Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.nen Tanz aufspielen mochte, in dem Alles Kopf über, Kopf unter Da haben Sie Bruder Jonathan's offenes Geständniß! Ohne nen Tanz aufspielen mochte, in dem Alles Kopf über, Kopf unter Da haben Sie Bruder Jonathan's offenes Geständniß! Ohne <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0529" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182952"/> <p xml:id="ID_1584" prev="#ID_1583"> nen Tanz aufspielen mochte, in dem Alles Kopf über, Kopf unter<lb/> ging? Nein, guter Herr, da Sie in der Nachbarschaft des kartoffel-<lb/> und adelsfaulen Albion sitzen, so thun Sie mir doch folgenden Ge¬<lb/> fallen. Wenn Sie die lange Nase des rothjäckigen Feldherrn bei der<lb/> Nase bekommen sollten, so sagen Sie ihr, wir freuten uns recht herz¬<lb/> lich, daß ihr Eigenthümer so ruhig auf dem kalten Piedestal und dem<lb/> bronzenen Rosse sitze, er möge sich unsertwegen ja keine Mühe machen.<lb/> Wenn der ministerliche König von England mit der großen, wetten<lb/> Weste, dem blauen Rocke und dem verrückten Hute sich über Bruder<lb/> Jonathan's demokratische Tölpelhaftigkeiten ärgern wollte, so berichten<lb/> Sie ihm, er möge seine Galle und seine Lunge für den Spleen seiner<lb/> reformsunlustigen Tories sparen; wir würden, sobald wir in die po¬<lb/> litische Temperance-Society uns eingeschrieben, und was in aller Bälde<lb/> geschehen soll, wir würden, sage ich, dann schon mäßiger werden und<lb/> mit halb Oregon zufrieden sein. Aber den — nein dem Herrn mit<lb/> den Argusaugen in der ganzen Welt, den Spionenohren an allen Ca-<lb/> binetten, welchen Gruß bringen sie diesem Herrn? Sagen Sie ihm:<lb/> daß wir eben keine Argusaugen, keine Spionenvhren, keine diploma¬<lb/> tisch-zarten Fühlhörner, aber desto mehr Galle haben; daß sein Herr<lb/> Pakenham, der auch das ganze Oregon will, uns die Galle aufge¬<lb/> regt; daß der Gedanke von 2W Millionen Dollars Kriegskosten die¬<lb/> selbe aber diätetisch zur Ruhe gebracht; und daß wir „luzoique on pur-<lb/> ,:«-«,»«" — den Frieden um jeden Preis wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1585" next="#ID_1586"> Da haben Sie Bruder Jonathan's offenes Geständniß! Ohne<lb/> Uankeelist, ohne Yankeetrug, wir wollen den Frieden! Die schnee¬<lb/> weißen Häupter des Senats, die merkwürdiger Weise im Alter ein<lb/> besseres Gesicht in die Ferne, als in der Jugend haben, die haben das<lb/> auch unserm tenesseeischen Pflanzer im weißen Hause zu Washington<lb/> aus ziemlich verständliche Weise und zu seinem ziemlich großen Aerger<lb/> zu verstehen gegeben. Dieser sagte: Unser Rechtsanspruch auf das<lb/> ganze Oregongebiet ist klar und unzweifelhaft. „Mit nichten," ant¬<lb/> worteten die salbevollen Herren, „Bruder John Bull gehört sein gu¬<lb/> ter Theil daran. Ich habe Herrn Pakenham die Hälfte angeboten,<lb/> er will sie nicht." — „Wie konnten Sie das," unterbrachen ihn Jene,<lb/> Sie erklärten unsern Rechtsanspruch zu klar und unzweifelhaft; aller-<lb/> demokratischester Herr Pott, Sie widersprechen sich ja." — Der Pflan¬<lb/> zer schluckt die Pille, wie seine Kartoffeln in Tenessee hinab, und<lb/> fährt ganz ruhig fort: „Genug, Herr Pakenham hat meinen Vor¬<lb/> schlag zurückgewiesen, und die Unterhandlungen sind zu Ende."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0529]
nen Tanz aufspielen mochte, in dem Alles Kopf über, Kopf unter
ging? Nein, guter Herr, da Sie in der Nachbarschaft des kartoffel-
und adelsfaulen Albion sitzen, so thun Sie mir doch folgenden Ge¬
fallen. Wenn Sie die lange Nase des rothjäckigen Feldherrn bei der
Nase bekommen sollten, so sagen Sie ihr, wir freuten uns recht herz¬
lich, daß ihr Eigenthümer so ruhig auf dem kalten Piedestal und dem
bronzenen Rosse sitze, er möge sich unsertwegen ja keine Mühe machen.
Wenn der ministerliche König von England mit der großen, wetten
Weste, dem blauen Rocke und dem verrückten Hute sich über Bruder
Jonathan's demokratische Tölpelhaftigkeiten ärgern wollte, so berichten
Sie ihm, er möge seine Galle und seine Lunge für den Spleen seiner
reformsunlustigen Tories sparen; wir würden, sobald wir in die po¬
litische Temperance-Society uns eingeschrieben, und was in aller Bälde
geschehen soll, wir würden, sage ich, dann schon mäßiger werden und
mit halb Oregon zufrieden sein. Aber den — nein dem Herrn mit
den Argusaugen in der ganzen Welt, den Spionenohren an allen Ca-
binetten, welchen Gruß bringen sie diesem Herrn? Sagen Sie ihm:
daß wir eben keine Argusaugen, keine Spionenvhren, keine diploma¬
tisch-zarten Fühlhörner, aber desto mehr Galle haben; daß sein Herr
Pakenham, der auch das ganze Oregon will, uns die Galle aufge¬
regt; daß der Gedanke von 2W Millionen Dollars Kriegskosten die¬
selbe aber diätetisch zur Ruhe gebracht; und daß wir „luzoique on pur-
,:«-«,»«" — den Frieden um jeden Preis wollen.
Da haben Sie Bruder Jonathan's offenes Geständniß! Ohne
Uankeelist, ohne Yankeetrug, wir wollen den Frieden! Die schnee¬
weißen Häupter des Senats, die merkwürdiger Weise im Alter ein
besseres Gesicht in die Ferne, als in der Jugend haben, die haben das
auch unserm tenesseeischen Pflanzer im weißen Hause zu Washington
aus ziemlich verständliche Weise und zu seinem ziemlich großen Aerger
zu verstehen gegeben. Dieser sagte: Unser Rechtsanspruch auf das
ganze Oregongebiet ist klar und unzweifelhaft. „Mit nichten," ant¬
worteten die salbevollen Herren, „Bruder John Bull gehört sein gu¬
ter Theil daran. Ich habe Herrn Pakenham die Hälfte angeboten,
er will sie nicht." — „Wie konnten Sie das," unterbrachen ihn Jene,
Sie erklärten unsern Rechtsanspruch zu klar und unzweifelhaft; aller-
demokratischester Herr Pott, Sie widersprechen sich ja." — Der Pflan¬
zer schluckt die Pille, wie seine Kartoffeln in Tenessee hinab, und
fährt ganz ruhig fort: „Genug, Herr Pakenham hat meinen Vor¬
schlag zurückgewiesen, und die Unterhandlungen sind zu Ende."
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