Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.geben worden sei. Am Ende des Blattes standen noch mit rother "Jetzt, Herr Commilitone, sind Sie Ihres Stillschweigens entbun¬ Ich fahre nun fort, mein Packet auszupacken und nehme ein Bild "Wahrhaftig der Herr Commilitone, wie er leibt und lebt!" Bald wäre mir aber das Bild mit dem schönen Rahmen aus der "Se. königliche Hoheit, Prinz Reinhold, Thronfolger." Male Dir selbst meine Ueberraschung! Als der erste Schreck vor¬ Doch nun leb' wohl. Viele Grüße an Dich von der Frau Bür¬ O. P...e. geben worden sei. Am Ende des Blattes standen noch mit rother „Jetzt, Herr Commilitone, sind Sie Ihres Stillschweigens entbun¬ Ich fahre nun fort, mein Packet auszupacken und nehme ein Bild „Wahrhaftig der Herr Commilitone, wie er leibt und lebt!" Bald wäre mir aber das Bild mit dem schönen Rahmen aus der „Se. königliche Hoheit, Prinz Reinhold, Thronfolger." Male Dir selbst meine Ueberraschung! Als der erste Schreck vor¬ Doch nun leb' wohl. Viele Grüße an Dich von der Frau Bür¬ O. P...e. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0570" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182993"/> <p xml:id="ID_1775" prev="#ID_1774"> geben worden sei. Am Ende des Blattes standen noch mit rother<lb/> Kreide folgende Worte geschrieben:</p><lb/> <p xml:id="ID_1776"> „Jetzt, Herr Commilitone, sind Sie Ihres Stillschweigens entbun¬<lb/> den. Jene Gefangenschaft war nur die Sühne für die grobe Beleidi¬<lb/> gung des Ministers und lassen Sie sich gewarnt sein, hübsch vorsichtig<lb/> in einer Residenz aufzutreten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1777"> Ich fahre nun fort, mein Packet auszupacken und nehme ein Bild<lb/> mit prachtvollem Goldrahmen heraus, es ist ein Porträt und beim ersten<lb/> Anblick, rufe ich aus:</p><lb/> <p xml:id="ID_1778"> „Wahrhaftig der Herr Commilitone, wie er leibt und lebt!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1779"> Bald wäre mir aber das Bild mit dem schönen Rahmen aus der<lb/> Hand gefallen, als ich die Unterschrift lese:</p><lb/> <p xml:id="ID_1780"> „Se. königliche Hoheit, Prinz Reinhold, Thronfolger."</p><lb/> <p xml:id="ID_1781"> Male Dir selbst meine Ueberraschung! Als der erste Schreck vor¬<lb/> über, mußte ich lachen und lache noch jetzt über jenes tolle Zusammen¬<lb/> treffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1782"> Doch nun leb' wohl. Viele Grüße an Dich von der Frau Bür¬<lb/> germeisterin und antworte mir bald.<lb/> Nochmals Adieu!</p><lb/> <note type="byline"> O. P...e.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0570]
geben worden sei. Am Ende des Blattes standen noch mit rother
Kreide folgende Worte geschrieben:
„Jetzt, Herr Commilitone, sind Sie Ihres Stillschweigens entbun¬
den. Jene Gefangenschaft war nur die Sühne für die grobe Beleidi¬
gung des Ministers und lassen Sie sich gewarnt sein, hübsch vorsichtig
in einer Residenz aufzutreten."
Ich fahre nun fort, mein Packet auszupacken und nehme ein Bild
mit prachtvollem Goldrahmen heraus, es ist ein Porträt und beim ersten
Anblick, rufe ich aus:
„Wahrhaftig der Herr Commilitone, wie er leibt und lebt!"
Bald wäre mir aber das Bild mit dem schönen Rahmen aus der
Hand gefallen, als ich die Unterschrift lese:
„Se. königliche Hoheit, Prinz Reinhold, Thronfolger."
Male Dir selbst meine Ueberraschung! Als der erste Schreck vor¬
über, mußte ich lachen und lache noch jetzt über jenes tolle Zusammen¬
treffen.
Doch nun leb' wohl. Viele Grüße an Dich von der Frau Bür¬
germeisterin und antworte mir bald.
Nochmals Adieu!
O. P...e.
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