Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Die mehligen Speisen erhalten zwar die organische Kraft, Welchen Vorzug hat dagegen die tonische Fleischnahrung, die Ein Punkt ist noch dabei in Anschlag zu bringen: die Zeit¬ Das Beispiel der Eisenbahnarbeiter bei Rouen hat nun zahl¬ Die mehligen Speisen erhalten zwar die organische Kraft, Welchen Vorzug hat dagegen die tonische Fleischnahrung, die Ein Punkt ist noch dabei in Anschlag zu bringen: die Zeit¬ Das Beispiel der Eisenbahnarbeiter bei Rouen hat nun zahl¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0009" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182432"/> <p xml:id="ID_12"> Die mehligen Speisen erhalten zwar die organische Kraft,<lb/> vermehren sie aber nicht, müssen öfters und in Masse eingenommen<lb/> werden und ihre Verdauung geht auch schon deswegen langsamer<lb/> vor sich.</p><lb/> <p xml:id="ID_13"> Welchen Vorzug hat dagegen die tonische Fleischnahrung, die<lb/> bei gleicher Quantität doppelt so viel verdauungSfähigen Stoff<lb/> bietet, die den Magen zur Verdauung reizt, den Pulsschlag be¬<lb/> schleunigt, die Muskelkraft erhöht, das Gehirn durch größeren Blut¬<lb/> zufluß belebt und den ganzen Menschen mit einem unwiderstehlichen<lb/> Thätigkeitstrieb erfüllt! Wenn die Engländer nicht so viel Fleisch<lb/> äßen, was wären sie! IKe heel ok 0l,I Kiixl-n»!! ist daher nicht<lb/> ohne Grund ein begeisterter Nationaltoast.</p><lb/> <p xml:id="ID_14"> Ein Punkt ist noch dabei in Anschlag zu bringen: die Zeit¬<lb/> ersparnis). Der Arbeiter, der von Vegetabilien lebt, braucht vier<lb/> Mahlzeiten und eben so viele Verdauungsfristen. Das fleisch¬<lb/> fressende Menschenthier hat genug mit drei Mahlzeiten und braucht<lb/> nicht so lange nach dem Essen auszuruhen.</p><lb/> <p xml:id="ID_15" next="#ID_16"> Das Beispiel der Eisenbahnarbeiter bei Rouen hat nun zahl¬<lb/> reiche Nachahmer gefunden, obwohl Geschmack und Gewohnheit<lb/> der Franzosen der Neuerung noch hie und da im Wege stehen.<lb/> Die Fäulniß des -in-um re^ime waltet im buchstäblichen Wort¬<lb/> sinn im französischen Küchenregime, und es ist charakteristisch zu<lb/> sehen, was der gemeine Franzose für eine vornehme, aber schlechte<lb/> Tafel führt. Rings um jede große Manufactur, klagt der erwähnte<lb/> Dr. Bujeon, sieht man immer eine Masse Kneipen, wo den Ar¬<lb/> beitern eine wahrhaft abscheuliche («lvtest.»!,!«) Kost ziemlich theuer<lb/> verkauft wird. Aller Abfall aus den Küchen der Restaurants oder<lb/> aus Privathäusern, aufgewärmte, halb versauerte oder verfaulte<lb/> Leckerbissen werden da durch ein Uebermaaß von Gewürzen mund¬<lb/> recht gemacht. Der französische Arbeiter will seinem Gaumen ein¬<lb/> reden, daß er anständig speist, er will den Schein einer vornehmern<lb/> pikanten Kost, er will vor allem mehrere Schüsseln, und nimmt<lb/> Gift zu sich. Wenn er dagegen einmal den unausgekochten eng¬<lb/> lischen Rinderbraten gekostet hat, so wirft er dafür gern die fal¬<lb/> schen Ragouts weg. Bujeon fordert alle Privatunternehmer großer<lb/> Arbeiten auf, selbst und in ihrem eigenen Interesse für eine Be-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0009]
Die mehligen Speisen erhalten zwar die organische Kraft,
vermehren sie aber nicht, müssen öfters und in Masse eingenommen
werden und ihre Verdauung geht auch schon deswegen langsamer
vor sich.
Welchen Vorzug hat dagegen die tonische Fleischnahrung, die
bei gleicher Quantität doppelt so viel verdauungSfähigen Stoff
bietet, die den Magen zur Verdauung reizt, den Pulsschlag be¬
schleunigt, die Muskelkraft erhöht, das Gehirn durch größeren Blut¬
zufluß belebt und den ganzen Menschen mit einem unwiderstehlichen
Thätigkeitstrieb erfüllt! Wenn die Engländer nicht so viel Fleisch
äßen, was wären sie! IKe heel ok 0l,I Kiixl-n»!! ist daher nicht
ohne Grund ein begeisterter Nationaltoast.
Ein Punkt ist noch dabei in Anschlag zu bringen: die Zeit¬
ersparnis). Der Arbeiter, der von Vegetabilien lebt, braucht vier
Mahlzeiten und eben so viele Verdauungsfristen. Das fleisch¬
fressende Menschenthier hat genug mit drei Mahlzeiten und braucht
nicht so lange nach dem Essen auszuruhen.
Das Beispiel der Eisenbahnarbeiter bei Rouen hat nun zahl¬
reiche Nachahmer gefunden, obwohl Geschmack und Gewohnheit
der Franzosen der Neuerung noch hie und da im Wege stehen.
Die Fäulniß des -in-um re^ime waltet im buchstäblichen Wort¬
sinn im französischen Küchenregime, und es ist charakteristisch zu
sehen, was der gemeine Franzose für eine vornehme, aber schlechte
Tafel führt. Rings um jede große Manufactur, klagt der erwähnte
Dr. Bujeon, sieht man immer eine Masse Kneipen, wo den Ar¬
beitern eine wahrhaft abscheuliche («lvtest.»!,!«) Kost ziemlich theuer
verkauft wird. Aller Abfall aus den Küchen der Restaurants oder
aus Privathäusern, aufgewärmte, halb versauerte oder verfaulte
Leckerbissen werden da durch ein Uebermaaß von Gewürzen mund¬
recht gemacht. Der französische Arbeiter will seinem Gaumen ein¬
reden, daß er anständig speist, er will den Schein einer vornehmern
pikanten Kost, er will vor allem mehrere Schüsseln, und nimmt
Gift zu sich. Wenn er dagegen einmal den unausgekochten eng¬
lischen Rinderbraten gekostet hat, so wirft er dafür gern die fal¬
schen Ragouts weg. Bujeon fordert alle Privatunternehmer großer
Arbeiten auf, selbst und in ihrem eigenen Interesse für eine Be-
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