Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.nach Prima gekommen war! Ganz ähnlich war der Selbstmord eines "Guten Morgen, ihr Philistergesinvel!" "Habe ich es Euch nicht oft gesagt, "in forscher Kerl läßt sich keine Alter, nimm Dich in Acht. Benno P. Candidat. relegat." ----Ist dies gleich Wahnsinn, hat es doch Methode, sagt nach Prima gekommen war! Ganz ähnlich war der Selbstmord eines „Guten Morgen, ihr Philistergesinvel!" „Habe ich es Euch nicht oft gesagt, «in forscher Kerl läßt sich keine Alter, nimm Dich in Acht. Benno P. Candidat. relegat." —--Ist dies gleich Wahnsinn, hat es doch Methode, sagt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182909"/> <p xml:id="ID_1412" prev="#ID_1411"> nach Prima gekommen war! Ganz ähnlich war der Selbstmord eines<lb/> Gymnasiasten zu S. (Rgöbez. Liegnitz) im Mai 1829, über welches<lb/> ich folgendes merkwürdige Document mittheilen kann. Benno P.,<lb/> Secundaner auf dem Gymnasio zu S., erschoß sich in dem Augen¬<lb/> blick, als er wegen einer, ohne Erlaubniß unternommenen Reise zur<lb/> Untersuchung gezogen werden sollte. Seine Mutter hatte sich im Wahn¬<lb/> sinn ersäuft, der Vater litt periodisch an Geisteszerrüttung. Seine<lb/> Erziehung war schlecht gewesen, und er als ein roher Jüngling be?<lb/> kannt. Seine Entfernung hatte den Zweck gehabt, einer Kunstreiter-<lb/> Gesellschaft sich anzuschließen. Außer dem nachfolgenden Schreiben<lb/> fand man auf seinem Tische einen Zettel, worauf er geschrieben hatte,<lb/> man möge ihn mit Kanonenstiefeln und Sporen in den Sarg legen,<lb/> eine gestopfte Pfeife ihm in den Mund geben und zu jeder Seite eine<lb/> Flasche Bier legen!! Der hinterlassene Brief aber lautet wörtlich,<lb/> wie folgt:</p><lb/> <quote> „Guten Morgen, ihr Philistergesinvel!"</quote><lb/> <p xml:id="ID_1413"> „Habe ich es Euch nicht oft gesagt, «in forscher Kerl läßt sich keine<lb/> Wippchen anmachen; das zeige ich Euch jetzt, ihr Knoten, Seebäre, ist<lb/> Philister. Ihr sollt Alle den Krampf kriegen. 'I'onjonr« siilizle vt s»us<lb/> «uncl, c'chid, l'nnlro «In t^i»ni>,tmbuli. Denkt aber nicht etwa, daß es<lb/> Furcht war, weswegen ich mich erschoß. Keineswegs, sondern weil ich<lb/> wußte, daß der alte Klassenphilister mir mit seinem Besen wer weiß<lb/> was zugedacht hatte. Da dacht' ich so in meinem Sinn, da mag wohl<lb/> was los sein, und sterb' ich nun heut oder morgen, so ist mein Testa¬<lb/> ment gemacht. Doch dem Schandrachen, dem Adler, soll es auch kom¬<lb/> men. Hatte ich zwei Pistolen, so drehte ich ihm eine Pille ein. Ihr<lb/> könnt glauben, ich fürchtete usch nicht vor der Untersuchung, denn ich<lb/> konnte jedem, wie ein braver Deutscher, in's Gesicht sehen; aber die<lb/> Schande, welche blos unter Euch Philistergesindel, nicht etwa unter for¬<lb/> schen Kerlen blieb, deren es nicht viele gibt, das weiß ich wohl, diese<lb/> konnte ich nicht ertragen.</p><lb/> <note type="closer"> Alter, nimm Dich in Acht.</note><lb/> <note type="byline"> Benno P.<lb/> Candidat. relegat."</note><lb/> <p xml:id="ID_1414"> —--Ist dies gleich Wahnsinn, hat es doch Methode, sagt<lb/> Shakespeare!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
nach Prima gekommen war! Ganz ähnlich war der Selbstmord eines
Gymnasiasten zu S. (Rgöbez. Liegnitz) im Mai 1829, über welches
ich folgendes merkwürdige Document mittheilen kann. Benno P.,
Secundaner auf dem Gymnasio zu S., erschoß sich in dem Augen¬
blick, als er wegen einer, ohne Erlaubniß unternommenen Reise zur
Untersuchung gezogen werden sollte. Seine Mutter hatte sich im Wahn¬
sinn ersäuft, der Vater litt periodisch an Geisteszerrüttung. Seine
Erziehung war schlecht gewesen, und er als ein roher Jüngling be?
kannt. Seine Entfernung hatte den Zweck gehabt, einer Kunstreiter-
Gesellschaft sich anzuschließen. Außer dem nachfolgenden Schreiben
fand man auf seinem Tische einen Zettel, worauf er geschrieben hatte,
man möge ihn mit Kanonenstiefeln und Sporen in den Sarg legen,
eine gestopfte Pfeife ihm in den Mund geben und zu jeder Seite eine
Flasche Bier legen!! Der hinterlassene Brief aber lautet wörtlich,
wie folgt:
„Guten Morgen, ihr Philistergesinvel!"
„Habe ich es Euch nicht oft gesagt, «in forscher Kerl läßt sich keine
Wippchen anmachen; das zeige ich Euch jetzt, ihr Knoten, Seebäre, ist
Philister. Ihr sollt Alle den Krampf kriegen. 'I'onjonr« siilizle vt s»us
«uncl, c'chid, l'nnlro «In t^i»ni>,tmbuli. Denkt aber nicht etwa, daß es
Furcht war, weswegen ich mich erschoß. Keineswegs, sondern weil ich
wußte, daß der alte Klassenphilister mir mit seinem Besen wer weiß
was zugedacht hatte. Da dacht' ich so in meinem Sinn, da mag wohl
was los sein, und sterb' ich nun heut oder morgen, so ist mein Testa¬
ment gemacht. Doch dem Schandrachen, dem Adler, soll es auch kom¬
men. Hatte ich zwei Pistolen, so drehte ich ihm eine Pille ein. Ihr
könnt glauben, ich fürchtete usch nicht vor der Untersuchung, denn ich
konnte jedem, wie ein braver Deutscher, in's Gesicht sehen; aber die
Schande, welche blos unter Euch Philistergesindel, nicht etwa unter for¬
schen Kerlen blieb, deren es nicht viele gibt, das weiß ich wohl, diese
konnte ich nicht ertragen.
Alter, nimm Dich in Acht.
Benno P.
Candidat. relegat."
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Shakespeare!
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