doch selten geräth ein Reisender hierher in dies milde Alpenthal. Von 55*
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doch selten geräth ein Reisender hierher in dies milde Alpenthal. Von
Montauvon, durch die Partenner Fichten und das wildromantische
Vermont schlingt sich ein mühsamer Pfad hinüber nach dem Beginne
von Tyrol, nach Landeck. Doch bevor wir von Vorarlberg scheide»,
eilt die Schilderung noch einmal zurück nach Vaduz und überschaut
zuletzt mit einem allgemeinen Blicke die Verhältnisse der Vorarlberger.
„Setzt man Vorarlberg in Begleichung mit Tyrol, so läßt sich nicht
läugnen, daß der Mangel an alten adeligen Familien, der gleichmäßige
Stand der Volksbildung und die geringen Unterschiede der Stände,
die hohe Blüthe der Industrie, die allgemeinere Theilnahme an öffent¬
lichen Angelegenheiten und noch manches Andere, dem Lande Vorarl¬
berg eine Physiognomie verleihe, die um ein gutes Theil moderner
aussieht, als jene des benachbarten Tyrol" — mit diesen Worten
scheidet Steub. — Auch in Tyrol eröffnet ein allgemeingeschichtlicher
Ueberblick der Geschicke deS Landes die Anschauung von deren heutigem
Leben. Von Landeck über Imst (dessen behagliche Stattlichkeit uns so
vertraut anmuthet, nachdem Spindler's Vogelhändler hier gespielt) eilt
die Beschreibung nach dem Oetzthal. Wilde Partien mit breiten, lichten
Thalgeländen wechselnd, ein rühriger Gewerbfleiß und reicher Natur¬
segen — das ist sein Charakter. Weitere Wanderungen führen nach
Meran hinab, und auf dem unserer Touristenwelt so wohlbekannten
Wege angelangt, wächst aus der Anschauung der Landschaft die Er¬
innerung an die Geschichte auf, welche in diesen Kreisen vor Jahr¬
hunderten wie vor Jahrzehnten gleichermaßen zu blutigen Entwickln»,
gen gelangte. Doch neben diesen welthistorischen Begebenheiten behält
auch hier das örtliche Interesse volles Recht. Bald sind es kleine
bürgerliche Geschicke, bald eine prachtvolle Naturumgebung, bald wie¬
der die Entwicklung des Gewerbfleißes und der Industrie, zu denen der
Verf. den Leser hinführt — überall ein sicherer und geistreicher Führer.
So gelangen wir denn nach Meran, nach der freundlichen Stadt mit
ihrem herrlichen Amiant, mit den kleinen Stadtinteressen und den großen
historischen Erinnerungen. Von da hinab zum Passeyer Thal mit
Andreas Hofer's großem, traurigen Andenken, welches noch heute von
einem benachbarten Landrichter so argwöhnisch beobachtet wird, daß
dieser aus dem Fremdenbuch der Hütte des Bauerngenerals sogar ein
Gedicht ausschnitt, welches hineingeschrieben worden war und nun nur
noch bruchstückweise im Gedächtniß eines Mädchens leben würde, wenn
Steub die Strophen, so weit er sie erfuhr, nicht ausgezeichnet Hütte.
Dann schließt eine Wanderung in's Alt'ner Bad und dessen Umgebung
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