Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Der vorliegende 7. und 8. Band enthält Novellen, unter denen "Russische Geschichten," herausgegeben von August Lewald, Der vorliegende 7. und 8. Band enthält Novellen, unter denen „Russische Geschichten," herausgegeben von August Lewald, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182463"/> <p xml:id="ID_67" prev="#ID_66"> Der vorliegende 7. und 8. Band enthält Novellen, unter denen<lb/> „die Osternacht," „die Prinzeninseln" und „ein Weihnachtsfest in<lb/> Rom" in den größern Kreisen der Lesewelt bereits von früher her<lb/> rühmlichst bekannt sind; hierzu kommt noch „die Pflegetochter" und<lb/> „das Verbrechen zu irren." Der II. und 12. Band bildet - des<lb/> „Laienbreviers" erstes und zweites Halbjahr. Der 9. und 10.Band<lb/> ist noch nicht erschienen; erster wird Novellen, der andere Gedichte<lb/> bringen. Es ist immer interessant, wenn es ein Poet über sich ver¬<lb/> mag für Momente die ihm eigne Kunstform aufzugeben, um sich<lb/> als Individualität inmitten der Zeitfrage hinzustellen und seine Be¬<lb/> schauung derselben klar und offen darzulegen. Dies hat jüngsthin<lb/> Herrmann Kurtz in einem Büchlein gethan, welches „die Frage<lb/> der Gegenwart und das freie Wort''' betitelt, als „Abstimmung<lb/> eines Poeten in politischen Angelegenheiten" von ihm bezeichnet<lb/> wurde, Das Buch enthält interessante Aussprüche über alle Bewe¬<lb/> gungen, Entwicklungen, Entwicklungshinderungen unserer Zeit; es sind<lb/> wirklich selbstständige und eigenthümliche Abstimmungen nicht eines<lb/> in Idealen schwärmenden Poeten, sondern eines Poeten, dessen Auf¬<lb/> gabe es wurde, die Wirklichkeit verschönert aufzufassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_68"> „Russische Geschichten," herausgegeben von August Lewald,<lb/> 3 Bände. Der Vorbericht beginnt: „Von dem Uebersetzer der fol¬<lb/> genden Novellen, meinem werthen Freunde, und von dem Verleger der¬<lb/> selben bin ich aufgeforde.it worden, diese Sammlung, die ich zum<lb/> Drucke befördert habe, auch mit einem vorwortlichen Geleitsbrief in<lb/> die Lesewelt zu versehn und den Gesichtspunkt anzugeben, aus wel¬<lb/> chem die Veröffentlichung geschieht, sowie die Stimmung zu bezeich¬<lb/> nen, mit welcher das gegenwärtige Buch in die Hand genommen<lb/> sein will." Darauf sagt der Herausgeber, wie diese Novellen Go¬<lb/> gol's, Kukolnik's und des Fürsten Schachofskoi nichts Anderes sollen,<lb/> „als das deutsche Publikum'mit den Hervorbringungen der jüngern<lb/> russischen Dichter bekanntmachen, die auch in ihrem Vaterland —so<lb/> seltsam dies manchen Ohren klingen mag — an einer Literatur deS<lb/> Fortschritts arbeiten." Nikolai Gogol bringt vorzüglich Sittenschil-<lb/> derungen Kleinrußland's, Pastor Kukolnik historische. Novellen aus<lb/> der Zeit Peter des Großen, Schachofskoi ein Moskaner Nococobild. —<lb/> Fünf der hier gesammelten acht Erzählungen sind bereits in Lewald's<lb/> Zeitschrift „Europa" abgedruckt und von denen Gogol's finden wir<lb/> mehrere auch noch in einer eben jetzt erschienenen speciellen Uebersetz¬<lb/> ung seiner Novellen wieder. Die Sprache der „russischen Geschichte"<lb/> ist glatt und fließend, nur selten durch eigenthümliche Wortsetzung<lb/> daran mahnend, daß dieselben aus einer Sprache stammen, welche bis<lb/> in die tiefste Innerlichkeit von dem germanischen Sprachgenius ver¬<lb/> schieden ist.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
Der vorliegende 7. und 8. Band enthält Novellen, unter denen
„die Osternacht," „die Prinzeninseln" und „ein Weihnachtsfest in
Rom" in den größern Kreisen der Lesewelt bereits von früher her
rühmlichst bekannt sind; hierzu kommt noch „die Pflegetochter" und
„das Verbrechen zu irren." Der II. und 12. Band bildet - des
„Laienbreviers" erstes und zweites Halbjahr. Der 9. und 10.Band
ist noch nicht erschienen; erster wird Novellen, der andere Gedichte
bringen. Es ist immer interessant, wenn es ein Poet über sich ver¬
mag für Momente die ihm eigne Kunstform aufzugeben, um sich
als Individualität inmitten der Zeitfrage hinzustellen und seine Be¬
schauung derselben klar und offen darzulegen. Dies hat jüngsthin
Herrmann Kurtz in einem Büchlein gethan, welches „die Frage
der Gegenwart und das freie Wort''' betitelt, als „Abstimmung
eines Poeten in politischen Angelegenheiten" von ihm bezeichnet
wurde, Das Buch enthält interessante Aussprüche über alle Bewe¬
gungen, Entwicklungen, Entwicklungshinderungen unserer Zeit; es sind
wirklich selbstständige und eigenthümliche Abstimmungen nicht eines
in Idealen schwärmenden Poeten, sondern eines Poeten, dessen Auf¬
gabe es wurde, die Wirklichkeit verschönert aufzufassen.
„Russische Geschichten," herausgegeben von August Lewald,
3 Bände. Der Vorbericht beginnt: „Von dem Uebersetzer der fol¬
genden Novellen, meinem werthen Freunde, und von dem Verleger der¬
selben bin ich aufgeforde.it worden, diese Sammlung, die ich zum
Drucke befördert habe, auch mit einem vorwortlichen Geleitsbrief in
die Lesewelt zu versehn und den Gesichtspunkt anzugeben, aus wel¬
chem die Veröffentlichung geschieht, sowie die Stimmung zu bezeich¬
nen, mit welcher das gegenwärtige Buch in die Hand genommen
sein will." Darauf sagt der Herausgeber, wie diese Novellen Go¬
gol's, Kukolnik's und des Fürsten Schachofskoi nichts Anderes sollen,
„als das deutsche Publikum'mit den Hervorbringungen der jüngern
russischen Dichter bekanntmachen, die auch in ihrem Vaterland —so
seltsam dies manchen Ohren klingen mag — an einer Literatur deS
Fortschritts arbeiten." Nikolai Gogol bringt vorzüglich Sittenschil-
derungen Kleinrußland's, Pastor Kukolnik historische. Novellen aus
der Zeit Peter des Großen, Schachofskoi ein Moskaner Nococobild. —
Fünf der hier gesammelten acht Erzählungen sind bereits in Lewald's
Zeitschrift „Europa" abgedruckt und von denen Gogol's finden wir
mehrere auch noch in einer eben jetzt erschienenen speciellen Uebersetz¬
ung seiner Novellen wieder. Die Sprache der „russischen Geschichte"
ist glatt und fließend, nur selten durch eigenthümliche Wortsetzung
daran mahnend, daß dieselben aus einer Sprache stammen, welche bis
in die tiefste Innerlichkeit von dem germanischen Sprachgenius ver¬
schieden ist.
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