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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Das "Album des literarischen Vereines in Nürnberg für 1846"
enthält einen höchst interessanten Aussatz "über die Hymnensänger"
von I. L. Hoffmann, sowie eine gute Charaktristik "über Karl
Simrock und dessen Gedicht" .von W. B, Mönnich- "Redensar¬
ten," eine philologische Erzählung von G. Arnold macht nur auf
den Namen eines Scherzes Anspruch und ist als leichtes Spiel mit
den im Umgangsleben gewohnten bildlichen Redensarten vollkommen
gelungen, "r. M. M. Mayer, gibt eine lebhafte Schilderung der
"vom Markgrafen Georg Wilhelm im Jahre 1717 vor Nürnberg
abgehaltenen Jagd." So zufrieden gestellt man nun auch von
diesem prosaischen Theile des Albums sein mag, so gilt dies doch
weniger von den anhangenden Gedichten Dort kann man im Gan¬
zen geringere Anforderungen stellen, die Aussähe nur für den Augen¬
blick des Torttags berechnet, auffassen und damit ihren Charakter
des mehr Gelegenheitlichen entschuldigen; hier treten uns aber selbst¬
ständige Schöpfungen mit vollem Anspruch auf selbstände Geltung
entgegen. Und daher sind die meisten nicht bedeutend genug. Doch
möchte wohl die Aufmerksamkeit ans einige derselben zu lenken sein;
so z. B, auf "Wunsch" von Arnold, "zu eines Helden Gedächt¬
niß" von Marr, "Zwei Rosen" von Merz, "auf den Dampfschiff"
von Neapel und Genua von Wagner, und "Wanderbilder" von
A. B. Weiß.


V.
Gegen eine" Artikel der Allgemeine" Zeitung.

Ich lese soeben in der Allgemeinen Zeitung einen angeblich aus
Lemberg datirten Artikel, worin mein Schreiben, das im 9. Heft die¬
ser Zeitschrift enthalten ist, offen angegriffen und mit Seitenblicken
auf journalistische Gesinnungslosigkeit und oberflächliche Anschauung
bekrittelt wird. Zuerst muß ich bemerken, daß der obengedachte Brief
bereits vor d.em 2V. Februar, also folglich vor dem Ausbruch der
Insurrektion geschrieben worden, zu einer Zeit, wo zwar vielfache
Verhaftungen Statt fanden, aber noch kein Zeichen blutiger Auflehnung
gegen die Staatsgewalt auf die Absichten und die Energie der Ver-
schwornen schließen ließ. Ich sage dies keineswegs, um die von jenem
Eorrespondenten der Allg. Zeitung gerügten Worte im Eingang meines
Schreibens gleichsam zu entschuldigen oder gar zurückzunehmen, nein,
die darauf folgenden blutigen Ereignisse zwingen mich nicht die dort
ausgedrückte Ansicht zu widerrufen, sondern legen mir blos die Pflicht
auf, sie tiefer zu begründen, eine Pflicht, zu deren Erfüllung ich na¬
mentlich auch durch den Angriff der Allg. Zeitung gemahnt werde.

Wenn der Correspondent der Allg. Zeitung die Frage aufwirft,
"wer die Nation sei, die Millionen jener der Regierung ergebenen


Das „Album des literarischen Vereines in Nürnberg für 1846"
enthält einen höchst interessanten Aussatz „über die Hymnensänger"
von I. L. Hoffmann, sowie eine gute Charaktristik „über Karl
Simrock und dessen Gedicht" .von W. B, Mönnich- „Redensar¬
ten," eine philologische Erzählung von G. Arnold macht nur auf
den Namen eines Scherzes Anspruch und ist als leichtes Spiel mit
den im Umgangsleben gewohnten bildlichen Redensarten vollkommen
gelungen, »r. M. M. Mayer, gibt eine lebhafte Schilderung der
„vom Markgrafen Georg Wilhelm im Jahre 1717 vor Nürnberg
abgehaltenen Jagd." So zufrieden gestellt man nun auch von
diesem prosaischen Theile des Albums sein mag, so gilt dies doch
weniger von den anhangenden Gedichten Dort kann man im Gan¬
zen geringere Anforderungen stellen, die Aussähe nur für den Augen¬
blick des Torttags berechnet, auffassen und damit ihren Charakter
des mehr Gelegenheitlichen entschuldigen; hier treten uns aber selbst¬
ständige Schöpfungen mit vollem Anspruch auf selbstände Geltung
entgegen. Und daher sind die meisten nicht bedeutend genug. Doch
möchte wohl die Aufmerksamkeit ans einige derselben zu lenken sein;
so z. B, auf „Wunsch" von Arnold, „zu eines Helden Gedächt¬
niß" von Marr, „Zwei Rosen" von Merz, „auf den Dampfschiff"
von Neapel und Genua von Wagner, und „Wanderbilder" von
A. B. Weiß.


V.
Gegen eine» Artikel der Allgemeine« Zeitung.

Ich lese soeben in der Allgemeinen Zeitung einen angeblich aus
Lemberg datirten Artikel, worin mein Schreiben, das im 9. Heft die¬
ser Zeitschrift enthalten ist, offen angegriffen und mit Seitenblicken
auf journalistische Gesinnungslosigkeit und oberflächliche Anschauung
bekrittelt wird. Zuerst muß ich bemerken, daß der obengedachte Brief
bereits vor d.em 2V. Februar, also folglich vor dem Ausbruch der
Insurrektion geschrieben worden, zu einer Zeit, wo zwar vielfache
Verhaftungen Statt fanden, aber noch kein Zeichen blutiger Auflehnung
gegen die Staatsgewalt auf die Absichten und die Energie der Ver-
schwornen schließen ließ. Ich sage dies keineswegs, um die von jenem
Eorrespondenten der Allg. Zeitung gerügten Worte im Eingang meines
Schreibens gleichsam zu entschuldigen oder gar zurückzunehmen, nein,
die darauf folgenden blutigen Ereignisse zwingen mich nicht die dort
ausgedrückte Ansicht zu widerrufen, sondern legen mir blos die Pflicht
auf, sie tiefer zu begründen, eine Pflicht, zu deren Erfüllung ich na¬
mentlich auch durch den Angriff der Allg. Zeitung gemahnt werde.

Wenn der Correspondent der Allg. Zeitung die Frage aufwirft,
„wer die Nation sei, die Millionen jener der Regierung ergebenen


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[0041] Das „Album des literarischen Vereines in Nürnberg für 1846" enthält einen höchst interessanten Aussatz „über die Hymnensänger" von I. L. Hoffmann, sowie eine gute Charaktristik „über Karl Simrock und dessen Gedicht" .von W. B, Mönnich- „Redensar¬ ten," eine philologische Erzählung von G. Arnold macht nur auf den Namen eines Scherzes Anspruch und ist als leichtes Spiel mit den im Umgangsleben gewohnten bildlichen Redensarten vollkommen gelungen, »r. M. M. Mayer, gibt eine lebhafte Schilderung der „vom Markgrafen Georg Wilhelm im Jahre 1717 vor Nürnberg abgehaltenen Jagd." So zufrieden gestellt man nun auch von diesem prosaischen Theile des Albums sein mag, so gilt dies doch weniger von den anhangenden Gedichten Dort kann man im Gan¬ zen geringere Anforderungen stellen, die Aussähe nur für den Augen¬ blick des Torttags berechnet, auffassen und damit ihren Charakter des mehr Gelegenheitlichen entschuldigen; hier treten uns aber selbst¬ ständige Schöpfungen mit vollem Anspruch auf selbstände Geltung entgegen. Und daher sind die meisten nicht bedeutend genug. Doch möchte wohl die Aufmerksamkeit ans einige derselben zu lenken sein; so z. B, auf „Wunsch" von Arnold, „zu eines Helden Gedächt¬ niß" von Marr, „Zwei Rosen" von Merz, „auf den Dampfschiff" von Neapel und Genua von Wagner, und „Wanderbilder" von A. B. Weiß. V. Gegen eine» Artikel der Allgemeine« Zeitung. Ich lese soeben in der Allgemeinen Zeitung einen angeblich aus Lemberg datirten Artikel, worin mein Schreiben, das im 9. Heft die¬ ser Zeitschrift enthalten ist, offen angegriffen und mit Seitenblicken auf journalistische Gesinnungslosigkeit und oberflächliche Anschauung bekrittelt wird. Zuerst muß ich bemerken, daß der obengedachte Brief bereits vor d.em 2V. Februar, also folglich vor dem Ausbruch der Insurrektion geschrieben worden, zu einer Zeit, wo zwar vielfache Verhaftungen Statt fanden, aber noch kein Zeichen blutiger Auflehnung gegen die Staatsgewalt auf die Absichten und die Energie der Ver- schwornen schließen ließ. Ich sage dies keineswegs, um die von jenem Eorrespondenten der Allg. Zeitung gerügten Worte im Eingang meines Schreibens gleichsam zu entschuldigen oder gar zurückzunehmen, nein, die darauf folgenden blutigen Ereignisse zwingen mich nicht die dort ausgedrückte Ansicht zu widerrufen, sondern legen mir blos die Pflicht auf, sie tiefer zu begründen, eine Pflicht, zu deren Erfüllung ich na¬ mentlich auch durch den Angriff der Allg. Zeitung gemahnt werde. Wenn der Correspondent der Allg. Zeitung die Frage aufwirft, „wer die Nation sei, die Millionen jener der Regierung ergebenen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/41>, abgerufen am 24.11.2024.