Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.licht emporzuheben/' In Paris, das ehedem halb den Pfaffen und licht emporzuheben/' In Paris, das ehedem halb den Pfaffen und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182667"/> <p xml:id="ID_682" prev="#ID_681" next="#ID_683"> licht emporzuheben/' In Paris, das ehedem halb den Pfaffen und<lb/> ihren Klöstern gehörte, hat man „dieses Geniste von der Erde vertilgt,<lb/> Straßen entstehen auf dem alten Kloftergrunde (des Montmartre) und<lb/> Menschen bewohnen und genießen was sonst dem traurigen Götzen<lb/> geopfert wurde und seinen widrigen Dienern zu Gute kam; nur das<lb/> kleine Fleckchen des Calvaire hat das böse Princip behauptet." Der<lb/> Protestantismus hat dann diese mittelalterliche Richtung nur volle»'<lb/> det; „mit dem Scheitern der Bauernkriege verlor derselbe seinen demo¬<lb/> kratischen und thatkräftigen Herzschlag; er machte seitdem alle Men¬<lb/> schen zu Mönchen (in der Gemeinde der Heiligen), zu Spießbürgern<lb/> im Leben und zu Theologen in der Wissenschaft." Die theologische<lb/> Wissenschaft, die theologische Philosophie, ist der letzte Ausfluß dieses<lb/> „bösen Wesens." „Der böse Geist des Protestantismus, der den Men¬<lb/> schen nur als Privatmenschen kennt — mit der Religion, die ihm den<lb/> Himmel verspricht, nachdem sie ihm die Erde (den Staat) entrissen,<lb/> mit der Kunst, die er in seinem „Kämmerlein", und mit der Wissen¬<lb/> schaft, die er in seinem Kopfe ganz privatim ausführen kann — dieser<lb/> böse Geist hat das Hegel'sche System bei seiner Schwäche, der Ab¬<lb/> straktion, gefaßt und lange festgehalten." Die Philosophie diente hier¬<lb/> nach nur der Reaction, welche das Mittelalter gegen die ersten An¬<lb/> fänge der Befreiung des Menschen ganz wiederherzustellen suchte, diente<lb/> der „Restauration." „Die besten Köpfe standen unter dem Befehl ihrer<lb/> Herren, die Alles, auch die Gelehrten besaßen. Selbst Dichter wie<lb/> Schiller und Goethe, nicht blos Universitätslehrer, wie Kant und Fichte,<lb/> gehörten zur Hof- und Staatsdienerschaft verdeutschen Privatkönige...<lb/> Schiller rief aus: Freiheit wohnt nur in dem Reiche der Träume!...<lb/> Später bewies dann die Philosophie (die Hegel'sche), daß Vernunft in<lb/> der Welt sei, wie sie sei. Alle Philosophen, die Systeme entwarfen<lb/> bis auf die neuesten Positivisten, führten nur die Theologie und die<lb/> religiösen Voraussetzungen weiter aus____ Und das Leben — das<lb/> Leben verlor an den Mönchsstand der Gelehrten seine Kraft, an den<lb/> Dienerstand der Actenmänner seine Lebendigkeit und an das Privat-<lb/> wesen der Spießbürger seine Geschichte. Es gibt keine Charaktere und<lb/> kein Volksleben in Deutschland." „Die Nachkommen der Aufklärer<lb/> (18 Jahrh.) selbst machten die Wiederherstellung des Christenthums,<lb/> diese Aufgabe der Jesuiten, zu ihrer Aufgabe;".....in letzterer Zeit<lb/> hat dann auch „Preußen dieselbe Aufgabe unverhohlen zu der seinigen<lb/> gemacht, und es ist umsonst gewesen, mit der einfachen Forderung auf¬<lb/> zutreten, Preußen, der protestantische Staat, müsse vielmehr die unge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
licht emporzuheben/' In Paris, das ehedem halb den Pfaffen und
ihren Klöstern gehörte, hat man „dieses Geniste von der Erde vertilgt,
Straßen entstehen auf dem alten Kloftergrunde (des Montmartre) und
Menschen bewohnen und genießen was sonst dem traurigen Götzen
geopfert wurde und seinen widrigen Dienern zu Gute kam; nur das
kleine Fleckchen des Calvaire hat das böse Princip behauptet." Der
Protestantismus hat dann diese mittelalterliche Richtung nur volle»'
det; „mit dem Scheitern der Bauernkriege verlor derselbe seinen demo¬
kratischen und thatkräftigen Herzschlag; er machte seitdem alle Men¬
schen zu Mönchen (in der Gemeinde der Heiligen), zu Spießbürgern
im Leben und zu Theologen in der Wissenschaft." Die theologische
Wissenschaft, die theologische Philosophie, ist der letzte Ausfluß dieses
„bösen Wesens." „Der böse Geist des Protestantismus, der den Men¬
schen nur als Privatmenschen kennt — mit der Religion, die ihm den
Himmel verspricht, nachdem sie ihm die Erde (den Staat) entrissen,
mit der Kunst, die er in seinem „Kämmerlein", und mit der Wissen¬
schaft, die er in seinem Kopfe ganz privatim ausführen kann — dieser
böse Geist hat das Hegel'sche System bei seiner Schwäche, der Ab¬
straktion, gefaßt und lange festgehalten." Die Philosophie diente hier¬
nach nur der Reaction, welche das Mittelalter gegen die ersten An¬
fänge der Befreiung des Menschen ganz wiederherzustellen suchte, diente
der „Restauration." „Die besten Köpfe standen unter dem Befehl ihrer
Herren, die Alles, auch die Gelehrten besaßen. Selbst Dichter wie
Schiller und Goethe, nicht blos Universitätslehrer, wie Kant und Fichte,
gehörten zur Hof- und Staatsdienerschaft verdeutschen Privatkönige...
Schiller rief aus: Freiheit wohnt nur in dem Reiche der Träume!...
Später bewies dann die Philosophie (die Hegel'sche), daß Vernunft in
der Welt sei, wie sie sei. Alle Philosophen, die Systeme entwarfen
bis auf die neuesten Positivisten, führten nur die Theologie und die
religiösen Voraussetzungen weiter aus____ Und das Leben — das
Leben verlor an den Mönchsstand der Gelehrten seine Kraft, an den
Dienerstand der Actenmänner seine Lebendigkeit und an das Privat-
wesen der Spießbürger seine Geschichte. Es gibt keine Charaktere und
kein Volksleben in Deutschland." „Die Nachkommen der Aufklärer
(18 Jahrh.) selbst machten die Wiederherstellung des Christenthums,
diese Aufgabe der Jesuiten, zu ihrer Aufgabe;".....in letzterer Zeit
hat dann auch „Preußen dieselbe Aufgabe unverhohlen zu der seinigen
gemacht, und es ist umsonst gewesen, mit der einfachen Forderung auf¬
zutreten, Preußen, der protestantische Staat, müsse vielmehr die unge-
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