Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Deutschen (184l), ein sehr bedeutendes Werk, und seine deutsche Mit ihrer Vollendung will er, wie er in ver Vorrede zu seinen "Wir gingen lange zur Schule und hörten die Sagen von den Zu einer Beurtheilung dieses eigenthümlichen Geschichtswerkes null Jetzt beschäftigt sich Wirth vorzugsweise mit Astronomie. Von Deutschen (184l), ein sehr bedeutendes Werk, und seine deutsche Mit ihrer Vollendung will er, wie er in ver Vorrede zu seinen „Wir gingen lange zur Schule und hörten die Sagen von den Zu einer Beurtheilung dieses eigenthümlichen Geschichtswerkes null Jetzt beschäftigt sich Wirth vorzugsweise mit Astronomie. Von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182763"/> <p xml:id="ID_959" prev="#ID_958"> Deutschen (184l), ein sehr bedeutendes Werk, und seine deutsche<lb/> Geschichte, welche jetzt gerade vollendet ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_960"> Mit ihrer Vollendung will er, wie er in ver Vorrede zu seinen<lb/> Denkwürdigkeiten sagt, seine literarische Thätigkeit schließen. Diese<lb/> deutsche Geschichte ist ein tüchtiges Geschichtswerk, das von tiefen Stu¬<lb/> dien und noch tieferer Vaterlandsliebe zeugt. Sie ist durch und durch<lb/> quellenmäßig behandelt, und faßt die Zustände des Mittelalters von<lb/> einem ganz neuen Standpunkte auf. Ueber die Art seiner Behandlung<lb/> deutscher Geschichte äußert er in der Vorrede (S. 41) sich selbst also:</p><lb/> <p xml:id="ID_961"> „Wir gingen lange zur Schule und hörten die Sagen von den<lb/> Freuden und Leiden der Vorzeit; aber nicht mehr der Kurzweile und<lb/> des Vergnügens, nicht mehr gelehrter Schulzwecke willen, mögen wir<lb/> Geschichte lernen und lehren, sondern als ein mächtiges Mit¬<lb/> tel, den Geist eines gesunkenen Geschlechtes zu verjün¬<lb/> gen, die Ausartung der Gesinnung zu bekämpfen und<lb/> die Triebfedern zur Erweckung eines würdigeren Staatö-<lb/> und Volkslebens zu ermitteln. Geschichte soll uns lebendige<lb/> Staatskunst werden, eine nützliche Wissenschaft, welche uns zeigt, auf<lb/> welchem Wege Deutschland im 14. Jahrhundert zu Grunde gerichtet<lb/> wurde, und wodurch allein unser Vaterland wieder gehoben werden<lb/> kann." —</p><lb/> <p xml:id="ID_962"> Zu einer Beurtheilung dieses eigenthümlichen Geschichtswerkes null<lb/> ich mich hier nicht versteigen; aber ich erinnere mich noch lebhast an die<lb/> herrlichen Stunden, die ich mit dem Studium dieses Werkes zubrachte.<lb/> Es ist wirklich zu traurig, daß solche lebensfrische Werke, die noch<lb/> dazu von Männern herrühren, die für die Nation so viel gelitten und<lb/> noch mehr gethan haben, oft von den geistlosesten Compilationen dür¬<lb/> rer Pädagogen verdrängt werden. Auch von Wirth's deutscher Ge¬<lb/> schichte läßt sich das sagen, denn sie ist, zumal in Norddeutschland,<lb/> fast ganz unbekannt, und das ist gewiß für Wirth selbst traurig, aber<lb/> noch trauriger für die politische und historische Bildung unseres Vater¬<lb/> landes. —</p><lb/> <p xml:id="ID_963" next="#ID_964"> Jetzt beschäftigt sich Wirth vorzugsweise mit Astronomie. Von<lb/> jeher hatte er große Neigung zu mathematischen Studien, welche wohl<lb/> durch die Fehlschlagung seiner politischen Pläne verstärkt sein mag.<lb/> Jetzt sucht er des Abends, wenn die Sterne so licht und klar herunter<lb/> blicken, am Himmel die Gesetze des Bewegens, die Ordnung der Wel¬<lb/> ten zu erforschen, die er auf der Erde nicht finden konnte; er ist jetzt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
Deutschen (184l), ein sehr bedeutendes Werk, und seine deutsche
Geschichte, welche jetzt gerade vollendet ist.
Mit ihrer Vollendung will er, wie er in ver Vorrede zu seinen
Denkwürdigkeiten sagt, seine literarische Thätigkeit schließen. Diese
deutsche Geschichte ist ein tüchtiges Geschichtswerk, das von tiefen Stu¬
dien und noch tieferer Vaterlandsliebe zeugt. Sie ist durch und durch
quellenmäßig behandelt, und faßt die Zustände des Mittelalters von
einem ganz neuen Standpunkte auf. Ueber die Art seiner Behandlung
deutscher Geschichte äußert er in der Vorrede (S. 41) sich selbst also:
„Wir gingen lange zur Schule und hörten die Sagen von den
Freuden und Leiden der Vorzeit; aber nicht mehr der Kurzweile und
des Vergnügens, nicht mehr gelehrter Schulzwecke willen, mögen wir
Geschichte lernen und lehren, sondern als ein mächtiges Mit¬
tel, den Geist eines gesunkenen Geschlechtes zu verjün¬
gen, die Ausartung der Gesinnung zu bekämpfen und
die Triebfedern zur Erweckung eines würdigeren Staatö-
und Volkslebens zu ermitteln. Geschichte soll uns lebendige
Staatskunst werden, eine nützliche Wissenschaft, welche uns zeigt, auf
welchem Wege Deutschland im 14. Jahrhundert zu Grunde gerichtet
wurde, und wodurch allein unser Vaterland wieder gehoben werden
kann." —
Zu einer Beurtheilung dieses eigenthümlichen Geschichtswerkes null
ich mich hier nicht versteigen; aber ich erinnere mich noch lebhast an die
herrlichen Stunden, die ich mit dem Studium dieses Werkes zubrachte.
Es ist wirklich zu traurig, daß solche lebensfrische Werke, die noch
dazu von Männern herrühren, die für die Nation so viel gelitten und
noch mehr gethan haben, oft von den geistlosesten Compilationen dür¬
rer Pädagogen verdrängt werden. Auch von Wirth's deutscher Ge¬
schichte läßt sich das sagen, denn sie ist, zumal in Norddeutschland,
fast ganz unbekannt, und das ist gewiß für Wirth selbst traurig, aber
noch trauriger für die politische und historische Bildung unseres Vater¬
landes. —
Jetzt beschäftigt sich Wirth vorzugsweise mit Astronomie. Von
jeher hatte er große Neigung zu mathematischen Studien, welche wohl
durch die Fehlschlagung seiner politischen Pläne verstärkt sein mag.
Jetzt sucht er des Abends, wenn die Sterne so licht und klar herunter
blicken, am Himmel die Gesetze des Bewegens, die Ordnung der Wel¬
ten zu erforschen, die er auf der Erde nicht finden konnte; er ist jetzt
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