Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.Halteplatze des Kutschers in die "Laute" begleiten möge, wo sie ein Das waren also die Mauern Leipzigs, durch die der Wagen als¬ Aber das war doch eine leibhaftige schmale, langfingerige Hand "Ach, Julie, wie herrlich ist die Schöpfung und wie viel herrli¬ "Daß es uns Beiden vergönnt sei, das Beste in dieser Stadt zu "Das Beste -- was wär's ohne die Liebe? Wir sind jung, Ju¬ "Eine solche Philisterseele bin ich nicht!" betheuerte das Mädchen. "Und das wollen Sie mir beweisen?" "Ich hoffe, ja." Meine Gedanken gingen unter in dem Meere von Wonne, in dem Shakspeare hat wohl gewußt, mit welchem Namen er das Mäd¬ Wir hielten am Hütel de Pologne, wo ich zunächst abtrat, bis Grenzboten. IV. 4b
Halteplatze des Kutschers in die „Laute" begleiten möge, wo sie ein Das waren also die Mauern Leipzigs, durch die der Wagen als¬ Aber das war doch eine leibhaftige schmale, langfingerige Hand „Ach, Julie, wie herrlich ist die Schöpfung und wie viel herrli¬ „Daß es uns Beiden vergönnt sei, das Beste in dieser Stadt zu „Das Beste — was wär's ohne die Liebe? Wir sind jung, Ju¬ „Eine solche Philisterseele bin ich nicht!" betheuerte das Mädchen. „Und das wollen Sie mir beweisen?" „Ich hoffe, ja." Meine Gedanken gingen unter in dem Meere von Wonne, in dem Shakspeare hat wohl gewußt, mit welchem Namen er das Mäd¬ Wir hielten am Hütel de Pologne, wo ich zunächst abtrat, bis Grenzboten. IV. 4b
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Halteplatze des Kutschers in die „Laute" begleiten möge, wo sie ein
Wagen erwarten werde. Wer zweifelt an der Erfüllung dieses Gesuchs?
Das waren also die Mauern Leipzigs, durch die der Wagen als¬
bald schwankte. Ich wäre lieber vom Sitze aufgesprungen und hätte
die Steine betastet, um zu fühle», ob's wirkliche Leipziger Steine seien,
denn manchmal fürchtete ich wahrhaftig, daß ein rosiger Traum mei¬
ner Sehnsucht schmeichle und ich am Ende erwachen könnte in dem
kleinen Bautzener Stübchen, den Sophokles in der einen und das Rie-
mersche Lexikon in der andern Hand — eingeschlafen über einer drin¬
genden Schularbeit.
Aber das war doch eine leibhaftige schmale, langfingerige Hand
und sie fühlte sich viel seliger an, als alle Steine der Welt, die Hand,
die ich an meine klopfende Brust drückte.
„Ach, Julie, wie herrlich ist die Schöpfung und wie viel herrli¬
cher noch ist's, daß uns der liebe Gott mitten hineingesetzt in die
Schöpfung, in der es so lustig und groß hergeht!"
„Daß es uns Beiden vergönnt sei, das Beste in dieser Stadt zu
finden, was sie uns gewähren kann!" antwortete das Mädchen mit
einem ihrer tageshellsten Blicke.
„Das Beste — was wär's ohne die Liebe? Wir sind jung, Ju¬
lie, und unsere Aussichten auf Besitz erreichen nur in der entferntesten
Zukunft ein Ziel. Könnten Sie uneigennützig lieben, lieben auf nichts
hin, als eben auf die Liebe selbst? Die Philisterfeclen verargen es der
Jugend, wenn sie ihre Neigung verschenkt, ohne weitere Rücksicht auf
Lebensstellung und Vermögen!"
„Eine solche Philisterseele bin ich nicht!" betheuerte das Mädchen.
„Und das wollen Sie mir beweisen?"
„Ich hoffe, ja."
Meine Gedanken gingen unter in dem Meere von Wonne, in dem
ich schwamm. Ich blinzelte auf den Töplitzer hin, der etwas hart und
hölzern aus der Ecke hervorsaß, dann preßte ich die vorige Hand noch¬
mals und viel heftiger an mich und jauchzte: „Julie! Julie!"
Shakspeare hat wohl gewußt, mit welchem Namen er das Mäd¬
chen schmücken mußte, welches seinen Romeo liebt. Eine geniale Be¬
rechnung liegt noch der Meinung seiner weniger genialen Erklärer
selbst in der kleinsten seiner Wendungen. Der Inbegriff alles dessen,
was an einem Weibe reizend und liebenswürdig für den verlangenden
Jüngling sein kann, konnte nicht anders als Julie heißen.
Wir hielten am Hütel de Pologne, wo ich zunächst abtrat, bis
Grenzboten. IV. 4b
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