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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Das in Kronstäbe erscheinende siebenbürger Wochenblatt bringt
einen Stammbaum, wornach der deutsche Schriftsteller, Corvin-Wiers-
bitzky in Leipzig, der Sprößling einer gräflichen Familie wäre, die
ihren Ursprung von dem berühmten Corviner Hunyades herleitet. Er
wurde 1812 zu Gumbinnen geboren, wo sein Bater Postdirector war,
der bald starb, worauf sich seine Mutter zum zweiten Male mit dem
Gymnastalprofessor Thiersch zu Halberstadt vermählte. Nebenbei halt
das genannte Blatt den schriftstellerischen Bestrebungen des Herrn
von Corvin, zumal was die Popularisirung der Geschichte betrifft, eine
warme Lobrede und empfiehlt namentlich seine Historischen Denkmale
des christlichen Fanatismus und die in Gemeinschaft mit Held heraus¬
gegebene Jllustcirte Weltgeschichte zur Volkslectüre.


IV.
Literarische Anzeigen.

Es gibt erstaunlich viel Bühncnalmanachs und dennoch muß
man bekennen, ihre Zeit ist vollkommen vorüber. Wer mag auch
Schauspiele lesen? Man will sie sehen und hören. Und dennoch
immer wieder neue Versuche zu derartigen Taschenbüchern! Auch die
"norddeutsche Thalia", Taschenbuch für Freunde des Theaters auf
das Jahr 1846 ist ein solcher und Karl F. Ottmann der Heraus¬
geber. Fast mag man fürchten, daß auch dieser Versuch mißglücken
werde. Hottey's längst bekanntes Quodlibet "Eines Schauspielers
Morgenstunde" beginnt das Buch. "Dramatische Frauencharaktere"
von Feodor West sind dessen frischester Beitrag, obschon auch er über
Ophelia's, Julia's und Gräfin Orsina's dramatische Auffassung eben
nicht viel Neues sagt. Ottmann'ö Schwank "Ein Nendez-Vous"
macht sich vielleicht auf der Bühne am-üsanter, als bei der Lektüre.
"Der Malersaal", Genrebild von R. Bürkner -- wie kommt diese
vom Theater ganz abseits liegende Novelle hierher? Die "Musika¬
lische Reiseskizzen" von F. W. Markull sind sür die Beurtheilung des
musikalischen Leipzig nicht uninteressant.

Leopold Schefer entwickelt jetzt eine außerordentliche Thätigkeit.
Wahrend bei Brockhaus eine neue Novelle. "Ge-nsvion von Toulouse"
erschien und die Aufmerksamkeit der literarischen Welt dem eigenthüm¬
lichen Dichter von Neuem zugelenkt, schreitet gleichzeitig die Herausgabe
seiner "Ausgewählten Werke" rüstig vorwärts. Bereits bei dem
Erscheinen ihrer ersten Bände haben wir Schefer's literarischen Cha¬
rakter zu zeichnen versucht (Grenzboten 1845. Ur. 33.) und glauben
also jetzt einer nochmaligen speciellen Besprechung überhoben zu sein.


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Das in Kronstäbe erscheinende siebenbürger Wochenblatt bringt
einen Stammbaum, wornach der deutsche Schriftsteller, Corvin-Wiers-
bitzky in Leipzig, der Sprößling einer gräflichen Familie wäre, die
ihren Ursprung von dem berühmten Corviner Hunyades herleitet. Er
wurde 1812 zu Gumbinnen geboren, wo sein Bater Postdirector war,
der bald starb, worauf sich seine Mutter zum zweiten Male mit dem
Gymnastalprofessor Thiersch zu Halberstadt vermählte. Nebenbei halt
das genannte Blatt den schriftstellerischen Bestrebungen des Herrn
von Corvin, zumal was die Popularisirung der Geschichte betrifft, eine
warme Lobrede und empfiehlt namentlich seine Historischen Denkmale
des christlichen Fanatismus und die in Gemeinschaft mit Held heraus¬
gegebene Jllustcirte Weltgeschichte zur Volkslectüre.


IV.
Literarische Anzeigen.

Es gibt erstaunlich viel Bühncnalmanachs und dennoch muß
man bekennen, ihre Zeit ist vollkommen vorüber. Wer mag auch
Schauspiele lesen? Man will sie sehen und hören. Und dennoch
immer wieder neue Versuche zu derartigen Taschenbüchern! Auch die
„norddeutsche Thalia", Taschenbuch für Freunde des Theaters auf
das Jahr 1846 ist ein solcher und Karl F. Ottmann der Heraus¬
geber. Fast mag man fürchten, daß auch dieser Versuch mißglücken
werde. Hottey's längst bekanntes Quodlibet „Eines Schauspielers
Morgenstunde" beginnt das Buch. „Dramatische Frauencharaktere"
von Feodor West sind dessen frischester Beitrag, obschon auch er über
Ophelia's, Julia's und Gräfin Orsina's dramatische Auffassung eben
nicht viel Neues sagt. Ottmann'ö Schwank „Ein Nendez-Vous"
macht sich vielleicht auf der Bühne am-üsanter, als bei der Lektüre.
„Der Malersaal", Genrebild von R. Bürkner — wie kommt diese
vom Theater ganz abseits liegende Novelle hierher? Die „Musika¬
lische Reiseskizzen" von F. W. Markull sind sür die Beurtheilung des
musikalischen Leipzig nicht uninteressant.

Leopold Schefer entwickelt jetzt eine außerordentliche Thätigkeit.
Wahrend bei Brockhaus eine neue Novelle. „Ge-nsvion von Toulouse"
erschien und die Aufmerksamkeit der literarischen Welt dem eigenthüm¬
lichen Dichter von Neuem zugelenkt, schreitet gleichzeitig die Herausgabe
seiner „Ausgewählten Werke" rüstig vorwärts. Bereits bei dem
Erscheinen ihrer ersten Bände haben wir Schefer's literarischen Cha¬
rakter zu zeichnen versucht (Grenzboten 1845. Ur. 33.) und glauben
also jetzt einer nochmaligen speciellen Besprechung überhoben zu sein.


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[0039] Das in Kronstäbe erscheinende siebenbürger Wochenblatt bringt einen Stammbaum, wornach der deutsche Schriftsteller, Corvin-Wiers- bitzky in Leipzig, der Sprößling einer gräflichen Familie wäre, die ihren Ursprung von dem berühmten Corviner Hunyades herleitet. Er wurde 1812 zu Gumbinnen geboren, wo sein Bater Postdirector war, der bald starb, worauf sich seine Mutter zum zweiten Male mit dem Gymnastalprofessor Thiersch zu Halberstadt vermählte. Nebenbei halt das genannte Blatt den schriftstellerischen Bestrebungen des Herrn von Corvin, zumal was die Popularisirung der Geschichte betrifft, eine warme Lobrede und empfiehlt namentlich seine Historischen Denkmale des christlichen Fanatismus und die in Gemeinschaft mit Held heraus¬ gegebene Jllustcirte Weltgeschichte zur Volkslectüre. IV. Literarische Anzeigen. Es gibt erstaunlich viel Bühncnalmanachs und dennoch muß man bekennen, ihre Zeit ist vollkommen vorüber. Wer mag auch Schauspiele lesen? Man will sie sehen und hören. Und dennoch immer wieder neue Versuche zu derartigen Taschenbüchern! Auch die „norddeutsche Thalia", Taschenbuch für Freunde des Theaters auf das Jahr 1846 ist ein solcher und Karl F. Ottmann der Heraus¬ geber. Fast mag man fürchten, daß auch dieser Versuch mißglücken werde. Hottey's längst bekanntes Quodlibet „Eines Schauspielers Morgenstunde" beginnt das Buch. „Dramatische Frauencharaktere" von Feodor West sind dessen frischester Beitrag, obschon auch er über Ophelia's, Julia's und Gräfin Orsina's dramatische Auffassung eben nicht viel Neues sagt. Ottmann'ö Schwank „Ein Nendez-Vous" macht sich vielleicht auf der Bühne am-üsanter, als bei der Lektüre. „Der Malersaal", Genrebild von R. Bürkner — wie kommt diese vom Theater ganz abseits liegende Novelle hierher? Die „Musika¬ lische Reiseskizzen" von F. W. Markull sind sür die Beurtheilung des musikalischen Leipzig nicht uninteressant. Leopold Schefer entwickelt jetzt eine außerordentliche Thätigkeit. Wahrend bei Brockhaus eine neue Novelle. „Ge-nsvion von Toulouse" erschien und die Aufmerksamkeit der literarischen Welt dem eigenthüm¬ lichen Dichter von Neuem zugelenkt, schreitet gleichzeitig die Herausgabe seiner „Ausgewählten Werke" rüstig vorwärts. Bereits bei dem Erscheinen ihrer ersten Bände haben wir Schefer's literarischen Cha¬ rakter zu zeichnen versucht (Grenzboten 1845. Ur. 33.) und glauben also jetzt einer nochmaligen speciellen Besprechung überhoben zu sein. 5-i-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/39>, abgerufen am 24.11.2024.