Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band. Aber du Mein Schmied vollbringe Was das Schicksal dir gebot, Und mit Armeskräften ringe Täglich um dein täglich Brod. Schmied' an deinem rothen Herde Für der armen Menschheit Wohl Deine Pflugschar, unsrer Erde Schönstes, heiligstes Symbol! Ihr habt das Gold, ihr seid die Reichen Ihr habt die Macht und macht das Recht> Mit, oder ohne Wappenzeichen,, Ihr seid ein stolz' und schnob' Geschlecht. Ihr nennt die alte Zeit begraben Und wollt kein neues Morgenroth, Die Presse frei -- in kleinen Gaben Und Freiheit -- die nicht frei macht --, HÄben Das arme Volk will schwarzes Brod. Ihr dort, ihr nennt euch treue Stände, Ihr Andern zettelt Handel an, Doch "Recht" und "Linke" sind zwei Händ", Die nie einander weh gethan. Ob beide Theil' die Messer wetzen. Nie kommt's zum Kampf, der ernstlich droht. Denn Alle wollen Gold und Metzen, Paläste, Tafeln, Pferd' und Hetzen Das arme Volk will schwarzes Brod. Noch schwitzt das Volk bei seinen Schmerzen Und kennt nicht seine eig'ne Macht, Und zieht mit treuergeb'nem Herzen Beim Schall des Kalbfells in die Schlacht. Noch deckt es mit geschenkten Reste Aerriss'ner Pracht die eig'ne Noth, Und blickt bei niedermacht'gen Feste Durch alle Fenster der Palaste Und kaut dabei sein schwarzes Brod. Doch andre Zeiten sah ich tagen. Von tausend Lippen schmal und bleich Hör' ich die wilden düstren Fragen: Wie lang der Spalt von Arm und Reich? Aber du Mein Schmied vollbringe Was das Schicksal dir gebot, Und mit Armeskräften ringe Täglich um dein täglich Brod. Schmied' an deinem rothen Herde Für der armen Menschheit Wohl Deine Pflugschar, unsrer Erde Schönstes, heiligstes Symbol! Ihr habt das Gold, ihr seid die Reichen Ihr habt die Macht und macht das Recht> Mit, oder ohne Wappenzeichen,, Ihr seid ein stolz' und schnob' Geschlecht. Ihr nennt die alte Zeit begraben Und wollt kein neues Morgenroth, Die Presse frei — in kleinen Gaben Und Freiheit — die nicht frei macht —, HÄben Das arme Volk will schwarzes Brod. Ihr dort, ihr nennt euch treue Stände, Ihr Andern zettelt Handel an, Doch „Recht" und „Linke" sind zwei Händ«, Die nie einander weh gethan. Ob beide Theil' die Messer wetzen. Nie kommt's zum Kampf, der ernstlich droht. Denn Alle wollen Gold und Metzen, Paläste, Tafeln, Pferd' und Hetzen Das arme Volk will schwarzes Brod. Noch schwitzt das Volk bei seinen Schmerzen Und kennt nicht seine eig'ne Macht, Und zieht mit treuergeb'nem Herzen Beim Schall des Kalbfells in die Schlacht. Noch deckt es mit geschenkten Reste Aerriss'ner Pracht die eig'ne Noth, Und blickt bei niedermacht'gen Feste Durch alle Fenster der Palaste Und kaut dabei sein schwarzes Brod. Doch andre Zeiten sah ich tagen. Von tausend Lippen schmal und bleich Hör' ich die wilden düstren Fragen: Wie lang der Spalt von Arm und Reich? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0206" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183788"/> <lg xml:id="POEMID_30" type="poem"> <l> Aber du Mein Schmied vollbringe<lb/> Was das Schicksal dir gebot,<lb/> Und mit Armeskräften ringe<lb/> Täglich um dein täglich Brod.</l> <l> Schmied' an deinem rothen Herde<lb/> Für der armen Menschheit Wohl<lb/> Deine Pflugschar, unsrer Erde<lb/> Schönstes, heiligstes Symbol!</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_31" type="poem"> <l> Ihr habt das Gold, ihr seid die Reichen<lb/> Ihr habt die Macht und macht das Recht><lb/> Mit, oder ohne Wappenzeichen,,<lb/> Ihr seid ein stolz' und schnob' Geschlecht.<lb/> Ihr nennt die alte Zeit begraben<lb/> Und wollt kein neues Morgenroth,<lb/> Die Presse frei — in kleinen Gaben<lb/> Und Freiheit — die nicht frei macht —, HÄben<lb/> Das arme Volk will schwarzes Brod.</l> <l> Ihr dort, ihr nennt euch treue Stände,<lb/> Ihr Andern zettelt Handel an,<lb/> Doch „Recht" und „Linke" sind zwei Händ«,<lb/> Die nie einander weh gethan.<lb/> Ob beide Theil' die Messer wetzen.<lb/> Nie kommt's zum Kampf, der ernstlich droht.<lb/> Denn Alle wollen Gold und Metzen,<lb/> Paläste, Tafeln, Pferd' und Hetzen<lb/> Das arme Volk will schwarzes Brod.</l> <l> Noch schwitzt das Volk bei seinen Schmerzen<lb/> Und kennt nicht seine eig'ne Macht,<lb/> Und zieht mit treuergeb'nem Herzen<lb/> Beim Schall des Kalbfells in die Schlacht.<lb/> Noch deckt es mit geschenkten Reste<lb/> Aerriss'ner Pracht die eig'ne Noth,<lb/> Und blickt bei niedermacht'gen Feste<lb/> Durch alle Fenster der Palaste<lb/> Und kaut dabei sein schwarzes Brod.</l> <l> Doch andre Zeiten sah ich tagen.<lb/> Von tausend Lippen schmal und bleich<lb/> Hör' ich die wilden düstren Fragen:<lb/> Wie lang der Spalt von Arm und Reich?</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0206]
Aber du Mein Schmied vollbringe
Was das Schicksal dir gebot,
Und mit Armeskräften ringe
Täglich um dein täglich Brod. Schmied' an deinem rothen Herde
Für der armen Menschheit Wohl
Deine Pflugschar, unsrer Erde
Schönstes, heiligstes Symbol!
Ihr habt das Gold, ihr seid die Reichen
Ihr habt die Macht und macht das Recht>
Mit, oder ohne Wappenzeichen,,
Ihr seid ein stolz' und schnob' Geschlecht.
Ihr nennt die alte Zeit begraben
Und wollt kein neues Morgenroth,
Die Presse frei — in kleinen Gaben
Und Freiheit — die nicht frei macht —, HÄben
Das arme Volk will schwarzes Brod. Ihr dort, ihr nennt euch treue Stände,
Ihr Andern zettelt Handel an,
Doch „Recht" und „Linke" sind zwei Händ«,
Die nie einander weh gethan.
Ob beide Theil' die Messer wetzen.
Nie kommt's zum Kampf, der ernstlich droht.
Denn Alle wollen Gold und Metzen,
Paläste, Tafeln, Pferd' und Hetzen
Das arme Volk will schwarzes Brod. Noch schwitzt das Volk bei seinen Schmerzen
Und kennt nicht seine eig'ne Macht,
Und zieht mit treuergeb'nem Herzen
Beim Schall des Kalbfells in die Schlacht.
Noch deckt es mit geschenkten Reste
Aerriss'ner Pracht die eig'ne Noth,
Und blickt bei niedermacht'gen Feste
Durch alle Fenster der Palaste
Und kaut dabei sein schwarzes Brod. Doch andre Zeiten sah ich tagen.
Von tausend Lippen schmal und bleich
Hör' ich die wilden düstren Fragen:
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