Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.und empfängt heimlich eine Weisung von Seiten meines artigen Pro¬ "Wie?" ruft er aus, als ick ihm gewillfahrtet, "Sie sind le>. ju> Der Wein war ausgezeichnet, es bedürfte kaum".der Ermunterung" "Aber, mein bester Herr Doctor, woher wissen Sie denn das Al¬ und empfängt heimlich eine Weisung von Seiten meines artigen Pro¬ „Wie?" ruft er aus, als ick ihm gewillfahrtet, „Sie sind le>. ju> Der Wein war ausgezeichnet, es bedürfte kaum».der Ermunterung" „Aber, mein bester Herr Doctor, woher wissen Sie denn das Al¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0560" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182983"/> <p xml:id="ID_1716" prev="#ID_1715"> und empfängt heimlich eine Weisung von Seiten meines artigen Pro¬<lb/> tektors. Wir gerathen hierauf bald in ein lebhaftes Gespräch, der<lb/> Fremde erfährt den Glückszufall, der mich auf den richtigen Weg ge¬<lb/> führt, und weiß um Alles, was mir.am Herzen lag. Man denke sich<lb/> meine freudige Ueberraschung, als jener dienstbare Geist mit einigen<lb/> Flaschen Wein hereinkommt, der Fremde ihn abseits nimmt, mit ihm<lb/> unterhandelt, ihm Geld in. die Hand drückt und mich dann mit Bit¬<lb/> ten bestürmt, sein Gast zu sein und einige Flaschen mit ihm zu lee¬<lb/> ren. Man läßt sich so etwas nicht zweimal sage», w-ir setzen uns<lb/> und der Fremde ersucht mich höflich, ihm meinen Namen zu nennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1717"> „Wie?" ruft er aus, als ick ihm gewillfahrtet, „Sie sind le>. ju><lb/> ri8? El, da müssen wir anstoßen, wir sind ja Commilitonen. Das<lb/> ist herrlich!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1718"> Der Wein war ausgezeichnet, es bedürfte kaum».der Ermunterung"<lb/> des Amtsbruder? aus der Residenz, ich trank und trank, ohne zu mer¬<lb/> ken, wie uit'l ich eigentlich getrunken. Wir'-werdeir^immer bekannter;<lb/> ich erzähle dem Doctor von meinen fehlgeschlagenen Hoffnungen, er<lb/> wird sehr geheimnißvoll, spricht leise und versichert mir, daß es ihm<lb/> ebenso gegangen, d.äst der Minister ein schlechter Kerl wäre, daß er<lb/> sich* nicht lange mehr halten würde und dergleichen mehr. Nun ver¬<lb/> lor ich alle Vorsicht, ich machte den Fremden mit unsrer Bürgerverei¬<lb/> nigung und ihren Tendenzen bekannt, ich erzählte ihm wie man all¬<lb/> gemein im La>>de von dem Minister dächte, was man ihm nachsagte,<lb/> und' plauderte bald "Alles heraus; was mir in Betreff <eirer Person<lb/> bekannt war. Der Fremde-bestätigte Alles,»s<^, wußte meine Aussagen<lb/> womöglich durch andre noch zu überbieten. Endlich rietH er mir, ick^<lb/> sollte mich mit meinem Gesuch an den Bönig, oder noch besser alm<lb/> den Kronprinzen wenden. Als ich meine' Schüchternheit vorschützte,<lb/> ließ der^Doctor aus der'Residenz sogleich den Gegenstand des Ge¬<lb/> sprächs fallen, und fing nun an, von der Person des Königs und des<lb/> Kronprinzen zu sprechen. Auch ihnen wußte er so viel Schlechtes<lb/> nachzusagen, daß ich erstaunt auffuhr und fragte:</p><lb/> <p xml:id="ID_1719"> „Aber, mein bester Herr Doctor, woher wissen Sie denn das Al¬<lb/> les ? In unserm Städtchen und in unsern Kränzchen spricht man nur<lb/> die lobenswerthesten Sachen von den beiden Herrn. Der alte König<lb/> wird zwar schwach, er kann den Herrn Ministern die Zügel nicht mehr<lb/> so recht halten, aber der Kronprinz! der ist der Mann, den sie fürch¬<lb/> ten, und so lange der König noch mit ihm in Eintracht lebt, wird's<lb/> nie zum Aeußersten kommen."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0560]
und empfängt heimlich eine Weisung von Seiten meines artigen Pro¬
tektors. Wir gerathen hierauf bald in ein lebhaftes Gespräch, der
Fremde erfährt den Glückszufall, der mich auf den richtigen Weg ge¬
führt, und weiß um Alles, was mir.am Herzen lag. Man denke sich
meine freudige Ueberraschung, als jener dienstbare Geist mit einigen
Flaschen Wein hereinkommt, der Fremde ihn abseits nimmt, mit ihm
unterhandelt, ihm Geld in. die Hand drückt und mich dann mit Bit¬
ten bestürmt, sein Gast zu sein und einige Flaschen mit ihm zu lee¬
ren. Man läßt sich so etwas nicht zweimal sage», w-ir setzen uns
und der Fremde ersucht mich höflich, ihm meinen Namen zu nennen.
„Wie?" ruft er aus, als ick ihm gewillfahrtet, „Sie sind le>. ju>
ri8? El, da müssen wir anstoßen, wir sind ja Commilitonen. Das
ist herrlich!"
Der Wein war ausgezeichnet, es bedürfte kaum».der Ermunterung"
des Amtsbruder? aus der Residenz, ich trank und trank, ohne zu mer¬
ken, wie uit'l ich eigentlich getrunken. Wir'-werdeir^immer bekannter;
ich erzähle dem Doctor von meinen fehlgeschlagenen Hoffnungen, er
wird sehr geheimnißvoll, spricht leise und versichert mir, daß es ihm
ebenso gegangen, d.äst der Minister ein schlechter Kerl wäre, daß er
sich* nicht lange mehr halten würde und dergleichen mehr. Nun ver¬
lor ich alle Vorsicht, ich machte den Fremden mit unsrer Bürgerverei¬
nigung und ihren Tendenzen bekannt, ich erzählte ihm wie man all¬
gemein im La>>de von dem Minister dächte, was man ihm nachsagte,
und' plauderte bald "Alles heraus; was mir in Betreff <eirer Person
bekannt war. Der Fremde-bestätigte Alles,»s<^, wußte meine Aussagen
womöglich durch andre noch zu überbieten. Endlich rietH er mir, ick^
sollte mich mit meinem Gesuch an den Bönig, oder noch besser alm
den Kronprinzen wenden. Als ich meine' Schüchternheit vorschützte,
ließ der^Doctor aus der'Residenz sogleich den Gegenstand des Ge¬
sprächs fallen, und fing nun an, von der Person des Königs und des
Kronprinzen zu sprechen. Auch ihnen wußte er so viel Schlechtes
nachzusagen, daß ich erstaunt auffuhr und fragte:
„Aber, mein bester Herr Doctor, woher wissen Sie denn das Al¬
les ? In unserm Städtchen und in unsern Kränzchen spricht man nur
die lobenswerthesten Sachen von den beiden Herrn. Der alte König
wird zwar schwach, er kann den Herrn Ministern die Zügel nicht mehr
so recht halten, aber der Kronprinz! der ist der Mann, den sie fürch¬
ten, und so lange der König noch mit ihm in Eintracht lebt, wird's
nie zum Aeußersten kommen."
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