Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Metternich bei einem Diner oder sonst irgend wo zusammentraf: der
Fürst wußte nämlich ganz genau, daß Hammer's erstes Wort die Aka¬
demie sein werde und Hammer wußte seinerseits ebenso genau, daß der
Fürst jeder Erwähnung derselben ausweichen werde, und nun mußte man
die beiden alten Herren sehen, der eine ruhig und halb ironisch, der an¬
dere rasch beweglich und nach einem Uebergangspunkte suchend, um auf
seinen Lieblingsgegenstand kommen zu dürfen: Wie geht es Ihnen,
Herr Baron, immer rüstig und heiter? -- Zu Ihrem Befehl, Durch¬
laucht; heiter besonders in diesem Momente, wo ich so glücklich bin, Ew.
Durchlaucht zu sehen; ich habe längst gewünscht, einen günstigen Au¬
genblick zu finden, um Ew. Durchlaucht im Namen der Wissenschaft....
^pi-oiws, was sagen Sie zu den neuen Einrichtungen unserer Staats¬
druckerei? Die orientalischen Lettern sind vortrefflich; man hat mir die¬
ser Tage wieder einige wunderschöne Abdrücke vorgelegt... -- Gewiß,
Ew. Durchlaucht, Oesterreich vor Allem ist berufen für die Kenntniß orien¬
talischer Sprachen Großes zu leisten; aber nicht nur für diesen Zweig
der Wissenschaft allein ist unsere Position so glücklich, wenn Ew. Durch¬
laucht Ihren Schutz der Begründung einer Akademie der Wissenschaften
angedeihen lassen wollten, so würde Oesterreich dem Auslande bald be¬
weisen, was es auch auf andern Gebieten zu leisten vermag-- Die
Naturwissenschaft namentlich! Haben Sie den Baron Hügel gesprochen?
ich interessire mich sehr für den neuen Heizapparat und bin neugierig,
welche Resultate sich definitiv herausstellen. Ich selbst Sinn- schon seit
mehreren Jahren hin und her, wie ich in meinen eigenen Zimmern ein
besseres Heizsystem einrichten lassen könnte. Die Meißnersche Luftheizung
hat unbestreitbare Vortheile, aber sie hat auch große Mängel und wir
alten Herren bedürfen der Wärme und vor Allem der Gleichmäßigkeit....
Der Wagen Sr. Durchlaucht ist vorgefahren____ Adieu, lieber Baron,
wir sprechen gelegentlich noch ein Weiteres. -- Derlei Anläufe und Ab¬
laufe wiederholten sich seit mehreren Jahren. Mehrere Mal versuchte
Hammer seine, bei dem Plane betheiligten College" zu einem solennen
Schritte bei dem Fürsten zu bewegen. Aber diese wagten einen solchen
nicht. Herr von Ettinghausen sagte einmal bei einer solchen Gelegenheit
zu Hammer: Voriges Jahr hätte ich mich noch zu einem solchen Schritte
entschließen können, aber seitdem ich auf dem Johannisberge Zeuge war,
wie alle Großen Europa's, und darunter souveraine Fürsten, diesem
Greise sich gewissermaßen zu Füßen legten, hat mich ein blinder Glaube
überwältigt -- ich dachte mir, es muß eine übersinnliche Gewalt über
diesem Manne schweben; seitdem habe ich keinen Muth mehr, seinem
Willen auch nur im Mindesten entgegen zu treten.

Um so mehr überrascht jetzt die unerwartete Realisirung des fast
aufgegebenen Planes. Daß sie der Vorbote eines neuen Systems in Be¬
zug auf die geistige Erlösung Oesterreichs sein soll, wie einige Correspon-
denten in deutschen Blattern es darzustellen sich bemühen, kann ich nicht
glauben. Es gibt vielleicht nirgends so viele atomistische, unzusammen¬
hängende Elemente, als in Oesterreich. Fortschritte und Rückschritte ge-
hen oft nebeneinander her und man wundert sich über die einen, wenn

Metternich bei einem Diner oder sonst irgend wo zusammentraf: der
Fürst wußte nämlich ganz genau, daß Hammer's erstes Wort die Aka¬
demie sein werde und Hammer wußte seinerseits ebenso genau, daß der
Fürst jeder Erwähnung derselben ausweichen werde, und nun mußte man
die beiden alten Herren sehen, der eine ruhig und halb ironisch, der an¬
dere rasch beweglich und nach einem Uebergangspunkte suchend, um auf
seinen Lieblingsgegenstand kommen zu dürfen: Wie geht es Ihnen,
Herr Baron, immer rüstig und heiter? — Zu Ihrem Befehl, Durch¬
laucht; heiter besonders in diesem Momente, wo ich so glücklich bin, Ew.
Durchlaucht zu sehen; ich habe längst gewünscht, einen günstigen Au¬
genblick zu finden, um Ew. Durchlaucht im Namen der Wissenschaft....
^pi-oiws, was sagen Sie zu den neuen Einrichtungen unserer Staats¬
druckerei? Die orientalischen Lettern sind vortrefflich; man hat mir die¬
ser Tage wieder einige wunderschöne Abdrücke vorgelegt... — Gewiß,
Ew. Durchlaucht, Oesterreich vor Allem ist berufen für die Kenntniß orien¬
talischer Sprachen Großes zu leisten; aber nicht nur für diesen Zweig
der Wissenschaft allein ist unsere Position so glücklich, wenn Ew. Durch¬
laucht Ihren Schutz der Begründung einer Akademie der Wissenschaften
angedeihen lassen wollten, so würde Oesterreich dem Auslande bald be¬
weisen, was es auch auf andern Gebieten zu leisten vermag— Die
Naturwissenschaft namentlich! Haben Sie den Baron Hügel gesprochen?
ich interessire mich sehr für den neuen Heizapparat und bin neugierig,
welche Resultate sich definitiv herausstellen. Ich selbst Sinn- schon seit
mehreren Jahren hin und her, wie ich in meinen eigenen Zimmern ein
besseres Heizsystem einrichten lassen könnte. Die Meißnersche Luftheizung
hat unbestreitbare Vortheile, aber sie hat auch große Mängel und wir
alten Herren bedürfen der Wärme und vor Allem der Gleichmäßigkeit....
Der Wagen Sr. Durchlaucht ist vorgefahren____ Adieu, lieber Baron,
wir sprechen gelegentlich noch ein Weiteres. — Derlei Anläufe und Ab¬
laufe wiederholten sich seit mehreren Jahren. Mehrere Mal versuchte
Hammer seine, bei dem Plane betheiligten College» zu einem solennen
Schritte bei dem Fürsten zu bewegen. Aber diese wagten einen solchen
nicht. Herr von Ettinghausen sagte einmal bei einer solchen Gelegenheit
zu Hammer: Voriges Jahr hätte ich mich noch zu einem solchen Schritte
entschließen können, aber seitdem ich auf dem Johannisberge Zeuge war,
wie alle Großen Europa's, und darunter souveraine Fürsten, diesem
Greise sich gewissermaßen zu Füßen legten, hat mich ein blinder Glaube
überwältigt — ich dachte mir, es muß eine übersinnliche Gewalt über
diesem Manne schweben; seitdem habe ich keinen Muth mehr, seinem
Willen auch nur im Mindesten entgegen zu treten.

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Zitationshilfe:	Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/502>, abgerufen am 24.11.2024.

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