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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Monate haben manches Werthvolle gebracht. Darunter die ersten
zwei Bände einer gesammelten Ausgabe "Schriften" von Eduard Boas,
ein neuer Roman der Gräfin Hab n, ein Roman von S es ü all n g. Eine
Dame, Caroline von Göhren, tritt zum ersten Male auf mit einem
Roman in zwei Bänden, Johannes Scherr, den ich nur als kritisch
historischen Darsteller neuerer Literatur gekannt, desgleichen sein "Pro¬
phet von Florenz," welchen er Wahrheit und Dichtung nennt, ist zwar
der Jahreszahl nach schon im vorigen Jahre erschienen, er hat aber
wohl unter der Fluch das Schicksal gehabt, neu, das heißt unerörtert
zu bleiben. Louise Mühlbach bringt in drei Bänden einen "Roman
in Berlin", N ort manu, ein neu hervortretender solider Oesterreicher,
ein Nvvellenbuch in zwei Bänden, Ludwig Storch die erste Abtheilung
seines "deutschen Leinwebers" unter dem Titel: "Philipp von Oestreich",
Klencke, "das (dreibändige) deutsche Gespenst," von Stern berg da¬
gegen ein illustrirtes "Tulu." Die "Urania" den andern Taschenbü-
ehern voraus bringt neue Novellen von Auerbach, Gutzkow, Sternberg,
Therese, Gerstäcker ze. und die Theaterliteratur daneben ist für diese Sai--
son zahlreicher denn je mit Originalarbeiten ausgerüstet. Da ist der
"deutsche Leinweber" von Storch und Adami schon als Drama einge¬
richtet, da bietetS chücking als Lustspiel eine satinschePosse "Anno 1769
oder die Belagerung von Graßlingen," Feld manu als Verspottung der
Lindwuth "Ein Mädchen vom Theater," Benedir, ein harmloses, in
geschickter Schürzung von Situationen erheiterndes kleines Lustspiel
"der Vetter", Berg er, Verfasser der "Bastille" und "Marie von Me-
dicis", einen "Jean Bart" als Lustspiel, Gustav Freitag ein geistvolles,
interessantes Schauspiel "die Valentine", Gutzkow ein sorgfältig ausge¬
arbeitetes Stück aus dem Judenthume "Uriel Acosta", welches außer
seiner dramatischen Führung noch den besonderen Reiz eines dogmati¬
schen, für die jetzige Zeit namentlich anziehenden Themas, darbringen
wird, Bauernfe it zwei neue Lustspiele, Friedrich H a l in ein noch unge¬
nanntes Stück, dessen Beendigung^ täglich zu erwarten steht. Sieht
dies nicht wie erfreulicher Reichthum aus! Und so Manches ist noch
unterweges, oder mir noch nicht bekannt, wie "das Pfand der blauen
Schleife", dem Gerüchte nach von einem Herrn von Puttlitz, ein rei¬
zendes Interesse darbieten soll. Der Lyriker und Epiker gedenk' ich
dabei noch gar nicht, und erwähne nur beiher, daß von Nord manu
ebenfalls ein Band Gedichte unter der Presse, daß Moritz Hartmann
mit Beendigung eines zweiten Bandes beschäftigt und nur um einen
Titel in Sorgen ist, da "Kelch und Schwert" einzig bleiben soll und


Monate haben manches Werthvolle gebracht. Darunter die ersten
zwei Bände einer gesammelten Ausgabe „Schriften" von Eduard Boas,
ein neuer Roman der Gräfin Hab n, ein Roman von S es ü all n g. Eine
Dame, Caroline von Göhren, tritt zum ersten Male auf mit einem
Roman in zwei Bänden, Johannes Scherr, den ich nur als kritisch
historischen Darsteller neuerer Literatur gekannt, desgleichen sein „Pro¬
phet von Florenz," welchen er Wahrheit und Dichtung nennt, ist zwar
der Jahreszahl nach schon im vorigen Jahre erschienen, er hat aber
wohl unter der Fluch das Schicksal gehabt, neu, das heißt unerörtert
zu bleiben. Louise Mühlbach bringt in drei Bänden einen „Roman
in Berlin", N ort manu, ein neu hervortretender solider Oesterreicher,
ein Nvvellenbuch in zwei Bänden, Ludwig Storch die erste Abtheilung
seines „deutschen Leinwebers" unter dem Titel: „Philipp von Oestreich",
Klencke, „das (dreibändige) deutsche Gespenst," von Stern berg da¬
gegen ein illustrirtes „Tulu." Die „Urania" den andern Taschenbü-
ehern voraus bringt neue Novellen von Auerbach, Gutzkow, Sternberg,
Therese, Gerstäcker ze. und die Theaterliteratur daneben ist für diese Sai--
son zahlreicher denn je mit Originalarbeiten ausgerüstet. Da ist der
„deutsche Leinweber" von Storch und Adami schon als Drama einge¬
richtet, da bietetS chücking als Lustspiel eine satinschePosse „Anno 1769
oder die Belagerung von Graßlingen," Feld manu als Verspottung der
Lindwuth „Ein Mädchen vom Theater," Benedir, ein harmloses, in
geschickter Schürzung von Situationen erheiterndes kleines Lustspiel
„der Vetter", Berg er, Verfasser der „Bastille" und „Marie von Me-
dicis", einen „Jean Bart" als Lustspiel, Gustav Freitag ein geistvolles,
interessantes Schauspiel „die Valentine", Gutzkow ein sorgfältig ausge¬
arbeitetes Stück aus dem Judenthume „Uriel Acosta", welches außer
seiner dramatischen Führung noch den besonderen Reiz eines dogmati¬
schen, für die jetzige Zeit namentlich anziehenden Themas, darbringen
wird, Bauernfe it zwei neue Lustspiele, Friedrich H a l in ein noch unge¬
nanntes Stück, dessen Beendigung^ täglich zu erwarten steht. Sieht
dies nicht wie erfreulicher Reichthum aus! Und so Manches ist noch
unterweges, oder mir noch nicht bekannt, wie „das Pfand der blauen
Schleife", dem Gerüchte nach von einem Herrn von Puttlitz, ein rei¬
zendes Interesse darbieten soll. Der Lyriker und Epiker gedenk' ich
dabei noch gar nicht, und erwähne nur beiher, daß von Nord manu
ebenfalls ein Band Gedichte unter der Presse, daß Moritz Hartmann
mit Beendigung eines zweiten Bandes beschäftigt und nur um einen
Titel in Sorgen ist, da „Kelch und Schwert" einzig bleiben soll und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/153>, abgerufen am 26.08.2024.