Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.lich die gleichzeitige Absetzung mehrerer Beamten und die Bestrafung "Wie Sie wissen, stand ich in jener Nacht in den Vorgemächern "Bei der Section der päpstlichen Leiche, der nur wenige Zeugen lich die gleichzeitige Absetzung mehrerer Beamten und die Bestrafung „Wie Sie wissen, stand ich in jener Nacht in den Vorgemächern „Bei der Section der päpstlichen Leiche, der nur wenige Zeugen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0351" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182774"/> <p xml:id="ID_1000" prev="#ID_999"> lich die gleichzeitige Absetzung mehrerer Beamten und die Bestrafung<lb/> einiger Mitglieder hochstehender Familien vergleicht, so möchte man<lb/> beinahe Gedanken Raum geben.... Betrachten Sie die Sache, wie<lb/> Sie wollen, so bleibt es immerhin ein sonderbarer Zufall, daß unge¬<lb/> fähr um dieselbe Zeit, in welcher Leo im dritten Jahre seiner Regie¬<lb/> rung mehrere Personen aus seiner nächsten Umgebung entfernte, auch<lb/> sein Körperleiden größtentheils verschwunden war,, und er in den dar¬<lb/> auf folgenden zwei Jahren, bis zu seiner letzten, nur fünf Tage<lb/> langen Krankheit sich kräftig und rüstig zeigte. Kommen wir aus<lb/> diese Krankheit selbst zu sprechen! Leo hatte noch unmittelbar vor<lb/> derselben den an der Gicht darnieder liegenden Cardinal-Staatssecre-<lb/> tär Bernettl besticht. Von diesem zurückkehrend fühlte er sich nach<lb/> dem Abendessen unwohl und legte sich zu Bette, um nie wieder<lb/> aufzustehen. Am vierten Tag schien die Lebensgefahr vorüber zu sein;<lb/> aber in der darauf folgenden Nacht nahm das Uebel eins's Neue und<lb/> unerwartet schnell eine so schlimme Wendung, daß Leo schon am fünf¬<lb/> ten Morgen um 9 Uhr verschied. Es war der 10. Febr. 1829."</p><lb/> <p xml:id="ID_1001"> „Wie Sie wissen, stand ich in jener Nacht in den Vorgemächern<lb/> Wache. Ich sah viele Gesichter, freudige und ängstliche, die sich her¬<lb/> zudrängten, um Erkundigungen über das Befinden des hohen Patien¬<lb/> ten einzuziehen) und als nach dem Verscheiden des Papstes ein aus<lb/> dessen Zimmern tretender Monsignore den in dem Vorgemach versammel¬<lb/> ten Prälaten und hohen Herren die traurige Botschaft verkündigte,<lb/> konnte ein Psycholog die Bemerkung machen, daß Mehrere in dieser<lb/> -Versammlung einen solchen Ausgang der Krankheit sehnlichst erwar¬<lb/> tet zu haben schienen." / , ,</p><lb/> <p xml:id="ID_1002"> „Bei der Section der päpstlichen Leiche, der nur wenige Zeugen<lb/> beiwohnen durften, sollen nicht alle Aerzte zugelassen worden sein, die<lb/> das Ceremomell erfordert. Auch unterblieb die ärztliche Erklärung<lb/> des Uebels, an dem der Papst gestorben!...."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0351]
lich die gleichzeitige Absetzung mehrerer Beamten und die Bestrafung
einiger Mitglieder hochstehender Familien vergleicht, so möchte man
beinahe Gedanken Raum geben.... Betrachten Sie die Sache, wie
Sie wollen, so bleibt es immerhin ein sonderbarer Zufall, daß unge¬
fähr um dieselbe Zeit, in welcher Leo im dritten Jahre seiner Regie¬
rung mehrere Personen aus seiner nächsten Umgebung entfernte, auch
sein Körperleiden größtentheils verschwunden war,, und er in den dar¬
auf folgenden zwei Jahren, bis zu seiner letzten, nur fünf Tage
langen Krankheit sich kräftig und rüstig zeigte. Kommen wir aus
diese Krankheit selbst zu sprechen! Leo hatte noch unmittelbar vor
derselben den an der Gicht darnieder liegenden Cardinal-Staatssecre-
tär Bernettl besticht. Von diesem zurückkehrend fühlte er sich nach
dem Abendessen unwohl und legte sich zu Bette, um nie wieder
aufzustehen. Am vierten Tag schien die Lebensgefahr vorüber zu sein;
aber in der darauf folgenden Nacht nahm das Uebel eins's Neue und
unerwartet schnell eine so schlimme Wendung, daß Leo schon am fünf¬
ten Morgen um 9 Uhr verschied. Es war der 10. Febr. 1829."
„Wie Sie wissen, stand ich in jener Nacht in den Vorgemächern
Wache. Ich sah viele Gesichter, freudige und ängstliche, die sich her¬
zudrängten, um Erkundigungen über das Befinden des hohen Patien¬
ten einzuziehen) und als nach dem Verscheiden des Papstes ein aus
dessen Zimmern tretender Monsignore den in dem Vorgemach versammel¬
ten Prälaten und hohen Herren die traurige Botschaft verkündigte,
konnte ein Psycholog die Bemerkung machen, daß Mehrere in dieser
-Versammlung einen solchen Ausgang der Krankheit sehnlichst erwar¬
tet zu haben schienen." / , ,
„Bei der Section der päpstlichen Leiche, der nur wenige Zeugen
beiwohnen durften, sollen nicht alle Aerzte zugelassen worden sein, die
das Ceremomell erfordert. Auch unterblieb die ärztliche Erklärung
des Uebels, an dem der Papst gestorben!...."
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