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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Voll Sclaven steckt die Welt,
wer zählt sie, die mißhandelt,
Enterbt und freudelos
durch diese Welt gewandelt
Voll Sclaven steckt die Welt,
wer zahlt die Menschcnwogen,
Die um ihr Menschenthum
sich heut noch sehn betrogen?
Und dennoch war's -- o Hohn --
die Liebe, die bis heute
Die Welt getheilt in Herr'n
und Knechte -- Herrenbeute.
Und dennoch war's -- o Hohn --
die Lieb', in deren Namen
Der Menschheit Dränger all
dies Gut zu rauben kamen.
O Liebe, schöner Laut,
um Völker zu bethören.
Von Priestern einst gelehrt,
entstellt von Pfaffenchören.
Du bleibst nicht lange mehr
das Zauberwort auf Erden,
Das Recht, das heil'ge Recht
muß Menschheitslosung werden.
Dann geht ein neues Licht
versöhnend ob den Landen,
Und von der Sclavenhand
abhalten Kett' und Banden!
Als einst Florenz als jauchzende Bacchante
Im Fastnachtskleide jeden Zügels frei,
Verbuhltes Jauchzen zu den Sternen sandte,
Erschien von zwanzig Pferden fortgetragen
Inmitten all' der tollsten Mummerei
Ein ungeheurer Triumphcttorswagen.

Voll Sclaven steckt die Welt,
wer zählt sie, die mißhandelt,
Enterbt und freudelos
durch diese Welt gewandelt
Voll Sclaven steckt die Welt,
wer zahlt die Menschcnwogen,
Die um ihr Menschenthum
sich heut noch sehn betrogen?
Und dennoch war's — o Hohn —
die Liebe, die bis heute
Die Welt getheilt in Herr'n
und Knechte — Herrenbeute.
Und dennoch war's — o Hohn —
die Lieb', in deren Namen
Der Menschheit Dränger all
dies Gut zu rauben kamen.
O Liebe, schöner Laut,
um Völker zu bethören.
Von Priestern einst gelehrt,
entstellt von Pfaffenchören.
Du bleibst nicht lange mehr
das Zauberwort auf Erden,
Das Recht, das heil'ge Recht
muß Menschheitslosung werden.
Dann geht ein neues Licht
versöhnend ob den Landen,
Und von der Sclavenhand
abhalten Kett' und Banden!
Als einst Florenz als jauchzende Bacchante
Im Fastnachtskleide jeden Zügels frei,
Verbuhltes Jauchzen zu den Sternen sandte,
Erschien von zwanzig Pferden fortgetragen
Inmitten all' der tollsten Mummerei
Ein ungeheurer Triumphcttorswagen.

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[0208] Voll Sclaven steckt die Welt, wer zählt sie, die mißhandelt, Enterbt und freudelos durch diese Welt gewandelt Voll Sclaven steckt die Welt, wer zahlt die Menschcnwogen, Die um ihr Menschenthum sich heut noch sehn betrogen? Und dennoch war's — o Hohn — die Liebe, die bis heute Die Welt getheilt in Herr'n und Knechte — Herrenbeute. Und dennoch war's — o Hohn — die Lieb', in deren Namen Der Menschheit Dränger all dies Gut zu rauben kamen. O Liebe, schöner Laut, um Völker zu bethören. Von Priestern einst gelehrt, entstellt von Pfaffenchören. Du bleibst nicht lange mehr das Zauberwort auf Erden, Das Recht, das heil'ge Recht muß Menschheitslosung werden. Dann geht ein neues Licht versöhnend ob den Landen, Und von der Sclavenhand abhalten Kett' und Banden! Als einst Florenz als jauchzende Bacchante Im Fastnachtskleide jeden Zügels frei, Verbuhltes Jauchzen zu den Sternen sandte, Erschien von zwanzig Pferden fortgetragen Inmitten all' der tollsten Mummerei Ein ungeheurer Triumphcttorswagen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/208>, abgerufen am 23.07.2024.