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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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tierem, so bleiben wir schön ruhig, und sagen: Guter Herr Pcckenham,
da haben Sie Ihr Stück Oregon und seien Sie nun auch brav ver¬
nünftig und nachgiebig."

Und dabei schmunzeln wir auf allen Seiten und Ecken. Da ist
Vetter Uankee vom Norden und Osten; er geht eben speculirend
und sinnend über seine Korn- und Kartoffelfelder; die Oregonfrage
verdreht ihm den Kops während er Doublonen in beiden Händen dreht
und kehrt. Der gute Pfifficus raisonnirt so: "Oregon wäre ein ganz
guter Bissen, das beste Gegengift gegen das verwünschte Texas; aber
Oregon schickt mir Demokraten in's Haus und in den Senat, und
das verdirbt mir den ganzen Spaß." Dabei klingeln ihm die Doublo¬
nen durch die Finger und rufen ihm zu: Und wie, guter Vetter, wir
müßten scheiden; die Herren in Washington "vollen uns für Schiffe
vertauschen, und die Schiffe werden die Engländer kapern und mit
Deinen Schiffen Deinen Handel unmöglich machen und zusammen
mit Deinem Handel Dich und Deine Korn- und Deine Kartoffelfel¬
der ruiniren. -- Und Vetter Yankee wird schön kriegsunlustig, steckt
dieDoublonen in die Tasche und knöpft diese doppelt und dreifach zu,
und schmunzelt: die Oregonnotice bedeutet nur Friede. --

Und auch Onkel Sam im Süden schmunzelt. Der gute, wohl¬
beleibte Herr liegt bei t/6" Fahrenheit im kühlenden Schatten seiner
Goldorangenlaube; er ist zu träge, sich die Goldfrucht zu brechen, und
winkt einem aus seiner nackten Negerheerde, ihm die Orange zu schä¬
len, zu schneiden, und Stück für Stück zum Hinunterschlucken hinzu¬
reichen. Dabei denkt er im wollüstigen Gefühle seiner einwiegenden
Gehäbigkeit: Texas ist unser, und sichert mir noch lange die Peitsche
über meine menschhaften Orangvutangö; der Tarif kommt auch herun¬
ter und mit geringeren Kosten werde ich dann den Lüsten und Ver¬
gnügungen der Welt fröhnen ; meine Wolle gedeiht und mein Reis
auch, und meine Pfirsiche und Orangen auch, und glänzen am Baume
schon so golden schon, wie die Doublonen, die sie mir bringen wer¬
den. Da bedarf es denn bei der großen Hitze keines ermüdenden
Kopfanstrengens, um herauszubringen, daß es Thorheit wäre, mit den
Rothröcken John Bull's sich zu boxen, um einen hohen Tarif beizube¬
halten, um Wolle und Reis nicht zu verkaufen, und um an Oregon
eine neue, leidige Abolitionistenchimäre zu haben. Nein, schmunzelt er
in einer Wolke von Tabaks- statt Pulverdampf, guter Herr Calhoun,
geben Sie sich in der kühlern Stadt Washington doch allersüdlichst die
Mühe, daß Herr Volk keine dummen Streiche macht, und daß wir


tierem, so bleiben wir schön ruhig, und sagen: Guter Herr Pcckenham,
da haben Sie Ihr Stück Oregon und seien Sie nun auch brav ver¬
nünftig und nachgiebig."

Und dabei schmunzeln wir auf allen Seiten und Ecken. Da ist
Vetter Uankee vom Norden und Osten; er geht eben speculirend
und sinnend über seine Korn- und Kartoffelfelder; die Oregonfrage
verdreht ihm den Kops während er Doublonen in beiden Händen dreht
und kehrt. Der gute Pfifficus raisonnirt so: „Oregon wäre ein ganz
guter Bissen, das beste Gegengift gegen das verwünschte Texas; aber
Oregon schickt mir Demokraten in's Haus und in den Senat, und
das verdirbt mir den ganzen Spaß." Dabei klingeln ihm die Doublo¬
nen durch die Finger und rufen ihm zu: Und wie, guter Vetter, wir
müßten scheiden; die Herren in Washington »vollen uns für Schiffe
vertauschen, und die Schiffe werden die Engländer kapern und mit
Deinen Schiffen Deinen Handel unmöglich machen und zusammen
mit Deinem Handel Dich und Deine Korn- und Deine Kartoffelfel¬
der ruiniren. — Und Vetter Yankee wird schön kriegsunlustig, steckt
dieDoublonen in die Tasche und knöpft diese doppelt und dreifach zu,
und schmunzelt: die Oregonnotice bedeutet nur Friede. —

Und auch Onkel Sam im Süden schmunzelt. Der gute, wohl¬
beleibte Herr liegt bei t/6" Fahrenheit im kühlenden Schatten seiner
Goldorangenlaube; er ist zu träge, sich die Goldfrucht zu brechen, und
winkt einem aus seiner nackten Negerheerde, ihm die Orange zu schä¬
len, zu schneiden, und Stück für Stück zum Hinunterschlucken hinzu¬
reichen. Dabei denkt er im wollüstigen Gefühle seiner einwiegenden
Gehäbigkeit: Texas ist unser, und sichert mir noch lange die Peitsche
über meine menschhaften Orangvutangö; der Tarif kommt auch herun¬
ter und mit geringeren Kosten werde ich dann den Lüsten und Ver¬
gnügungen der Welt fröhnen ; meine Wolle gedeiht und mein Reis
auch, und meine Pfirsiche und Orangen auch, und glänzen am Baume
schon so golden schon, wie die Doublonen, die sie mir bringen wer¬
den. Da bedarf es denn bei der großen Hitze keines ermüdenden
Kopfanstrengens, um herauszubringen, daß es Thorheit wäre, mit den
Rothröcken John Bull's sich zu boxen, um einen hohen Tarif beizube¬
halten, um Wolle und Reis nicht zu verkaufen, und um an Oregon
eine neue, leidige Abolitionistenchimäre zu haben. Nein, schmunzelt er
in einer Wolke von Tabaks- statt Pulverdampf, guter Herr Calhoun,
geben Sie sich in der kühlern Stadt Washington doch allersüdlichst die
Mühe, daß Herr Volk keine dummen Streiche macht, und daß wir


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/531>, abgerufen am 25.08.2024.