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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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in Masse, und dieser Frater schließt seine Predigt mit den Worten:
"Eure Erfolge, ihr Philosophen, habt ihr gehabt, die unsrigen kommen
nun an die Reihe. Seht diesen Tempel an! Vor sunfzig Jahren
hattet ihr seine Heiligen zerschlagen und seine Altäre umgestürzt; wir
haben sie wieder aufgerichtet, gebt uns noch fünfzig Jahre und wir
wollen sehen, wo ihr mit eurer Philosophie geblieben seid, Frank¬
reich ist katholisch und die Welt wird Frankreich folgen." Das Ban¬
quierviertel von Chaussee d'Antiu hat dem Katholicismus eine gol¬
dene Kirche gebaut, "möglichst geschmacklos, aber golden und elegant."
Einen "eleganten, jungen Pfaffen" Hort Rüge in dieser Kirche "den
Banquiers die Unsterblichkeit versprechen; er feste alle die Fälle, wie
schrecklich es wäre, wenn sie es nicht wären; nur das fiel ihm nicht
ein, zu bedenken, wie schrecklich es ist, daß sie leben, und er dazu."
Aus den niederen Ständen wirbt man die Pfaffen heerdenweise an,
besonders auf dem Lande, die "vn:-; ix","-in>ti"s... Die Anlitatho-
lischen wollen wenigstens die Religion als Leitfaden für'S Volk. Kurz,
"mit unbegreiflicher Schnelligkeit ist die Romantik des nennzehnrcn
Jahrhunderts von der Aufklärung des achtzehnten bis zum crassesten
Jesuitismus und dem widerlichsten Mönchs-, Nonnen- und Verdum-
mungswesen zurückgekehrt.... Der Aberglaube, mit der jetzigen Ro¬
mantik und Unentschiedenst über das 18. Jahrhundert wesentlich
hinaus zu sein, ist so allgemein, daß er mir sogar auf der Polizeiprä-
fectur begegnete." "Nichts ist widerlicher, als Napoleon und sein Hof,
nichts flacher, trivialer und trostloser, als die gemalten Resultate der
Julirevolution." "Die Reaction knüpft sich an wirkliche lebendige
Eristenzen, an die Dvctrinärs, das Militär, die Beamten, die Geld-
männer, die Philister lind alles, was seiner Natur nach von dem Idea¬
len nicht durchdrungen wird." Dazu eine "neue Klasse von Tagedie¬
ben," die das rücksichtslose Schlaraffenleben der alten Aristokratie wie¬
derholt; "nichts steht in grellerem Widerspruch mit dem Ernst unserer
Zeit und ihrer Probleme, als dieser Leichtsinn und diese Leerheit eines
absolut nichtigen Treibens;" (man vergleiche - "Thuet Buße, denn das
Himmelreich ist nahe herbeigekommen").

Dieses Unwesen entschuldigt nun Rüge, um nicht Paris doch
noch als die neue Babel verloren geben zu müssen, damit, daß er den
"guten Geist" noch gar zu jung findet. "Die Revolution war ja die
erste Erinnerung daran, daß es einmal Helden, Republikaner und
freie Menschen in der Welt gab." Das war für's Erste ein süßer
Traum, das Erwachen, war katzenjämmerlich, der folgende wirkliche


in Masse, und dieser Frater schließt seine Predigt mit den Worten:
„Eure Erfolge, ihr Philosophen, habt ihr gehabt, die unsrigen kommen
nun an die Reihe. Seht diesen Tempel an! Vor sunfzig Jahren
hattet ihr seine Heiligen zerschlagen und seine Altäre umgestürzt; wir
haben sie wieder aufgerichtet, gebt uns noch fünfzig Jahre und wir
wollen sehen, wo ihr mit eurer Philosophie geblieben seid, Frank¬
reich ist katholisch und die Welt wird Frankreich folgen." Das Ban¬
quierviertel von Chaussee d'Antiu hat dem Katholicismus eine gol¬
dene Kirche gebaut, „möglichst geschmacklos, aber golden und elegant."
Einen „eleganten, jungen Pfaffen" Hort Rüge in dieser Kirche „den
Banquiers die Unsterblichkeit versprechen; er feste alle die Fälle, wie
schrecklich es wäre, wenn sie es nicht wären; nur das fiel ihm nicht
ein, zu bedenken, wie schrecklich es ist, daß sie leben, und er dazu."
Aus den niederen Ständen wirbt man die Pfaffen heerdenweise an,
besonders auf dem Lande, die »vn:-; ix»,»-in>ti»s... Die Anlitatho-
lischen wollen wenigstens die Religion als Leitfaden für'S Volk. Kurz,
„mit unbegreiflicher Schnelligkeit ist die Romantik des nennzehnrcn
Jahrhunderts von der Aufklärung des achtzehnten bis zum crassesten
Jesuitismus und dem widerlichsten Mönchs-, Nonnen- und Verdum-
mungswesen zurückgekehrt.... Der Aberglaube, mit der jetzigen Ro¬
mantik und Unentschiedenst über das 18. Jahrhundert wesentlich
hinaus zu sein, ist so allgemein, daß er mir sogar auf der Polizeiprä-
fectur begegnete." „Nichts ist widerlicher, als Napoleon und sein Hof,
nichts flacher, trivialer und trostloser, als die gemalten Resultate der
Julirevolution." „Die Reaction knüpft sich an wirkliche lebendige
Eristenzen, an die Dvctrinärs, das Militär, die Beamten, die Geld-
männer, die Philister lind alles, was seiner Natur nach von dem Idea¬
len nicht durchdrungen wird." Dazu eine „neue Klasse von Tagedie¬
ben," die das rücksichtslose Schlaraffenleben der alten Aristokratie wie¬
derholt; „nichts steht in grellerem Widerspruch mit dem Ernst unserer
Zeit und ihrer Probleme, als dieser Leichtsinn und diese Leerheit eines
absolut nichtigen Treibens;" (man vergleiche - „Thuet Buße, denn das
Himmelreich ist nahe herbeigekommen").

Dieses Unwesen entschuldigt nun Rüge, um nicht Paris doch
noch als die neue Babel verloren geben zu müssen, damit, daß er den
„guten Geist" noch gar zu jung findet. „Die Revolution war ja die
erste Erinnerung daran, daß es einmal Helden, Republikaner und
freie Menschen in der Welt gab." Das war für's Erste ein süßer
Traum, das Erwachen, war katzenjämmerlich, der folgende wirkliche


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[0293] in Masse, und dieser Frater schließt seine Predigt mit den Worten: „Eure Erfolge, ihr Philosophen, habt ihr gehabt, die unsrigen kommen nun an die Reihe. Seht diesen Tempel an! Vor sunfzig Jahren hattet ihr seine Heiligen zerschlagen und seine Altäre umgestürzt; wir haben sie wieder aufgerichtet, gebt uns noch fünfzig Jahre und wir wollen sehen, wo ihr mit eurer Philosophie geblieben seid, Frank¬ reich ist katholisch und die Welt wird Frankreich folgen." Das Ban¬ quierviertel von Chaussee d'Antiu hat dem Katholicismus eine gol¬ dene Kirche gebaut, „möglichst geschmacklos, aber golden und elegant." Einen „eleganten, jungen Pfaffen" Hort Rüge in dieser Kirche „den Banquiers die Unsterblichkeit versprechen; er feste alle die Fälle, wie schrecklich es wäre, wenn sie es nicht wären; nur das fiel ihm nicht ein, zu bedenken, wie schrecklich es ist, daß sie leben, und er dazu." Aus den niederen Ständen wirbt man die Pfaffen heerdenweise an, besonders auf dem Lande, die »vn:-; ix»,»-in>ti»s... Die Anlitatho- lischen wollen wenigstens die Religion als Leitfaden für'S Volk. Kurz, „mit unbegreiflicher Schnelligkeit ist die Romantik des nennzehnrcn Jahrhunderts von der Aufklärung des achtzehnten bis zum crassesten Jesuitismus und dem widerlichsten Mönchs-, Nonnen- und Verdum- mungswesen zurückgekehrt.... Der Aberglaube, mit der jetzigen Ro¬ mantik und Unentschiedenst über das 18. Jahrhundert wesentlich hinaus zu sein, ist so allgemein, daß er mir sogar auf der Polizeiprä- fectur begegnete." „Nichts ist widerlicher, als Napoleon und sein Hof, nichts flacher, trivialer und trostloser, als die gemalten Resultate der Julirevolution." „Die Reaction knüpft sich an wirkliche lebendige Eristenzen, an die Dvctrinärs, das Militär, die Beamten, die Geld- männer, die Philister lind alles, was seiner Natur nach von dem Idea¬ len nicht durchdrungen wird." Dazu eine „neue Klasse von Tagedie¬ ben," die das rücksichtslose Schlaraffenleben der alten Aristokratie wie¬ derholt; „nichts steht in grellerem Widerspruch mit dem Ernst unserer Zeit und ihrer Probleme, als dieser Leichtsinn und diese Leerheit eines absolut nichtigen Treibens;" (man vergleiche - „Thuet Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen"). Dieses Unwesen entschuldigt nun Rüge, um nicht Paris doch noch als die neue Babel verloren geben zu müssen, damit, daß er den „guten Geist" noch gar zu jung findet. „Die Revolution war ja die erste Erinnerung daran, daß es einmal Helden, Republikaner und freie Menschen in der Welt gab." Das war für's Erste ein süßer Traum, das Erwachen, war katzenjämmerlich, der folgende wirkliche

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/293>, abgerufen am 24.11.2024.