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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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freithätigen, von der gedachten Eingabe und Bemühung abgesonderten
Act den ihm verliehenen Orden pmir I" moi-ne verewigen.

Wie man auch combinirte, Alle vereinigten sich in dem Wohlge¬
fallen an der Thatsache selbst. Der Kanzler der vereinigten Hofkanzlei
Freiherr von Pillersdorf, wurde beauftragt, bei Zuziehung einiger
Männer der Wissenschaft einen Statutenentwurf rasch vorzulegen, denn
mit der Enthüllung des Kaiser-Franz-Monuments, so hieß es, sollte
auch die Akademie der Wissenschaften in'ö Leben treten. Freiherr von
Pillersdorf bildete ein Comite aus den Hofräthen: Hammer-Purg-
stall, von Baumgartner, dem Regierungsrathe und Professor von
Ettingshausen und dem Professor von Endlicher. Folgendes ist der
Umriß des Statutenentwurfs:

Geschichte, Philologie und die naturhistorischen Wissenschaften wer¬
den aufgenommen, Philosophie, Politik und Theologie ausgeschlossen.
Die Akademie soll aus vierundzwanzig in Wien ansässigen Mitgliedern
mit einem permanenten Secretair und einem von drei zu drei Jahren
neuzuwählenden Präsidenten zusammengesetzt sein. Davon sollen acht der
historischen uno philologischen, sechszehn der naturhistorischen Section
angehören. Jedes Mitglied soll den Rang und Titel eines k. k. Regierungs¬
rathes erhalten. Die ältern zwölf Mitglieder beziehen einen Gehalt
von I2l)0 bis 15lW Gulden C.-M, die jüngern sind unbefoldet, rücken
aber natürlich vor. Der Secretair erhält 2l)ol), der Präsident,3l)W
Gulden C.--M. jährlich. Die Akademie verwendet den Rest der jähr¬
lichen Dotation, also etwa 20MV si., auf Preise für Herausgabe von
gelehrten Schriften und von Annalen, die statt der literarisch vererden¬
den und durch den Censor Deinhardstein impotent redigirten Jahrbücher
der Literatur erscheinen werden.

Dies die allgemeinen Umrisse des von den genannten Männern
verfaßten Statutenentwurfes, der bald in den gebildeten Kreisen der
Residenz bekannt geworden war und mannichfache Kritik erlebte. All¬
gemein sprach man sich gegen ven Ausschluß der Philosophie aus und
konnte sich erst dann darüber beruhigen, als man mit gerechtem Er¬
staunen las, daß die Akademie der Wissenschaften in Leipzig, die doch
am Geburtstage Leibnitzens eröffnet wurde, die Philosophie -- das
Element, in dem alle andern Wissenschaften leben und athmen -- die
Philosophie ebenfalls ausschloß. Am meisten fand die Maßregel Tadel,
daß sechszehn Akademiker der naturhistorischen Section und nur acht der
historischen und philologischen zugewiesen werden sollen. Das naturhistori¬
sche Studium findet hier, unbeirrt von den Hemmnissen, welche den andern


freithätigen, von der gedachten Eingabe und Bemühung abgesonderten
Act den ihm verliehenen Orden pmir I« moi-ne verewigen.

Wie man auch combinirte, Alle vereinigten sich in dem Wohlge¬
fallen an der Thatsache selbst. Der Kanzler der vereinigten Hofkanzlei
Freiherr von Pillersdorf, wurde beauftragt, bei Zuziehung einiger
Männer der Wissenschaft einen Statutenentwurf rasch vorzulegen, denn
mit der Enthüllung des Kaiser-Franz-Monuments, so hieß es, sollte
auch die Akademie der Wissenschaften in'ö Leben treten. Freiherr von
Pillersdorf bildete ein Comite aus den Hofräthen: Hammer-Purg-
stall, von Baumgartner, dem Regierungsrathe und Professor von
Ettingshausen und dem Professor von Endlicher. Folgendes ist der
Umriß des Statutenentwurfs:

Geschichte, Philologie und die naturhistorischen Wissenschaften wer¬
den aufgenommen, Philosophie, Politik und Theologie ausgeschlossen.
Die Akademie soll aus vierundzwanzig in Wien ansässigen Mitgliedern
mit einem permanenten Secretair und einem von drei zu drei Jahren
neuzuwählenden Präsidenten zusammengesetzt sein. Davon sollen acht der
historischen uno philologischen, sechszehn der naturhistorischen Section
angehören. Jedes Mitglied soll den Rang und Titel eines k. k. Regierungs¬
rathes erhalten. Die ältern zwölf Mitglieder beziehen einen Gehalt
von I2l)0 bis 15lW Gulden C.-M, die jüngern sind unbefoldet, rücken
aber natürlich vor. Der Secretair erhält 2l)ol), der Präsident,3l)W
Gulden C.--M. jährlich. Die Akademie verwendet den Rest der jähr¬
lichen Dotation, also etwa 20MV si., auf Preise für Herausgabe von
gelehrten Schriften und von Annalen, die statt der literarisch vererden¬
den und durch den Censor Deinhardstein impotent redigirten Jahrbücher
der Literatur erscheinen werden.

Dies die allgemeinen Umrisse des von den genannten Männern
verfaßten Statutenentwurfes, der bald in den gebildeten Kreisen der
Residenz bekannt geworden war und mannichfache Kritik erlebte. All¬
gemein sprach man sich gegen ven Ausschluß der Philosophie aus und
konnte sich erst dann darüber beruhigen, als man mit gerechtem Er¬
staunen las, daß die Akademie der Wissenschaften in Leipzig, die doch
am Geburtstage Leibnitzens eröffnet wurde, die Philosophie — das
Element, in dem alle andern Wissenschaften leben und athmen — die
Philosophie ebenfalls ausschloß. Am meisten fand die Maßregel Tadel,
daß sechszehn Akademiker der naturhistorischen Section und nur acht der
historischen und philologischen zugewiesen werden sollen. Das naturhistori¬
sche Studium findet hier, unbeirrt von den Hemmnissen, welche den andern


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/380>, abgerufen am 23.07.2024.